AC/DC - Maximum Rock N Roll
Karriere war im Vorjahr gut fortgeschritten. Jetzt wollten sie einen Gang höher schalten, indem sie endlich eine Fernsehdokumentation und vor allem das lang geplante Livealbum veröffentlichten. Zumindest war es so gedacht.
Aber dann gab es in den ersten Monaten des Jahres einen heftigen Dämpfer – ähnlich wie Ende 1976, als sie aus Großbritannien nach Australien zurückgekehrt waren.
Vor allem Cliff Williams’ Einreiseprobleme bereiteten bei den Planungen ernsthafte Schwierigkeiten. Während der Rest der Band zwei Tage vor Weihnachten 1977 nach Australien zurückkehrte, gelang es Cliff nicht, in London die nötigen Visa zu erhalten. Einer der Beamten erklärte dem genervten Bassisten, dass wegen ihm, sollte er nach Australien einreisen, ein heimischer Musiker arbeitslos werden würde. Auch die britischen Roadies hatten Schwierigkeiten mit den erforderlichen Papieren. Schließlich schaltete sich die australische Musikergewerkschaft ein, um das Problem zu lösen.
AC/DC machten in den Medien keinen Hehl aus ihrem Ärger über die Behandlung durch die Behörden und den Schaden, der ihnen dadurch entstand. Es war weniger problematisch gewesen, der gesamten Band eine Arbeitserlaubnis für die USA zu besorgen.
Die australischen Medien wahrten inzwischen einen seltsam irritierenden Abstand. Als ob sie sich von AC/DC angesichts ihres wachsenden internationalen Erfolgs lossagen wollten.
Und dann war da auch noch der Fiskus, der von Bon ohne Vorwarnung Steuerrückzahlungen für die zurückliegenden elf Jahre verlangte.
AC/DC verbarrikadierten sich Anfang Januar in den Albert Studios. Mark Opitz, der in dieser Zeit auch an Face To Face , dem zweiten Album der Angels, arbeitete und der später für Cold Chisel, INXS, Kiss und Bob Dylan tätig war, betreute die Sessions als Tontechniker. George Young und Harry Vanda übernahmen die Produktion. Da Cliff Williams nicht vor Ort sein konnte, spielte zunächst George bei den Powerage -Sessions Bass. Die Songs entstanden wie schon zuvor vielfach am Klavier.
Mark Opitz: »Malcolm hatte ein paar Songelemente und Riffs. Wir probten ungefähr einen Monat in Studio B im Albert’s in der King Street. Wir fingen um acht Uhr abends an und arbeiteten bis in die frühen Morgenstunden.«
Da Cliff noch nicht da war, genoss Bon den seltenen Luxus, einmal ohne Druck an seinen Texten zu arbeiten, während parallel Rohversionen der Begleit-Tracks aufgenommen wurden.
Buzz Bidstrup (The Angels): »Ich fand es immer sehr witzig, wenn ich Bon in einem der Büros im Albert’s sah, wie er an seinen Texten saß. Ich konnte einmal durch seine Notizbücher blättern und sehen, welche Zeilen er gestrichen hatte.«
Für Mark Opitz zeigte sich bei diesen Sessions wieder eine prägende Seite in Bons Charakter.
Mark Opitz: »Eines Morgens, als wir die Playbacks mit einigen Schwachsinnstexten versehen hatten, kam Bon und sagte: ›Alter, hast du was zu rauchen?‹ Ich sagte: ›Ja, hab ich.‹ Ich hatte ein bisschen Hasch, brach das Stück in zwei Teile und gab ihm eine Hälfte. Nicht viel, vielleicht ein Stück für zehn Dollar. Er sagte: ›Geil, Alter! Du hast mir das Leben gerettet!‹ Dann zog er los und schrieb Texte.« Einige Monate später streunte Opitz durch den Albert’s-Komplex und hörte, dass jemand seinen Namen rief. Es war Bon.
»Er sagte: ›Mann, Alter, ich such dich schon seit einer Ewigkeit!‹ Und dann zog er einen riesigen Haschbrocken hervor, brach ihn auseinander und reichte mir ein Stück. Es war ihm egal, dass es zwanzigmal größer war.«
Eines Abends ging Bon ins Selina’s, einen Club im östlichen Sydneyer Vorort Coogee, um sich die Angels anzusehen, die kurz vor der Veröffentlichung von Face To Face vor einem großen Publikum auftraten. Und natürlich endete er auf der Bühne mit seinen Freunden.
John Brewster (The Angels): »Wir waren keine Arschlöcher, aber wir ließen sonst nie irgendjemanden auf die Bühne. Nie. Aber Bon passte einfach rein. Ich weiß nicht, wie es dazu kam, aber plötzlich stand er mit uns oben. An diesen Moment werde ich mich mein Leben lang erinnern. Glücklicherweise waren wir dem gewachsen.«
Nachdem AC/DC einige Wochen an den Grundlagen für das Album gefeilt hatten, atmeten alle erleichtert auf, als Cliff endlich Ende Januar auf australischem Boden landete. Jetzt konnte es mit den Arbeiten an der Platte richtig losgehen.
Im Studio hatte Angus seine Gitarre ständig um. Er spielte überall, sogar auf dem Klo. Wieder kam seiner
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