AC/DC - Maximum Rock N Roll
gerade AC/DCs liebste Tourneestation, nachdem es in der Vergangenheit ein paar Mal unangenehme Zwischenfällen gegeben hatte. Etwa bei ihrem ersten Pariser Konzert mit Black Sabbath 1977, als die Crew ihnen schadhafte Verstärker angedreht hatte. Bon traf sich mit seinem Kumpel Bernie von der französischen Band Trust. Die beiden beschlossen, die ganze Tour mit dem Zug zu reisen. Bernie staunte nicht schlecht, als er sah, dass Bon noch vor Mittag drei doppelte Whiskys kippte. Aber Bon war eben Bon. Er amüsierte sich großartig, und seine Laune war ansteckend.
Als die Band nach Paris kam, hatte Bon keine Stimme mehr.
»Sie mussten einen Arzt rufen«, berichtete Bernie Francis Zégut im November 1997 im RTL Radio. »Als der Doc gegangen war, schnappte sich Bon ein Glas Whisky und Cola und sagte: ›Doctor Whisky!‹«
Glücklicherweise war es die letzte Woche der Tour, aber am 9. Dezember standen für AC/DC an einem Tag zwei ausverkaufte Konzerte im Pavillon de Paris an. Angus konnte sich gut vorstellen, wie die französischen Fans reagieren würden:
Malcolm in Grenoble, Frankreich, Dezember 1979.
»Die meinten bestimmt: Diese Typen werden auf die Bühne kommen und sich vier Stunden lang [also zwei Shows] die Seele rausschwitzen – das macht die Sache noch aufregender.«
Die Begeisterung erfasste alle Gesellschaftsschichten.
Angus: »Selbst Modedesigner waren im Publikum, selbst Yves Saint-Laurent war da!«
Beide Konzerte wurden aufgezeichnet. Das zweite, das am Abend stattfand, bildete die Grundlage für die Musikdokumentation, die später unter dem Titel Let There Be Rock weltweit in die Kinos kam. Dabei hatten die Filmemacher Eric Dionysius und Eric Mistler ursprünglich nur einen Videoclip drehen wollen. Das Management wollte zuvor aber einige der früheren Arbeiten der beiden Regisseure sehen. Genau da gab es ein Problem.
Eric Dionysius: »Wir hatten noch gar nicht viel gemacht. Also blufften wir und erzählten Peter Mensch, dass unsere früheren Filme in Übersee lägen und wir hier nur einen einzigen Clip von der französischen Band Bijou hätten. Dieses dreieinhalbminütige Video schickten wir ihnen, und sie fanden es wohl gut. Etwa eine Woche später bekamen wir das Okay. Sie gingen allerdings davon aus, dass wir einen abendfüllenden Spielfilm drehen wollten! Also sagten wir uns: ›Probieren wir mal, ob wir so etwas finanzieren können. ‹ Wir haben uns überall Geld geliehen.«
Dieser Film sollte nicht nur die überwältigende Bühnenpräsenz der Band einfangen, sondern auch zeigen, was bei AC/DCs bisher erfolgreichster Tournee backstage lief.
Dionysius hatte AC/DC zuvor noch nie live gesehen und wollte sich einen Eindruck verschaffen, was auf ihn zukam. Daher reisten er und Mistler zwei Wochen vor dem Gig in Paris nach Ludwigshafen, um die Band auf Videokamera einzufangen. Anschließend stellten sie in Paris ein Filmteam zusammen und begannen drei Tage vorher in Metz, Reims und Lille mit den Dreharbeiten. Dann wurde es in Paris richtig ernst.
Die Interviews mit den Musikern fanden in Metz in den Hotelzimmern der Band statt. Die Aufnahmen, die während der Fahrten im Tourbus entstanden und AC/DC in lockerer Atmosphäre beim Pokerspielen, Quatschen und Fernsehgucken zeigen, wurden später für den Endschnitt nicht verwendet. In Reims filmten die Regisseure die Musiker bei einem Streifzug durch die Champagnerkellereien. Malcolm widmete sich später noch seiner zweiten großen Leidenschaft neben der Musik – dem Fußball.
In Metz wurden auch jene Szenen gefilmt, die später den Anfang des Films bildeten, als Angus mit seiner Gitarre durch die leere Halle wandert und den Sound testet.
Eric Dionysius: »Wir dachten, wir würden keine Zeit haben, das in Paris aufzuzeichnen. Außerdem funktionierte die kabellose Tonübertragung der Gitarre dort noch nicht. Aber ich fand, der Sound in Metz war überwältigend. Es war, als ob er in einer Kathedrale spielte.«
Nicht nur Malcolm, auch die anderen Bandmitglieder gingen nebenbei ihren Hobbys nach. Angus zeichnete immer noch gern – damals provozierte er beispielsweise gern mit kleinen Teufelchen.
Die Szenen, in denen Autonarr Phil einen Porsche fährt und Cliff scheinbar ein Flugzeug aus dem Ersten Weltkrieg steuert, entstanden in La Ferté Alais, einem Flughafen südlich der französischen Hauptstadt.
Am Tag der beiden großen Shows in Paris war eine Filmcrew von vierzig Mann im Einsatz. Die meisten davon hatten die Band noch nie zuvor live
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