AC/DC - Maximum Rock N Roll

Aber wir konnten nicht pennen, weil uns das verdammte Speed die ganze Nacht wach hielt. Also wurde weitergebechert. Und wenn wir dann noch mehr intus hatten, tauchte auch immer jemand mit noch mehr Speed auf. Einmal saßen Bon, Jim und ich unten an den Klippen. Wir hatten zwei oder drei Nächte durchgemacht. Ich fühlte mich ziemlich verkatert und kaputt, aber Bon wollte einen Dauerlauf am Strand machen. Ich dachte schon, er würde einen Herzinfarkt kriegen. Er war echt irre. Wenn du auf seiner Wellenlänge lagst, war Bon dein bester Freund. Wie sehr er auch drauf war, Bon konnte immer der charmanteste Mensch der Welt sein.«
    Einige Tage nach dem Gig im Family kehrte Bon für die letzten Konzerte der Highway To Hell -Tour nach Frankreich zurück. Danach standen die Aufnahmen für das neue Album an. Auf dem Foto, das Robert Ellis auf der Tournee von ihm machte und das auf dem Cover der Single »Touch Too Much« prangte, wirkt er unbesiegbar: Er stand auf der Bühne, mit nackter Brust, einer Jeansweste mit abgerissenen Ärmeln, einer dicken Gürtelschnalle und hautengen Jeans, den Kopf zurückgeworfen und ein Bein auf den Monitor gestützt. Es war ein Foto, das Bon sich als Visitenkarte hätte drucken lassen können. Es fing genau ein, was er für seinen Lebensunterhalt tat: Er war der Sänger der besten Rockband der Welt.
    Das letzte Konzert der Highway To Hell -Tournee war ein Auftritt im Gaumont in Southampton, der vor Weihnachten ausgefallen und deshalb auf den 27. Januar verschoben worden war. Ian Jeffery ist der Ansicht, dass Bon hier das erste und einzige Mal trank, bevor er auf die Bühne ging. Es war in mehrfacher Hinsicht ein symbolischer Abend, auch wenn der Grund für seinen Rausch vermutlich die Party des Vorabends war – er hatte schlicht und einfach durchgesoffen.
    Die Highway To Hell -Tour war das bisher größte Unternehmen der Band gewesen. Jeder war gespannt, was die Zukunft bringen würde. All die Anstrengungen der Tage on the road, die AC/DC hinter sich gebracht hatten, seit sie im April 1976 aus Australien abgereist waren, zahlten sich nun aus: Allmählich steigerten sich nicht nur die Besucherzahlen bei den Konzerten, auch die Verkaufszahlen der Platten gingen kontinuierlich in die Höhe.
    Bon sah sich eins der drei Konzerte seiner Kumpels von UFO an, die im Londoner Hammersmith Odeon am 3., 4. und 5. Februar stattfanden. Seit sie miteinander auf Tour waren, liebte er die englische Band für ihre Bodenständigkeit und ihre direkte Aggressivität auf der Bühne. Und natürlich fand er es auch höchst angenehm, dass sie eine gute Party ebenso sehr zu schätzen wussten wie er selbst. Allerdings griffen einige UFO-Musiker dabei auch zu Heroin, wie Pete Way Geoff Barton in Classic Rock vom Februar 2005 berichtete.
    »Bei UFO kursierten harte Drogen. Wir nahmen es wie immer nach dem Konzert. Wenn man noch nie Heroin konsumiert hat und dann trinkt, stehen die Chancen gut, dass man einpennt, sich im Schlaf erbricht, erstickt und stirbt.«
    AC/DC waren zu dieser Zeit offiziell nicht auf Tournee, aber es gab dennoch vereinzelte Promotiontermine.
    Am 7. Februar 1980 traten sie in der britischen Fernsehsendung Top Of The Pops auf und spielten »Touch Too Much«. Die Band war nie besonders begeistert, wenn sie vor Studiokameras spielen musste. Diesmal verschärfte sich die Situation zusätzlich, als die Regie ihnen erklärte, dass Angus – wie einst Elvis Presley bei seinem historischen ersten Auftritt in der Ed Sullivan Show 1956 – lediglich von der Hüfte aufwärts gezeigt werden sollte.
    Zwei Tage später war die Stimmung wieder besser. AC/DC absolvierten in Madrid ihren ersten Auftritt im spanischen Fernsehen bei Aplauso und spielten dabei »Beating Around The Bush«, »Girls Got Rhythm« und »Highway To Hell«. Am nächsten Morgen gab es eine Pressekonferenz.
    Bon freute sich sehr auf das nächste AC/DC-Album und erzählte jedem, der ihm über den Weg lief, von der kommenden Platte. Seine Texte auf Highway To Hell bewiesen, dass er zu einem noch nicht da gewesenen Höhenflug ansetzte. Wahrscheinlich hatte er sogar im Schlaf sein spitzbübisches Lächeln auf den Lippen.
    Er hatte bereits neue Texte geschrieben, die er nach einem Besuch bei Ian Jeffery in dessen Wohnung vergaß. Die Mappe gab einen faszinierenden Einblick in die Methoden des Sängers.
    Ian Jeffery: »Die Texte waren bruchstückhaft, aber so ging Bon immer vor. Er hatte einen Notizblock, den er aufklappte, um sich ein paar Zeilen