AC/DC - Maximum Rock N Roll
Flur riefen.
Tony Platt: »Rick Rubin produzierte gerade The Cult im Studio A, und wir haben uns in die Zwischentür direkt vor das Studio gestellt. Man konnte hören, wie ein Stückchen von Back In Black angespielt wurde, gefolgt von ein paar Takten Led Zeppelin. Was war denn da los? Ein Assistent sagte: ›Na ja, er sucht die Gitarrensounds von Back In Black , den Drumsound von Highway To Hell und den Gesang von Led Zeppelin.‹ Tatsächlich hat Rubin sich beim Abmischen den Gitarrensound von The Cult angehört und direkt mit dem angestrebten Sound von Back In Black verglichen. Bei den anderen Instrumenten war es genauso.«
Das daraus resultierende Album von The Cult, Electric , aus dem Jahr 1987, war das wohl bekannteste Produkt einer großen Zahl von AC/DC-Nachahmern. Keiner davon stellte für die Band eine ernsthafte Herausforderung dar; es waren bestenfalls ehrfürchtige Imitatoren.
Malcolm und Angus waren in Sydney, um ganz entspannt ein paar Ideen weiter auszuarbeiten und mit der Vorproduktion der Platte Blow Up Your Video zu beginnen. Für sie war es eine willkommene Auszeit vom Druck des Album-Tour-Album-Takts der letzten Jahre.
An einem freien Abend im April 1987 suchte Angus, der sich ansonsten äußerst selten in die Öffentlichkeit wagte, den St. George Sailing Club im Süden Sydneys auf, um sich Jason & the Scorchers aus Nashville – ebenfalls eine Band, die AC/DC huldigte – anzusehen.
Warner Hodges (the Scorchers): »Ich war gerade zum Soundcheck aufgetaucht und machte mich auf den Weg zur Bühne, als ich aus dem Augenwinkel heraus einen ziemlich kleinen Typen erkannte. Leck mich am Arsch! Da stand Angus Young in unserer Garderobe!«
Jason Ringenberg: »Am meisten beeindruckt hat mich, als er davon erzählt hat, dass er an diesem Tag morgens um sechs Uhr aufgestanden war, um an Songs zu arbeiten. Ich hatte noch nie von einem Rocker mit dieser Arbeitsmoral gehört. Er sagte, er könne nicht lange bleiben, weil er am nächsten Morgen wieder genauso früh rausmüsse.«
Bis zum Juli war das Rohmaterial aus Angus’ und Malcolms Sessions so weit, dass es mit der gesamten Band bei Proben in den Londoner Nomis Studios in Form gegossen werden konnte. Innerhalb von 14 Tagen waren die Songs aufnahmereif. Man wollte da anfangen, wo Who Made Who aufgehört hatte – eine clevere Idee: Der Song wurde von den Lesern des Hit Parader zum zweitbesten Track des Jahres 1986 gekürt.
Who Made Who war wie ein Aufruf, sich wieder auf die Wurzeln zu besinnen, deshalb wurden erneut George Young und Harry Vanda verpflichtet, die Produktion zu übernehmen.
Seit der Veröffentlichung von Fly On The Wall hatten sich eine Menge junger Epigonen an die Fersen von AC/DC geheftet. So hatten in West Hollywood Guns N’ Roses das Licht der Welt erblickt, ihr Debütalbum Appetite For Destruction vorgelegt und damit dem Musik-Establishment eine Flasche Jack Daniel’s übergebraten. Später sollte die Band mit dieser Platte sogar eine ganze Ära definieren. Sie tranken, fluchten, standen für Protest, strahlten eine geheimnisvolle Coolness aus und spielten Rock’n’ Roll, wie ihn seit Jahren keiner mehr gespielt hatte – mit Ausnahme von AC/DC. Und sie hatten eine mehr als passable Version von »Whole Lotta Rosie« im Programm.
Am anderen Ende des Rockspektrums gab es Schönlinge mit toupierten Haaren und Spandexhosen wie Bon Jovi und Poison. Zwischen 1986 und 1988 waren Bon Jovi mit dem phänomenal erfolgreichen Album Slippery When Wet und seinem Nachfolger New Jersey die weltweit erfolgreichste Rockband. Sie waren so populär, dass es bei einem Preisausschreiben, bei dem man das Geburtshaus des Sängers Jon Bon Jovi gewinnen konnte, mehrere Millionen Teilnehmer gab.
Für AC/DC war es deshalb überlebenswichtig, dass sie ihren Platz im Rockgenre fernab der Konkurrenz fanden.
Ironischerweise befand sich das Studio, das sie sich ausgesucht hatten, um die Jack Daniel’s gurgelnden Guns N’ Roses und ihre Kollegen in die Schranken zu verweisen, in einem Schloss aus dem 12. Jahrhundert, inmitten eines abgeschiedenen Weinbergs. Trotz seiner Historie und der malerischen Umgebung waren die Arbeitsbedingungen dort eher mäßig – aber das Essen war exzellent.
Es gab keine Klimaanlage, und ihre Schlafstätten waren kaum mehr als Matratzen, die auf dem Boden lagen und somit Wanzen und Skorpionen eine willkommene Gelegenheit zum Besuch boten. Als dann ein Einheimischer fragte, ob sich die »weiße Lady« – ein Geist, der
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