AC/DC - Maximum Rock N Roll
sprang, zog er sich eine üble Bänderzerrung im Knöchel zu.
Im Juli tauchte die ganze Band auch noch einmal im Bondi Lifesaver auf. Bei den beiden Konzerten war Williams erstmals als Bassist zu erleben, allerdings nicht unter idealen Umständen. Denn da es Schwierigkeiten mit seiner Arbeitserlaubnis gegeben hatte, durfte der Brite gar nicht mit AC/DC auftreten – zumindest nicht offiziell.
Daher sollten die Lifesaver-Auftritte offiziell nicht angekündigt werden. Die Band dachte an Benefizkonzerte, die den klammen Liveclub finanziell unterstützen sollten. Allerdings hatte man sich wenig Mühe gegeben, den Namen der Band zu verschlüsseln – unter dem Pseudonym »The Seedies« waren AC/DC schon vorher bekannt. Und »Dirty Deeds« und »Surprise Live-Wire International Guest Act« gaben weitere Hinweise. So musste man kein Nobelpreisträger sein, um zu ahnen, wer dort auf der Bühne stehen würde.
Die Roadies schnappten sich jede Box, die sie auftreiben konnten, und türmten überall Equipment auf, auch in der Bar und vor dem Club.
Phil Eastick: »In dem Laden ging es richtig heiß her. Ich hatte bis dahin schon mehr als hundert AC/DC-Gigs gesehen, aber dies war der beste Auftritt, bei dem ich je dabei war. Einfach überwältigend.«
Am zweiten Abend hatte sich die Nachricht überall herumgesprochen. Die Fans, die sich in die kleine Halle quetschen konnten, erlebten einen der bedeutendsten Momente in der australischen Rockgeschichte.
Im Lifesaver haben sich viele große AC/DC-Anekdoten zugetragen: Angus trat beispielsweise in ein Glas, als er im Entengang zur Bar hinüberwatschelte. Die Sohlen seiner Turnschuhe waren offensichtlich nicht sehr robust. Ein Roadie leistete Erste Hilfe und riskierte Leib und Leben, um Angus’ Fuß mit Klebeband zu umwickeln, während der Patient ohne Unterbrechung weiter seine Show ablieferte. Anschließend verschmierte Angus die ganze Garderobe mit Blut.
Angus: »Ich denke, weil das ganze Adrenalin aus mir rausströmte, sah es schlimmer aus, als es war. Es war wie im Film, es sprudelte regelrecht aus mir raus. An dem Abend habe ich ein paar Mädchen vollgeblutet, die dann mit richtig viel Ketchup bekleckert nach Hause gingen.«
Bei Cliffs zweitem Konzert im Lifesaver blieb auch den hartgesottenen Konzertgängern der Mund offen stehen: Der Grund dafür war der Gastauftritt einer Freundin der Band. Fess Parker, der an jenem Abend mit Big Swifty (aus denen später die Radiators wurden) den Anheizer für AC/DC gemacht hatte, erinnert sich:
»Draußen stand ein Bus mit einem mobilen Studio, das den Auftritt mitschnitt. Die Leute standen auf den Tischen, auf der Bar, sie hingen sogar an den Wänden. Wir hatten unser Set gespielt, und ich ging nach vorn, um mir AC/DC anzusehen. Da kam ein Mädchen auf die Bühne, schnappte sich Bons Mikrofon und schob es sich unter den Rock! Ich konnte es nicht glauben! Das ist Rock’n’ Roll! Gleichzeitig musste ich so lachen, weil mir einfiel, dass sich der Typ im Aufnahmewagen bestimmt fragte: ›Wo sind denn die hohen Frequenzen hin? Was geht da ab?‹ Sie hatte das Ding richtig in sich drin! Hinten im Publikum wurde gejohlt und geklatscht, also ging ich mal nachschauen, was da los war: Ein Roadie hatte eine Frau vor sich auf einem Tisch und gab ihr eine schöne Vollbedienung, während alle Leute drum herum standen und klatschten.«
Angus: »Es war das reinste Babylon!«
Obwohl die Shows ein Riesenerfolg waren, nahmen es einige Leute AC/DC übel, dass sie Williams angeheuert hatten und in anderen Teilen der Welt immer beliebter wurden. Viele in der australischen Punkrockszene, die Radio Birdman und die Saints mochten und auch AC/DC wegen ihrer Intensität, Ehrlichkeit und Energie geschätzt hatten, wandten sich von der Band ab.
Roger Grierson (The Thought Criminals): »AC/DC wurden zu beliebt. Birdman waren weiter cool, weil sie eben Underground waren. Zu dieser Zeit herrschte ein richtiger Krieg. Es gab ganz klare Vorgaben, wer in und wer out war – oder wer als uncool galt, weil er zum Beispiel bei Countdown aufgetreten war. Cliff Williams sah einfach zu gut aus für diese Zeit – schließlich war es der Höhepunkt der Punk-Ära. Alle waren sich einig: AC/DC hatten sich verkauft. Wie hatte Nick Cave gesagt: ›1977 war das Jahr, in dem wir den großen Kampf ausfochten.‹ Dabei sahen wir aber niemanden von AC/DC auf unserer Seite. Sie waren beim Kampf gegen die Konventionen nicht angetreten. Wir brauchten Rekruten, aber sie blieben
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