AC/DC - Maximum Rock N Roll
auch nicht als Urlaubsreise geplant gewesen.
Ian Jeffery: »Wir, die Crewmitglieder Barry Taylor, Keith Evans und ich, waren mit einem vier Meter langen Van unterwegs. Die Band fuhr mit den Gitarren in einem Kombi. Wir hielten immer bei Restaurants der Fast-Food-Kette Dairy Queen. Damals bekamen wir kein Verpflegungsgeld. Wir legten unser Geld zusammen, holten Eis und tankten, dann ging’s weiter zum nächsten Gig.«
AC/DCs Fortbewegungsmittel wurden auch insofern zum Problem, dass die Sicherheitskräfte bei den Shows nicht glaubten, dass Stars tatsächlich ohne Limousine anreisten.
Angus: »Bei vielen Gigs brauchten wir ewig, um der Backstage-Security klarzumachen, dass wir zur Show gehörten. Die meisten Bands kamen in großen Limos an.«
Was das Marketing anbetraf, wurde auf dieser Tournee hingegen nichts dem Zufall überlassen. Barry Bergman von EB Marks Music, Alberts Verlagspartner in den USA von 1976 bis 1982, berichtet, wie viel Mühe man sich gab, damit die Band keine ungewollte Publicity bekam:
»Ein Roadie in Texas erzählte, dass jemand von der Drogenbehörde in den USA zum Konzert kam und die Garderobe untersuchte. Solange ich die Jungs kenne, hatten sie nie etwas mit Drogen am Hut. Sie tranken sehr viel, abgesehen von Angus. Aber in der Garderobe lag wohl Haschisch rum, und Michael Browning schickte den Roadie gleich wieder zurück nach Australien. Browning war deshalb so vorsichtig, damit es später keine Probleme bei der Einreise gäbe. Er wollte keine Groupies in den Bussen, er wollte keine Drogen backstage, und er ließ nicht zu, dass irgendwelche Leute mit Werweißwas im Gepäck zu ihnen hinter die Bühne kamen. Einmal gingen wir nach einem Konzert in einer Stadt in Texas essen. Angus fragte einen der Typen am Tresen, ob er Tee haben könnte. Der Typ dachte, er wolle Drogen, und führte ihn daher nach hinten, in die Küche. Als Angus wieder zurückkam, war er stinksauer. Er sagte: ›Das glaubt man nicht – da will ich nichts als eine Tasse Tee, und der will mir Drogen andrehen!‹«
Die Auftritte der Band in Florida verliefen in einem relaxteren Rahmen: AC/DC waren zusammen mit REO Speedwagon unterwegs, die damals noch keine Softrockstars waren, sondern noch der Hardrockfraktion angehörten. Am ersten Abend waren beide Co-Headliner in Jacksonville, AC/DCs damals größter Fanbasis in USA. Der Gig fand vor 8000 Leuten statt.
Hier stießen die Australier auf berühmte Lokalgrößen, nämlich auf einige Mitglieder von Lynyrd Skynyrd. Die Bands stellten untereinander schnell eine gewisse Seelenverwandtschaft fest, denn auch für Lynyrd Skynyrd spielten Ehrlichkeit und Familiensinn eine große Rolle. Bon und Skynyrd-Sänger Ronnie Van Zant verband zudem, dass sie beide auf ihre Art und Weise Dichter waren. Einem Bericht zufolge tauchten Bon, Angus, Malcolm und Cliff sogar bei einer Skynyrd-Probe auf und spielten mit ihnen »Sweet Home Alabama«.
Die berühmte Gastfreundschaft der Südstaaten lernten AC/DC auch kennen, als sie mit Charlie Daniels bei einem Benefizkonzert für Muskeldystrophiekranke, dem sogenannten Day For The Kids, im Spartatorium in Hollywood, Florida, auftraten. Wie beliebt sie in dieser Gegend waren – ganz anders als in Australien -, ließ sich daran ablesen, dass sie vom Bürgermeister die Schlüssel der Stadt überreicht bekamen. AC/DC kamen aus dem Grinsen praktisch gar nicht mehr heraus.
Die folgenden Tage waren Off-Days, daher boten ihnen die großzügigen Skynyrds das bandeigene Flugzeug an, damit AC/DC und die anwesenden Atlantic-Betreuer wie Perry Cooper zum nächsten Konzert der Südstaaten-Rockband mitreisen und von dort zum nächsten eigenen Gig fliegen konnten.
Angus litt immer noch unter Flugangst und hatte zudem auch keine große Lust auf eine Nonstop-Party. Malcolm hingegen fand die Idee klasse und sagte gern zu. Dann allerdings verlangte seine damalige Freundin und spätere Frau Linda, dass er die knappe Freizeit zwischen den Konzerten mit ihr verbrachte, und so sagte er die nette Mitfluggelegenheit schließlich dankend ab.
Bon genoss derweil die Früchte des AC/DC-Erfolgs: Jedes Mal, wenn er auf die Bühne marschierte, wuchs sein Selbstbewusstsein.
»Kennt ihr den schon?«, fragte er die begeisterte Menge in West Palm Beach. »Moment, ich warte, bis Angus sich ausgezogen hat. Habt ihr schon mal einen nackten Australier gesehen? Da gibt’s nichts zu sehen, er ist zu klein.«
Als dann »The Jack« gespielt wurde, ging Bon völlig aus sich heraus.
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