AC/DC - Maximum Rock N Roll
»Habt ihr so was hier in Amerika überhaupt?«, fragte er. »Hier gibt’s doch auch Geschlechtskrankheiten, oder? Hier gibt’s doch Tripper?«
Das Publikum brüllte. AC/DC hatten mit dem Tabubruch so richtig eingeschlagen.
Auf dieser ersten Tour konzentrierte sich die Band zunächst auf die eher abseits gelegenen Regionen. Der Grund dafür war, dass die ersten US-Fans der Band vor allem in der Provinz zu Hause waren. Orte wie Austin, Texas, oder Columbus, Ohio, wurden bald zu wichtigeren AC/DC-Bastionen, als die Band sie sich je in England erspielt hatte.
Doug Thaler: »Das erste Mal, als ich ihnen einen Auftritt in Columbus buchte, spielten sie zwei Abende hintereinander in einer kleinen Halle und lockten etwa 4000 Leute an. In Jacksonville, Florida, spielten sie gleich das erste Mal vor 8300 Zuschauern. Daran kann man schon sehen, wie stark das Publikum auf ihre Musik reagierte. Ich meine, wenn man die Musik hört, will man die Band dazu auch sehen, denn ihr Sound klingt, als ob sie live richtig abgehen. Und bei den Konzerten enttäuschten sie diese Erwartungen auch nicht. Wenn man erwartete, dass sie gut waren, übertrafen sie sich noch – sie waren großartig.«
Dennoch erforderte die Eroberung Amerikas eine andere Strategie als in Europa.
Michael Browning: »In Großbritannien ist die Medienlandschaft so konzentriert, dass man auf die Presse bauen kann: Man gibt ein großes Konzert in London. Davon erfährt garantiert das ganze Land und ganz Europa. Aber in Amerika kann man einen Riesengig in Columbus spielen und jenseits der Stadtgrenzen spricht niemand darüber. Daher planten wir, dorthin zu gehen, wo AC/DC schon ein bisschen Airplay bekommen hatten, um darauf aufzubauen. Es lief dann so, dass sie an Orten wie Columbus vor einem begeisterten Publikum standen und bei der nächsten Station, in Cleveland, wieder gar nichts los war. Überhaupt nichts. Und in Jacksonville, Florida, war es genauso. Der erste Gig im Coliseum war ausverkauft, und um die Ecke, in Orlando oder so, spielten sie vor zwanzig Leuten. Aber wenn sie Airplay bekamen, dann richtig viel, weil die Hörerreaktionen immer sehr gut waren. In Jacksonville waren sie dann eine der meistgespielten Bands im Radio – aber nirgendwo sonst. Wir waren in Miami für eine große Show gebucht, aber da die Werbung dort nicht richtig klappte, wurden wir sogar dafür bezahlt, dass wir nicht auftraten, weil es so für den Veranstalter billiger war, als einen Flop mit uns zu landen. Hier habt ihr 1500 Dollar – jetzt haut ab! Wir mussten mitnehmen, was wir bekommen konnten, und darauf hoffen, dass uns die nächste Platte auf eine neue Sprosse der Karriereleiter führen würde, wo man dann einige der Lücken würde schließen können. Das war eine ganz normale Entwicklung.«
Entscheidend für den frühen Erfolg der Band in den Südstaaten war Sidney Drashin, ein Promoter in Jacksonville, der als einer der ersten Amerikaner die Faszination entdeckte, die von AC/DC ausging.
Michael Browning: »Es waren vermutlich diese beiden Bastionen, Jacksonville und Columbus, die Atlantic zu der Überzeugung brachten, dass AC/DC in den USA wirklich funktionieren könnten.«
Die Tour führte sie weiter in den Mittleren Westen, wo die Band als Headliner mit Foreigner und Mink DeVille im Vorprogramm spielte, sogar mit Johnny Winter, was Malcolm und Angus besonders begeisterte.
Kurz zuvor war Winters Album Nothing But The Blues erschienen, auf dem auch Muddy Waters mit seiner Band zu hören war. Der Texaner hatte zudem Waters’ Comeback Hard Again produziert und ihn als Gitarrist begleitet.
In Shaumburg, Illinois, waren AC/DC als Support für Santana gebucht. Der Fotograf Ed Rottinger erlebte die Show damals im Dienst des Latinogitarristen.
»Ich stand neben Carlos, als Angus ihn am Ende des Sets von AC/DC fragte, ob sie noch einen Song bringen dürften. Carlos sagte: ›Aber klar doch, Jungs!‹ Und sie räumten mördermäßig ab! Carlos fand sie großartig.«
Am 13. August 1977, drei Tage vor Elvis’ Tod, erreichte Let There Be Rock in den US - Billboard -Charts mit Platz 154 die bis dato höchste Position. Es war ein bescheidener Erfolg, aber nichtsdestotrotz eine beachtliche Leistung. Trotzdem wurden sie beim ersten Gig in St. Louis nicht gefeiert – im Gegenteil.
Gleich nach der Show brach in der Bar eine Schlägerei aus, ganz wie in den Anfangstagen, als AC/DC durch die australische Provinz getourt waren. Bon wollte seine teuren neuen Zähne nicht
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