Ach so!
der reifen oder
ungesunden Früchte zu entledigen. Doch woher weiß der Baum das?
Pflanzen nutzen Hormone, um sich über den Zustand ihrer
Früchte zu informieren. Äpfel und auch viele andere Früchte verwenden hierfür das
Gas Ethylen. Ein reifer, aber auch ein angegriffener Apfel dünsten dieses Gas aus
und senden damit eine chemische Botschaft an die anderen Früchte und den Baum.
Ein einfacher Versuch mit zwei Plastiktüten macht es
deutlich: In der einen ein gesunder, noch unreifer Apfel, in der anderen Tüte liegt
neben einem ebenfalls intakten, unreifen Apfel eine angefaulte Frucht, die nun
Ethylen aussendet. Im Zeitraffer er kennt man, dass der Nachbarapfel schneller reift
als der Vergleichsapfel, der allein in der Tüte ist. Ethylen beschleunigt also den
Reifungsprozess und sorgt dafür, dass alle Früchte am Baum möglichst gleichzeitig
reifen.
Doch im Baum passiert noch etwas: Das Gas verändert auch
die Biochemie der benachbarten Blätter. Diese beginnen, eine Art Altershormon zu
produzieren: die Abscisinsäure.
Sie bewirkt, dass sich zwischen Zweig und Stiel eine
Trennschicht ausbildet. Diese verkorkten Zellen lassen keine Nährstoffe mehr durch.
Der Apfel verhungert also am Ast. Irgendwann reißt dann die verkorkte
Sollbruchstelle, und der Apfel fällt vom Baum.
Ist es nicht toll, wie viel Genialität in einem reifen
Apfel steckt?
Wieso wird CO 2 freigesetzt, wenn man einen Baum fällt?
36 Als wir eines Tages einen
altersschwachen Kirschbaum auf unserem Grundstück fällen mussten, umarmte mein Sohn
den Stamm und weinte. Kinder haben eine reine Seele, und das Fällen war in seinen
Augen ein barbarisches Töten. Es kostete uns viel Überzeugungsarbeit, bis er endlich
einwilligte. Als der Baum krächzend zu Boden fiel, überkam uns alle ein Gefühl von
Trauer. Bäume sterben.
Bäume ernähren sich, wie alle Pflanzen, zum größten Teil
aus der Luft. Sie atmen CO 2 und Wasser
ein, und mit Hilfe der Photosynthese und des Sonnenlichts entstehen daraus
Sauerstoff und Wasserdampf. Der Kohlenstoff wird dabei zurückbehalten und findet
sich am Ende im Holz, welches aus Kohlenwasserstoffverbindungen besteht.
Es ist beachtlich, wie viel ein Baum atmet. Ein Beispiel:
Eine 35 Meter hohe Fichte mit einem Alter von etwa 100 Jahren hat in ihrem Leben der
Atmosphäre etwa 2,6 Tonnen CO 2 entzogen.
Tag für Tag wandelt der Baum weiteres CO 2 in Holz um und reinigt so unsere
Atmosphäre vom schädlichen Treibhausgas. Ein Hektar Wald speichert auf diese Weise
pro Jahr 13 Tonnen CO 2 .
Doch eines Tages taucht die Motorsäge auf – nach einem
langen Leben wird der Baum gefällt. Grundsätzlich kann der tote Baum der Luft kein
weiteres CO 2 entziehen, denn nach dem Tod
endet die Photosynthese.
Vielleicht wird der größte Teil seines Holzes weiterverwertet, zum
Beispiel im Hausbau. In diesem Fall bleibt der Kohlenstoff im Holz gebunden und
gelangt zumindest nicht in die Atmosphäre.
Anders sieht es jedoch aus, wenn der Baum verbrannt wird
oder nach und nach abfault. Bei der Verbrennung und auch bei der Zersetzung läuft es
umgekehrt ab als beim lebenden Baum: Der Sauerstoff in der Luft verbindet sich mit
dem Kohlenstoff im Baum, und so löst sich der gesamte Baum wieder in CO 2 auf. Wenn wir Holz verbrennen, verbleibt
nur wenig Asche, denn fast das gesamte CO 2 , das der Baum während seines Lebens der Atmosphäre entzogen hat, wird
wieder freigesetzt.
Würden die Wälder in Deutschland verbrannt, dann
würden etwa 9,5 Milliarden Tonnen CO 2 ausgestoßen. Bei uns passiert das nicht, doch das weltweite Roden hat inzwischen
absurde Ausmaße angenommen: Derzeit verringert sich die Waldfläche weltweit um
jährlich etwa 13 Millionen Hektar, also 130000 Quadratkilometer – diese Fläche ist
größer als Österreich und die Schweiz zusammen und entspricht in jeder Minute rund
36 Fußballfeldern! Die Abholzung des Regenwaldes im brasilianischen Amazonasgebiet
hat sich sogar beschleunigt. Allein zwischen Juli 2007 und Juli 2008 gingen 11968
Quadratkilometer Wald verloren. 17
Dieses hemmungslose Roden der Urwälder ist inzwischen eine
der maßgeblichen Ursachen für den steigenden CO 2 -Gehalt in unserer Erdatmosphäre. Wenn Bäume nur reden könnten ...
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