Achsenbruch
zum Geschäft: Was soll ich für PEGASUS tun?«
»Einen Computer knacken.«
»Wenn der Besitzer oft online ist …«
»Der Mann kann nicht mehr online gehen. Nie mehr.«
»Mmh. Wie kommen wir an seinen Rechner?«
»Wir müssen in seine Wohnung. Ich habe einen Schlüssel.«
»Aus dem Sarg geklaut?«
»Nein. Anderweitig entliehen«, grinste er.
»Risiko?«
»Vermutlich gering.«
»Das habe ich schon mal gehört. Anschließend haben uns diese beiden Bullen abgegriffen.«
Warum müssen Frauen nur solch ein gutes Gedächtnis haben, dachte er.
»Zweihundert pro Tag!«, sagte sie.
Er nickte, ohne noch mal in der Firma nachzufragen. Sie waren auf Simone angewiesen. Und es musste schnell gehen.
»Wann?«
»Heute Abend.«
22
Kollege Hösel reagierte schneller, als Lohkamp es erhofft hatte. Kaum war er von seinem Mittagsimbiss beim Chinesen zurück, meldete sein Rechner die Ankunft einer Mail aus dem Netzwerk des Hauses.
Betreff: Dynamit
Hallo Lohkamp, du Zecke,
Sprengungen sind seit dem Ende des Bergbaus in Bochum selten geworden. Nur vier Firmen sind aktiv, die hin und wieder dieses Zeug benutzen.
1. Assmann Bau GmbH, Gewerbegebiet Friedlicher Nachbar, GF Dennis A., Straßen- und Brückenbau
2. Kessel Bau GmbH, Bochum-Riemke, Geschäftsführer Heribert Kessel, vor allem Straßenbau im Sauerland
3. Karolinenglück Bau GmbH, 100 %ige Tochter von Bleifinger & Thaler, Büroleiter Max Krämer, Materiallager Gewerbepark Karolinenglück, vor allem U-Bahn-Bau
4. Schneider Bau GmbH & Co. KG, Witten-Herbede, Geschäftsführer Jürgen Lurich aus Dortmund, auf Abriss alter Gebäude und Brücken spezialisiert
Aber warte noch ab, bis wir alles organisiert haben.
Mit deinem Schalke-Tipp bist du übrigens ganz alleine und wirst es auch in den nächsten 52 Jahren bleiben. Drücke dir die Daumen, dass du dieses Projekt schneller zum Ziel führst.
Alfredo
So sehr Lohkamp die Firmennamen interessierten – die Unterschrift des Absenders faszinierte ihn im Moment jedoch mehr. Ein Augenblick des Zögerns, dann klickte er auf den Button Antworten:
Danke für die Mühe. Aber wie kommst du an diesen bescheuerten Vornamen?
Die Lösung des Rätsels erreichte ihn so flott, dass Lohkamp vermutete, Hösel hätte wegen der großen Nachfrage dafür einen besonderen Textbaustein entworfen:
Mein Vater bestand darauf, dass mein älterer Bruder die Vornamen Fritz Walther bekam. Aber meine Mutter ist Spanierin und für sie ist die Real-Legende Alfredo di Stefano der größte Fußballer aller Zeiten. Mein Sohn heißt übrigens Timo – wie Konietzka vom BVB.
Wenn’s danach ging, hätte ich wahrscheinlich Glück-Auf-Kampfbahn geheißen, dachte Lohkamp. Er war ernsthaft versucht, Hösel per Mail mit dieser Information zu füttern, bis ihn Oberkommissarin Klemm in die Wirklichkeit zurückholte: »Chef, die Dortmunder nehmen uns Arbeit ab.«
»Moment.« Lohkamp druckte die erste Mail ohne den Sportkommentar aus, speicherte aber die vollständige Fassung. Man wusste ja nie, was noch kam. Dann schenkte er seine Aufmerksamkeit der Kollegin: »Haben die den Scirocco gefunden?«
Klemm schüttelte den Kopf: »Nein, aber sie wollen auch wissen, was die Typen hier in Bochum gewollt haben. Vielleicht hat’s ja gar nichts mit unserem Fall zu tun.«
Lohkamp nickte. Das wäre dann eine Baustelle weniger.
»Die Dynamit-Leute klappern wir morgen oder übermorgen ab«, meinte er, an Hardenberg und Klemm gerichtet. »Ihr spielt jetzt noch mal ein paar Stunden bei Sonnenschein Babysitter und holt dann den versäumten Schlaf nach. Morgen früh um acht geht’s dann hier weiter.«
»Warum übernimmt der Personenschutz nicht das Gästehaus?«
»Die können erst ab achtzehn Uhr Leute abstellen. Sorry.«
Beide nickten und waren fünf Minuten später verschwunden. Lohkamp fuhr seinen PC herunter und wollte sich schon auf die Suche nach Dorn begeben, als sein Handy piepste. Das Display verriet ihm, was er sowieso wusste: eine SMS. Er öffnete sie: Können wir uns heute noch sehen? Klaus.
Nach einem Blick auf die Uhr schlug er dem Bärtigen das Drübbelken vor. Diese beliebte Szenekneipe lag zwar in der Altstadt Recklinghausens, aber wenn er die Abfahrt Herten nahm, war das fast noch auf seinem Nachhauseweg. Er fügte noch an: Aber schon um 18 h. Habe nur eine gute Stunde.
Sekunden später kam Magers Okay. Und bevor er ging, rief Lohkamp bei Gabi an und verschob das Abendessen zur Sicherheit auf acht. Ihren Begeisterungsschrei hätte
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