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Achsenbruch

Achsenbruch

Titel: Achsenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Junge
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aber, wie sich auf seiner Stirn ein paar Schweißperlen bildeten – und dass sein Kumpel das amüsiert registrierte.
    »Hätte ich nicht gedacht, dass du so etwas wie Schamgefühl überhaupt kennst«, sagte der Polizist.
    »Doch. Aber du hast keins. Immerhin verdanke ich dir ein paar Nächte im Knast.«
    »Ach Gott! Wie lange ist das jetzt her? Fünfzehn Jahre? Oder mehr? Aber ich habe dich damals mit Vergnügen eingebuchtet. Wo kommen wir denn hin, wenn Journalisten in fremde Wohnungen einsteigen?«
    Genießerisch ließ Mager sich den Grappa über die Zunge gleiten und sah Lohkamp an: »Apropos: Hat Dorn auch Beißners Wohnung durchsucht?«
    »Das Haus bleibt weiterhin gesperrt, bis die Statiker ausgerechnet haben, ob es einsturzgefährdet ist.«
    Mager schüttelte den Kopf: »Ich meine nicht das Haus in Bochum. Beißner hatte noch eine Wohnung in Hattingen. Direkt über seiner Kanzlei!«
    »Wie bitte?« Auch Lohkamp verspürte plötzlich das Bedürfnis nach einem kräftigen Schnaps.
    25
    Noch acht Minuten bis zum Ende des Kopiervorgangs. Simone hatte ihre Durchsuchung des Wohnzimmers beendet. Die meisten Papiere, die sie gefunden hatte, waren offenbar rein privat oder belanglos. Nur von denjenigen Rechnungen und Briefen, deren Bedeutung sie gar nicht einschätzen konnte, hatte sie vorsichtshalber Fotos angefertigt. Ihr Einsatz lief gut.
    Noch sechs Minuten. Jetzt hielten sie sich schon über eine Stunde in Beißners Wohnung auf. Langsam wurde Simone nervös. Bisher hatten sie unglaubliches Glück gehabt. Aber man sollte es nicht auf zu harte Proben stellen …
    Sie machte sich auf den Weg zum Schlafzimmer, als die Tür von innen aufgerissen wurde:
    »Hey, Party!«
    Magers Ältester posierte auf der Schwelle und ließ gespielt lasziv ein rotes Tangahöschen um seinen Zeigefinger kreisen, das mit einer Schmetterlingsspitze besetzt war. »Wenn das hier der Sonnenschein gehört, will ich nie mehr im Leben Sex haben!«
    »Du gehst verdammt leichtsinnig mit deinem wichtigsten Lebensinhalt um!«, seufzte sie. »Außerdem …«
    »Ja?«
    Simone kicherte mädchenhaft. »So einen hässlichen Arschspalter habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Kaum zu glauben, dass es noch Männer gibt, die darauf abfahren.«
    »Och«, sagte er, »hier gibt es noch etwas Besseres!«
    Er ließ den Tanga aufs Bett wehen und zog eine der Schubladen auf, die er bereits durchsucht hatte. Zwischen zwei Stapeln knapp geschnittener Männerunterhosen lag ein grüner Gegenstand, den er nun in die Höhe hielt.
    Es war ein Frosch. Und auf Knopfdruck begann das Plastiktier zu quaken.
    »Was ist das denn für ein Spielzeug?«
    »Ein besonderes«, gluckste Kalle und bediente eine andere Taste an dem Gerät. Der Frosch hörte auf zu quaken und begann, mit einem leisen Surren zu vibrieren.
    Die Hackerin riss erstaunt die Augen auf »Neee, ne?«
    »Doch, doch, Sim, es ist genau das, was du denkst!« Er hielt ihr die zitternde Amphibie unter die Nase. »Sag Hallo zu Kermit!«
    Simones Kopf schnellte zurück: »Igitt, weg damit! Wer weiß, wo der schon überall zu Besuch war. Und für einen Enthüllungsbericht taugt der Vibrator wirklich nicht.«
    »Wieso?«
    »Was meinst du, wie viele Frauen solch ein Ding besitzen? Harmlose Sache. Aber: Ich kann mir kaum vorstellen, dass dieses Ding der Sonnenschein gehört. Ebenso wenig wie der Tanga.«
    Er zog die Schultern hoch: »Stille Wasser …«
    »Wir sollten hier verschwinden. Bald wird es dunkel und dann sehen wir sowieso nichts mehr. Die Taschenlampennummer ist mir zu riskant.«
    Ein leises Ping aus dem Wohnzimmer untermauerte ihren Entschluss: »He, der Download ist durch! Pack das Spielzeug weg und komm!«
    Sie lief zum Notebook hinüber und checkte zur Sicherheit das Ergebnis der Übertragung. Alle Ordner waren geklont.
    Hastig holte sie die CD aus dem Fach und stopfte ihre Utensilien in den Rucksack. Ein letzter Rundgang. Sie hatten zwar nicht alles wieder auf- und eingeräumt, aber das war egal. Beißner würde es nicht mehr bemerken. Hauptsache, es lag nichts herum, was sie verraten konnte.
    »Rückzug!«
    Durch den Türspalt peilten sie die Lage im Treppenhaus. Nach wie vor war alles ruhig. Sacht zogen sie die Tür ins Schloss und schlichen nach unten. Zwischenstopp vor der Kanzlei. Kalle suchte den richtigen Schlüssel heraus und versuchte, ihn ins Schloss zu stecken. Aber so kurz vor dem Ende der Operation begannen auch seine Hände zu zittern, und er brauchte mehrere Versuche.
    »Nur ruhig, Kalle«,

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