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Achsenbruch

Achsenbruch

Titel: Achsenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Junge
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Woche in der Zeitung: Lehrer können Arbeitszimmer nicht mehr von der Steuer absetzen. Weil in der Schule angeblich genug Platz zum Korrigieren ist. Tut mir ja leid für dich.«
    In geheucheltem Bedauern klopfte Mager dem Mann auf die Schulter, schnippte den Rest seiner Zigarette über den Todesstreifen hinweg vor Mechthilds Haustür und wollte schon zum PEGASUS-Gebäude hinüberlaufen. Doch dann fiel ihm noch etwas ein.
    »Sag mal, ganz im Vertrauen …«
    »Ja?«
    »Hat Mechthild dich mit eurer Kröte reingelegt?«
    Der Mann verstand die Frage nicht.
    »Ich meine, hat sie dir beim Vögeln gesagt, sie nähme die Pille?«
    Diese Wortwahl schien den Lehrer zu schockieren und er blieb stumm. Aber auf seiner faltigen Stirn erschien, nur für Mager sichtbar, ein fett geschriebenes Ja.
    »Und nachher – hat sie dich seit der Geburt eures Sohnes noch mal rangelassen?«
    »Also, Klaus – diese Fragen. Ich weiß nicht …«
    »Lass mich raten: Zuerst war’s ein schlecht verheilter Dammschnitt, dann kamen die postnatalen Depressionen und am Ende die Überzeugung, dass Schwanzficken für echte Genießerinnen sowieso absolut out ist. Ja?«
    Der Mann war leichenblass und schaute Mager entgeistert an.
    »Guter Rat: Bewirb dich für den Auslandsschuldienst. Möglichst weit weg. Ulan-Bator, Santiago oder Wellington. Und wenn du noch mal eine geschiedene Frau heiraten willst – frage erst deinen Vorgänger, warum er die Flucht ergriffen hat. Das erspart dir eine Menge Kummer.«
    30
    Staunend betrachtete KHK Lohkamp die Papierberge, die Dorns Leute von Hattingen nach Bochum geschafft hatten. Jetzt war die Truppe damit beschäftigt, die Akten nach Sachgebieten zu sortieren: Immobilien- und andere Geschäftsverträge, Erbschafts- und Familienangelegenheiten, Zivil- und Strafprozesse. Der erste Stapel war der höchste von allen. Beißner hatte sich offensichtlich auf die lukrativeren Aufträge konzentriert.
    »Wie war das noch?«, fragte Lohkamp. »Beißner war völlig harmlos und unwichtig?«
    »Ja. Es liegt nichts gegen ihn vor. Aber wir gehen eben jeder Spur nach«, versicherte Dorn.
    »Und dieser ganze Kram da …«, Lohkamp deutete auf die Papierberge, »… wer soll den durchforsten?«
    »Ich habe ein paar gute Leute mitgebracht.«
    »Viel Spaß!«
    »Werden wir haben. Und wir bekommen Verstärkung aus Hattingen. Die Leute können uns helfen, Beißners Umfeld zu durchleuchten.«
    Wieso machen die sich selbst an diese Schweinearbeit?, überlegte Lohkamp und hätte fast den Nachsatz der Dame überhört: »Außerdem haben wir einen mysteriösen Anruf bekommen.«
    Sie nickte einem ihrer Adlaten zu und der ließ seine Finger über die Tastatur seines Laptops hüpfen. Aus dem Lautsprecher krächzte die Stimme eines Mannes, der sich offenbar ein Taschentuch vor den Mund gehalten hatte: »Hören Sie? Dieser Beißner hat seine verdiente Strafe bekommen. Er hat hier im Kreis eine Menge Leute ruiniert. Aber damit ist es nun vorbei.«
    »Das ist alles?«
    »Ja.«
    »Und woher kam der Anruf?«
    »Telefonzelle. Offenbar in Gevelsberg.«
    »Und deswegen durchforsten Sie das ganze Zeug?«
    Die Bundesanwältin sah ihn mit großen Augen an: »Es ist immerhin eine Spur.«
    »Oder ein schlechter Scherz! Gab es denn Drohanrufe? Anonyme Briefe? Mails?«
    »Genau danach suchen wir. Wäre nett, wenn wir von Ihnen noch Verstärkung bekämen. Sie haben doch da so ein intelligentes, waches Duo. Diese Kleine mit den struppigen Haaren …«
    »Die dürfen sich heute ausschlafen. Aber nehmen Sie doch die Herren Butter und Wegge vom Polizeibüro II. Dann richten die hier keinen Schaden an.«
    »Was haben Sie gegen den Staatsschutz?«, fragte Dorn und sah mit großen, wissenden Augen auf ihn hinunter.
    »Nichts. Wir schützen doch auch den Staat. Aber diese beiden Pfeifen taugen höchstens für eine Sitcom im Vorabendprogramm.«
    »Dann könnten die doch auf Frau Sonnenschein aufpassen!«
    »Frau Dorn«, sagte Lohkamp. »Die Oberbürgermeisterin muss den Tod ihres Mannes verdauen. Aber wenn sie ihr noch diese beiden Schlapphüte vor die Tür setzen, ist sie endgültig reif für die Klapse.«
    Die Geschäftigkeit im Saal hatte schwer nachgelassen. Mehrere Beamte ließen ihre Akten Akten sein und beobachteten das Duell. Die Karlsruher warteten sehnsüchtig darauf, dass ihre Chefin diesen Quengelkopf endlich zurechtstutzte – und die Bochumer hofften, dass Lohkamp noch ein Ass im Ärmel versteckt hielt.
    »Herr Lohkamp«, begann Dorn. Ihr

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