Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Achsenbruch

Achsenbruch

Titel: Achsenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Junge
Vom Netzwerk:
Vorschrift.«
    Ein verlegenes Schweigen entstand. Kalle starrte auf die massive Tür gegenüber dem Aufzug und versuchte zu erraten, was sich dahinter abspielte. Man konnte gerade noch erahnen, dass sich dort Menschen unterhielten, aber kein einziges Wort verstehen. Und je länger er nachdenken konnte, desto heftiger stieg ihm der eigene Schweißgeruch in die Nase.
    Ganz unvermittelt schwang die Tür nach innen auf und zwei Männer kamen herein: der eine in einer auf Maß geschneiderten Robe, mit perfektem Anzug und geputzten schwarzen Schuhen. Und dann eine breitschultrige Glatze, zwei hässliche Narben im Gesicht, aber mit weißem Hemd, Leinenjacke und auf Hochglanz gewienerten Springerstiefeln. Beide in bester Laune.
    Der Anwalt des Glatzköpfigen gönnte Kalle einen kurzen Blick und sah wieder zu Nagel III hinüber: »Viel Glück auch! Ein fester Wohnsitz ist zwar nützlich, aber für eine Haftverschonung braucht man auch saubere Klamotten!«
    »Und dafür sorgen«, flüsterte der Glatzköpfige im Vorbeigehen, »dass die Kameltreiber keine Zeugen haben!«
    Kalles Stinkefinger nahm er zum Glück nicht mehr wahr.
    42
    Zurück im Präsidium, verschwand Dorn zunächst mit ihrer Gang aus Karlsruhe und den erbeuteten Dynamitstangen in ›ihren‹ Räumen, um den Sieg auszukosten – und um den Sprengstoff zum LKA weiterzuleiten. Lohkamp blieb gerade so viel Zeit, wie er für einen Kaffee, ein Schinkenbrötchen und die Verdauungszigarette brauchte. Dann rief die Sphinx ihn per Telefon in ein kleines Büro, wo sie ihn mit einem dieser Glattrasierten erwartete. Noch bevor Lohkamp Platz genommen hatte, entdeckte er das Diktiergerät auf dem Tisch.
    »Was wird das? Ein Verhör?«
    Sie sah ihn kühl an: »Nennen wir es doch Dienstgespräch.«
    »Dann möchte ich jemanden vom Personalrat dabeihaben.«
    »Selbstverständlich. Wen?«
    Wäre es wirklich um ein harmloses Gespräch gegangen, hätte sie wahrscheinlich versucht, ihm die Hinzuziehung eines Zeugen auszureden. Aber so, wie es aussah, hatte sie eine Art Abrechnung vor. Jemanden vom Personalrat holen? Brachte nichts. Keiner von den Kollegen war mit diesem Fall vertraut. Und ihm direkt unterstellte Polizisten waren im Zweifelsfall nicht glaubwürdig genug. Also wen?
    »Thalbach!«
    Dorn nickte und sah den Glatten auffordernd an. Der Mann griff sofort zum Telefon und wählte die Nummer des Hauptraums, in dem die Soko arbeitete: »Kann die Kollegin Thalbach mal herüberkommen?«
    Sein ausdrucksloses Gesicht veränderte sich ein wenig und auf seiner Stirn erschien eine kleine Falte. »Nein, es ist dringend!«
    Er legte auf und blickte seine Chefin an: »Sie kommt!«
    Au Mann, dachte Lohkamp. Ist es wirklich klug, Katharina zu holen? Geht ihre Karriere dadurch endgültig den Bach runter? Er musste versuchen, sie aus der Diskussion herauszuhalten.
    Thalbach trug wieder den lustigen Pferdeschwanz, mit dem Lohkamp sie vor Jahren kennengelernt hatte, und sie war wieder fast so schlank wie vor der Geburt ihres Sohnes. Die Fältchen, die ihre Augen jetzt umzogen, ließen sie gereifter und weniger unbekümmert erscheinen, aber Lohkamp mochte das. Sie sieht verdammt gut aus, dachte er.
    »Was gibt es?«, fragte sie und schaute verwundert auf die Personenkonstellation, die sie vorfand.
    Die Sphinx lächelte leicht, bot ihr einen Stuhl an und gab sich sehr sachlich: »Ich muss mit Herrn Lohkamp ein paar dienstliche Dinge besprechen. Und es ist uns beiden ganz lieb, wenn jeder einen Zeugen dabei hat. Sind Sie bereit?«
    Thalbach blickte kurz auf den Hauptkommissar, der ihr leicht zunickte und sein Handy ganz unaufgeregt auf Vibrationsalarm schaltete. »Einverstanden.«
    »Vielen Dank«, sagte Dorn und ihr Hilfssheriff griff zum Mikrofon: »Dienstgespräch zwischen Bundesanwältin Dorn und dem Ersten Kriminalhauptkommissar Lohkamp. Polizeipräsidium Bochum, Donnerstag, den 27.   Juli …«
    Er schaute auf die Uhr, diktierte die genaue Zeit und die Namen der beiden Zeugen. Dann ergriff Dorn das Wort: »Herr Lohkamp, es geht zunächst um den Einbruch in Beißners Privathaus. Ich habe mir gestern noch den jungen Mann vorführen lassen, den Ihre Kollegen aus Hattingen festgenommen haben.«
    »Ach ja? Wer war’s denn?«
    »Karl-Friedrich Mager aus Dortmund.«
    »Ach du Scheiße.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Flüchtig. Was hatte er dort vor?«
    »Hat er mir nicht verraten. Aber seinen Vater kennen Sie gut?«
    »Geht so.«
    »Immerhin haben Sie sich am Dienstagabend mit ihm in einer Gaststätte

Weitere Kostenlose Bücher