Achsenbruch
getroffen. In Recklinghausen.«
Dieses Luder, dachte Lohkamp. Wer hat ihr das denn gesteckt? Laut sagte er: »Stimmt. Journalist. Hat mir manchen guten Tipp gegeben.«
»Aber Sie haben ihn nie offiziell als Informanten vermerkt.«
»Korrekt. Weil unser Präsidium löchrig ist wie ein Sieb.«
»Das ist kein Grund, den ich akzeptieren kann. Der Mann ist nach meinen Informationen moskautreuer Alt-Kommunist. Was haben wir mit diesen Leuten zu schaffen?«
»Wir suchen unsere Informanten nicht nach ihrem Partei- oder Gesangbuch aus.«
»Herr Lohkamp, ich muss Sie vor weiteren Kontakten zu diesem Menschen warnen.«
»Würden Sie mich auch warnen, wenn er Nazi wäre?«
»Irrelevante Frage. Aber erklären Sie mir doch etwas Seltsames.«
»Gerne, wenn ich’s kann.«
»Sie treffen sich mit diesem Klaus Mager. Zur selben Zeit hält sich sein Sohn unerlaubter Weise in Beißners Kanzlei auf. Zu seinen Motiven hat er mir nichts gesagt – verstockt wie alle Kommunisten. Aber einen Tag später schicken Sie mir dieselben Fotos, die wir später auf dem Laptop in Beißners Hattinger Wohnung gefunden haben – von der Sie schon vor uns gewusst haben. Finden Sie das nicht auch seltsam?«
Lohkamp zog die Schultern hoch: »Nein. Ich habe Sie über die Existenz dieser Wohnung so schnell wie möglich informiert.«
»Woher stammt Ihr Wissen?«
»Von meinem Informanten.«
»Sehen Sie da keinen Zusammenhang?«
»Ja«, sagte er und genoss einen Augenblick ihre Verwirrtheit. »Ist doch unlogisch: Der Vater informiert mich über eine Wohnung, während sein Sohn gerade dort einbricht? Passt nicht.«
»Aber dann bekommen Sie die besagten Fotos.«
»Ja. Über einen fiktiven E-Mail-Account.«
»Ich weiß.«
»Dann wissen Sie auch, dass ich eine Kontroll-Mail an diese Adresse geschickt und eine Fehlermeldung bekommen habe.«
»Ja«, gestand sie.
Damit war Lohkamp klar, dass die Sphinx den Mailverkehr auf seinem PC gecheckt hatte. Er verkniff sich ein zufriedenes Lächeln und sagte nur: »Solche Zufälle gibt es eben.«
Sie beugte sich leicht vor und fixierte seine Augen: »Herr Lohkamp, ich glaube nicht an solche Zufälle. Ist es nicht in Wirklichkeit so, dass der Nachrichtenfluss zwischen Ihnen und Ihrem sogenannten Informanten in beide Richtungen geht?«
Thalbach holte Luft. Lohkamp wollte sie abblocken, aber Katharina war schneller: »Frau Dorn, falls hinter Ihrer Frage ein Vorwurf steckt, können Sie den bitte deutlich formulieren?«
»Eigentlich sind Sie hier nur Zeugin und keine Anwältin«, konterte Dorn.
»Braucht Herr Lohkamp denn einen?«
Dorn schwieg eine kleinen Moment und suchte nach einer unverfänglichen Formulierung: »Sagen wir es so: Es gibt Vorgänge, die mich an Herrn Lohkamps Zuverlässigkeit zweifeln lassen. Er kooperiert mit Leuten, die mir nicht gefallen.«
»Also können Sie Herrn Lohkamp keinen beweisbaren Vorwurf machen.«
Dorn kaute an ihrer Unterlippe, fand aber schnell eine diplomatisch klingende Antwort: »Ich bin gerade dabei, mir ein klares Bild von Herrn Lohkamp zu verschaffen. Ich brauche Leute, denen ich bedingungslos vertrauen kann. Und die mir handfeste Ergebnisse liefern anstatt abenteuerlicher Tattheorien.«
»Also halten Sie Herrn Lohkamp für unfähig?«
»Frau Thalbach, für eine umfassende dienstliche Beurteilung bin ich nicht zuständig. Die müsste jemand anders schreiben.«
»Danke, Katharina«, schaltete sich Lohkamp ein. Thalbach war auf dem besten Wege, sich Dorn zur Feindin zu machen. Und dann könnte sie die nächste Beförderung endgültig vergessen. »Du bist wirklich nur als Zeugin hier.«
»Herr Lohkamp!« Dorn schaltete Augen und Stimme auf tiefstes Bedauern. »Von unserer Zusammenarbeit bin ich ein wenig enttäuscht. Immerhin haben Sie früher mal bei der Sonderkommission ›Terrorismus‹ glänzende Arbeit geleistet …«
Angeberin! Du willst mir ja nur zeigen, dass du meine Personalakte kennst, dachte Lohkamp.
»Im Moment aber treten Sie auf der Stelle. Wichtige Fragen sind ungeklärt: Woher kommt das Auto vor Sonnenscheins Haus? Was sind das für Leute, die mit diesem Scirocco vor Hardenberg und Klemm geflohen sind? Was wissen wir über die örtlichen Sprengstoffverwender? Alles, was Sie haben, ist eine alte Kamera!«
Lohkamp schwieg und sah ihr in die kalten Augen. Jede Argumentation war zwecklos.
»Auch die Fotos, die Sie geschickt haben, sind wertlos. Erstens hatten wir bereits Beißners Laptop, als Sie uns die Bilder zuschickten. Und zweitens: Was
Weitere Kostenlose Bücher