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Adams Erbe (German Edition)

Adams Erbe (German Edition)

Titel: Adams Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Rosenfeld
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ich an dem Band, drei Fäden lösten sich, und dann rannte ich. Rannte an dem Soldaten vorbei, der noch nicht entschieden hatte, was er tun sollte. Rannte die Treppe hinunter. Stolperte, stand wieder auf. Richard schrie etwas hinter mir her, aber ich drehte mich nicht um, ich rannte auf die Straße. Rennen ist verdächtig im besetzten Polen, aber stehenbleiben ist noch viel gefährlicher. In Polen wird geschossen. Ich bog nach rechts ab, bog nach links ab. Glaubte Schritte hinter mir zu hören. Wurde noch schneller. Ich strauchelte und fiel hin. Jetzt würden mich Arme packen. Ich blieb liegen, meine Augen auf den Boden gerichtet. Jetzt gleich würden sie mich hochzerren.
    Aber nichts geschah. Langsam drehte ich meinen Kopf. Hinter mir kein Mensch, nur eine polnische Straße.
    Und in meiner Faust, Anna, drei Fäden.
    Drei graue Fäden, deren himmelblaue Vergangenheit nicht jeder sofort erkennen mochte.
    Drei Fäden, Anna, die ich auch jetzt noch in der Hand halte.

Als der Frühling die ersten zaghaften Sonnenstrahlen über das Generalgouvernement sandte, begannen Tadeusz und ich die Saat in Töpfe zu füllen. Mein polnischer Kollege arbeitete heiter und leichtfüßig, fasziniert von dem Gedanken, dass wir vielleicht eine neue Rosensorte erschaffen haben könnten.
    »Anton, Sonne da und du bist voller traurig, was ist es?«, fragte er mich. Ich hatte gerade einen Sandsack fallen lassen, weil ich vergessen hatte, meinen Händen den Befehl zum Festhalten zu erteilen.
    »Ach, Tadeusz… Es ist nicht nur die Geschichte von Adam und der Schlange, es ist auch Evas Geschichte«, sagte Adam, bevor Anton ihn davon abhalten konnte.
    »Eine Frau?«
    Ich nickte.
    »Und sie will nix mit dir sein?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Dann mussen du fragen.«
    »Das geht leider nicht. Ich habe sie sehr lange nicht mehr gesehen.« Ich holte die drei Fäden aus meiner Hosentasche. »Tadeusz, welche Farbe ist das?«
    Er betrachtete die Fäden, die in meiner Hand lagen.
    »Braun. Wie Erde. Oder?«
    »Könnte es nicht Blau sein?«
    Er sah noch einmal hin. »Wo du sagst. Ja. Blau, kann auch sein. Wie Himmel.«
    »Danke«, sagte ich und ließ die Reste des Bandes wieder verschwinden.
    »Willst du erzählen von Frau und Himmelwolle. Ich höre.«
    »Vielleicht ein anderes Mal.«
    Wir kehrten den verschütteten Sand zu einem Haufen zusammen. »Ist sie schön?«, fragte er, während die Besen über den Boden kratzten.
    »Ja… O ja.«
    »Hast du eine Bild von die Frau?«
    »Nein.«
    »Ich kann dir einen Bild von sie malen.«
    »Aber du kennst sie doch gar nicht.«
    »Du mussen beschreiben. Ich haben schon für vielen trauriges Männer gemalt, die Geliebte oder die Mutter.«
    Und so entstand dein Bild, Anna. Ein Bleistift, meine Worte und Tadeuszs Hand erschufen dich auf einem Blatt Papier. Es war ein seltsames Gefühl, dich nach so langer Zeit außerhalb meiner Gehirnwindungen wiederzusehen.
    Ein paar Tage später bat ich ihn noch einmal, für mich zu zeichnen. Edda. Dem Künstler gelang es selbst in Bleigrau, das italienische Blau ihrer Haare ahnen zu lassen.
    Ich hatte Bussler nichts von meinem Krakauer Einbruch erzählt. Aber ich war voller Zuversicht, Anna: Er hat dich einmal gefunden, er wird dich auch ein zweites Mal finden.
    An seinem Geburtstag, den wir ebenso wie Weihnachten und Silvester in Schnaps ertränkten, überreichte ich ihm Frau Klingmanns Porträt in Postkartengröße. Busslers tote Schwänzchen strichen in leicht gekrümmter Haltung über das Bild, als ob sie Edda aus der Zweidimensionalität herausgraben wollten.
    »Wie alt sind Sie eigentlich geworden?«
    Noch immer verweilten seine ledernen Finger auf ihrem Gesicht.
    »Zweiundfünfzig.« Erst jetzt löste er seinen Blick von Edda. »Ich war vierundzwanzig, als ich deinen Vater kennengelernt habe, als ich… Ein Jahr vor dem Krieg.«
    »Wie war er so?«
    »Max? Max war stolz und mutig. Sehr ernst, manchmal ein wenig zu ernst… Ich glaube, es ist gut, dass… dass er das hier nicht mehr miterlebt. Es würde ihm das Herz brechen.«
    »Was? Das Ghetto in Warschau?«
    Er lächelte verlegen. »Dass er nicht mitmachen dürfte. Max’ Zuhause war seine Uniform.«
    Es waren Lena und Bernadette, die Bubi dazu gedrängt hatten, mich einzuladen und mir doch endlich seinen Erstgeborenen vorzustellen. Und weil es keinen logischen Grund gab, seinen Trauzeugen nicht zu empfangen, rief Bubi mich an. Im Hintergrund hörte ich die drei Schwestern. Anitas Stimme laut und plärrend, unterbrochen

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