Aetherhertz
Luft: “Meine Schwiegertochter hat mir letztes Jahr ein Enkelchen geschenkt. Ein wundervoller Junge, perfekt vom Kopf bis zu den Zehen. Und dann, mit acht Monaten, verändert er sich. Bekommt erst dunkle Flecken am Körper. Dann wachsen Haare, zunächst über der Wirbelsäule, dann auf den Flecken, schließlich ist er behaart wie eine Wildkatze. Seine Zähne kommen als nadelspitzes Carnivorengebiss. Wenn er krabbelt, stellen sich sein Ellenbogen- und Kniegelenk um und er kletterte mit einem Jahr auf die Walnuss vor unserem Haus.“
Dr. Burger hörte mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen zu.
„ Wir haben ein Haus auf dem Feldberg gekauft. Dort leben sie nun. Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll. Irgendwann müssen wir uns der Wahrheit stellen.“
„ Der Wahrheit?“
„ Nun, dass er verdorben ist. Aber verstehen Sie bitte: Die meiste Zeit ist er ein entzückender 18 Monate alter Bub. Ich bringe es nicht übers Herz.“
Es gab viele Dinge, die Karl jetzt gerne gefragt hätte, aber er spürte, dass es nicht die richtige Zeit dafür war. Der Gedanke, dass so ein kleines Kind genau wie Annabelle eingesperrt würde, machte ihm Angst. „Ich verstehe Sie. Danke für Ihr Vertrauen.“
Sie schwiegen einen Moment und rauchten.
„ Ich würde mich sehr freuen, wenn das Fräulein Rosenherz wieder hier arbeitet, sobald sie entlassen wird“, sagte der Professor.
Dr. Burger stand auf und schüttelte dem Pathologen die Hand.
„ Übrigens hatte Professor Rosenherz mich schon lange eingeweiht“, ergänzte der. „Wir beide glaubten, dass das Fräulein mit ihrer Hand in der Wissenschaft der Zellen gut aufgehoben wäre.“ Professor Schmidt lächelte leicht. „Kennen Sie Darwin? Der sagte: »Es ist nicht die stärkste Spezies die überlebt, auch nicht die intelligenteste, es ist diejenige, die sich am ehesten dem Wandel anpassen kann.« Kluger Mann.“
Dr. Burger nickte zustimmend und verabschiedete sich.
* * *
Paul hatte sich auf den schweren Weg zu seinem Vater gemacht, nachdem er noch einmal bei Frau Barbara vorbei geschaut hatte. Er bedauerte es sehr, das er ihr keine wirklich guten Nachrichten bringen konnte, und machte sich Sorgen um die alte Frau, die sehr hilflos gewirkt hatte. Baden-Baden war immer noch so grau wie seine Stimmung und er war dankbar dafür. Es wäre ihm unpassend erschienen, wenn die Sonne glückliche Menschen beleuchtet hätte.
Er versuchte nicht daran zu denken, dass er vielleicht einen Fehler gemacht hatte. Jetzt galt es, nach vorne zu schauen. Er ließ sich vor der Auffahrt zu seinem Elternhaus absetzen. Mit jedem Schritt, den er auf den knirschenden Kieseln machte, wurde ihm schwerer. Er erwog, kurz bei sich einzukehren und noch einmal nachzudenken, als sein Bruder aus dem Haus trat. Sie gingen langsam aufeinander zu.
Friedrich war in voller Uniform.
„ Auf dem Weg zum Einsatz?“, fragte Paul.
„ Ja. Auf dem Merkur ist etwas gelandet.“ Friedrich zeigte auf den Berg, der neben Baden-Baden lag. Er studierte seinen älteren Bruder.
„ Ich danke dir“, sagte Paul.
„ Wofür?“
„ Du hast dich vor uns gestellt.“
„ Du bist mein Bruder.“ Friedrich starrte in den Himmel und kniff die Augen zusammen.
„ Und Annabelle?“
„ Vater ist wütend.“ Jetzt sah er ihn an und Paul fühlte sich in diesem Moment nicht wie ein großer Bruder.
„ Und du?“, fragte er hoffnungsvoll.
„ Paul, ich weiß es nicht. Wenn du gesehen hättest, was ich schon gesehen habe ...“ Friedrich griff sich an den Säbel, der an seiner Seite hing.
Paul sah an Friedrich vorbei ins Leere. „Das kannst du nicht ernst meinen.“
„ Paul, ich verstehe dich!“
„ Wirklich?“
Friedrich fasste ihn am Arm. „Ich versuche es. Wir sind so verschieden.“
„ Was würdest du an meiner Stelle tun?“
„ Ich habe keine Wahl. Mein Beruf würde mir das verbieten.“
„ Man hat immer die Wahl. Ich wünschte mir, du würdest auf meiner Seite stehen.“ Er sah ihm in die blauen Augen.
„ Du kannst auf mich zählen.“ Friedrichs Blick war stetig und fest.
„ Dann bitte ich dich um etwas: Versuch heraus zu bekommen, was sie mit den Kindern machen.“
„ Paul!“, rief Friedrich erschrocken aus.
„ Stelle einfach ein paar Fragen. Du musst dich nicht in Gefahr bringen.“
Friedrich nickte. “Das hatte ich auch nicht vor.”
Er ließ Paul los und ging in den Stall.
Paul sah ihm nach, atmete tief durch und betrat sein Elternhaus. Er wurde schon im Eingangsraum von
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