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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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zu einem glücklichen Ausgang zu bringen.
     
    Als die Kutsche in Schönmünzach schließlich anhielt, wachte Annabelle auf. Sie war verwirrt, aber gefasst, als sie den nur sehr spärlich erleuchteten Ort erkannte. Der junge Mann auf dem Kutschbock, Robert, weigerte sich, den Weg zur Hütte in der Nacht fortzusetzen. Annabelle wollte aber unbedingt weiter. Sie weinte und war Argumenten nicht zugänglich.
    “ Es ist nicht mehr weit“, jammerte sie. Sissi winselte.
    Paul fragte sich durch zum Haus der „Genger Rosi“ wie Frau Barbara empfohlen hatte. Dort konnten sie die Kutsche unterstellen. Sie würden mit den Reitpferden weiter reisen, das Gepäck sollte am nächsten Tag nachkommen. Ein brummiger Mann nickte nur und kümmerte sich um Robert, Max und die Pferde. Annabelle wollte schon aufsteigen, als Paul etwas einfiel.
    Er öffnete einen seiner Koffer und holte einen in ein Tuch gehüllten Gegenstand heraus. Er entfernte das Tuch und zeigte Annabelle ein Käuzchen aus Metall und Federn. Es war nur so groß wie seine Hand, aber voll flugfähig. Nachdem er ein paar Knöpfe gedrückt hatte, leuchteten die Verstrebungen der Flügel grünlich auf. Die Augen des Vogels waren wie kleine Glühlampen. Paul befestigte einen Armreif mit einigen Knöpfen an seinem Handgelenk und setzte das Käuzchen darauf, dann bewegte seinen Arm ein paar Mal auf und ab. Das Käuzchen stabilisierte sich mit Flügelschlagen. Schließlich warf er es in die Luft. Es flatterte ein paar Mal um sie herum und landete dann wieder auf seinem Arm. Annabelle klatschte in die Hände und küsste ihn auf die Wange.
    „ Du bist ein Zauberer.“
    „ Nein, Wissenschaftler“, widersprach er. „Ich möchte trotzdem vermerken, dass es halsbrecherisch ist, in der Dunkelheit zu reiten.“
    „ Keine Sorge, Oberon und Titania kennen den Weg.“ Sie tätschelte den schwarzen Wallach und der schnaubte zufrieden.
    “ Na dann …“ Es gab jetzt wohl kein zurück mehr.
    Sie bestiegen die beiden Reitpferde und wagten sich in die Dunkelheit. Sissi wuselte neben ihnen her. Die Bäume neben dem Weg waren so hoch, dass vom Mondlicht kein Strahl den Boden erreichte – aber es war sowieso bewölkt. Da Oberon vor ihm auch schwarz war, orientierte sich Paul ganz nach seinem Gehör und dem schummrigen Schein seines mechanischen Vogels. Der Boden des Weges war mit Tannennadeln bedeckt, sodass er sich sehr anstrengen musste, um die dumpfen Hufschläge des Wallachs zu hören. Schließlich gab er auf und überließ Titania die Führung. Als er sich auf die Stute eingestellt hatte, schickte er das Käuzchen los. Es flatterte vor ihnen und beleuchtete den Weg mit grünlichem Ætherschein.
    Für einen Moment fand er es komisch, hier mit zwei Pferden unterwegs zu sein, die Namen aus einem Shakespeare Stück trugen. Einem Stück, das in einer verzauberten Nacht, in einem verwunschenen Wald spielt. Eine Erzählung von Schabernack und Streichen, von Liebe oder der Suche danach, von Irrungen und Wirrungen. Aber der Schwarzwald war nicht die richtige Kulisse, die Tannen brausten laut, es gab keine lustigen Lieder und er war sich nicht sicher, ob es ein glückliches Ende geben würde, ob wirklich Liebe ihn erwartete, oder es doch nur eine Illusion war, die von der Realität zerstört werden würde. Trotzdem schien es ihm wie eine Reise in eine andere Welt.
    „ Wir sind da!“, rief Annabelle nach einer gefühlten Ewigkeit. Er hatte keine Ahnung, woran sie das erkannte, dann sah er im Licht des Käuzchens ein Haus. Er war konsterniert: Unter der Bezeichnung “Schurmhütte“ hatte er sich ein kleines Jagdhüttchen vorgestellt. Hier stand ein mächtiges zweistöckiges Haus, unten aus großen Sandsteinblöcken gemauert, oben aus mächtigen Holzbalken. Alle Schlagläden waren geschlossen, es stand wie ein schlafender Koloss im Wald.
    Annabelle stieg ab und führte Oberon in einen Anbau. Dort zündete sie eine Laterne an, und Paul sah sich um. Es war ein großer gemütlicher Stall. Sie sattelten die Pferde ab und versorgten sie mit Wasser und Heu, dann nahm Annabelle die Laterne und er das wenige Gepäck. Sie zog einen Schlüssel hervor und führte ihn ins Haus.
    Es hatte von außen sehr massiv und dunkel gewirkt, und überraschte ihn nun innen mit Offenheit und später würde es auch sicher hell werden, wenn die vielen großen Fenster geöffnet würden. Nach einem kleinen Flur kam man in einen großen Raum, der sich nach oben öffnete. In der Mitte des Raumes stand ein großer brauner

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