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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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Landwirtschaft und vom Fischen. Einige auch vom Schmuggel, aber das war früher mehr.«
    »Und du?«, fragte Katharina. »Bist du von hier?«
    Augustin verneinte und begann zu erzählen: Seine Mutter sei Kenianerin, eine Massai, sein Vater stamme aus Tansania. Sie waren einfache Bauern gewesen, doch mit der Zeit hatten sie sich etwas Wohlstand erwirtschaftet. Sie hatten gewollt, dass ihr Sohn etwas Besseres wird, und ihn auf die höhere Schule geschickt. Er hatte gute Noten, war sprachbegabt. Und so hatte er ein Stipendium für Deutschland erhalten. In Aachen hatte er Maschinenbau und Flugzeugtechnik studiert und anschließend eine kurze Zeit für Siemens gearbeitet. Doch dann hatte ihn das Heimweh gepackt: »Das Wetter! Wie haltet ihr nur das Wetter aus?«
    Also war er heimgekehrt. Auf Mafia Island wurde dieses Resort geplant. Golden Rock. Die konnten jemanden wie ihn brauchen. »Viele Maschinen! Ganz viele Maschinen!«, schwärmte Augustin.
    »Und jetzt? Bist du Reiseführer?«
    Augustin lachte: »Hin und wieder. Vor allem kümmere ich mich um die Maschinen und halte die Fahrzeuge in Ordnung. Was so anfällt. Und manchmal singe ich deutsche Volkslieder. Für die Touristen.« Mit sonorer Stimme schmetterte er »Hoch auf dem gelben Wa-ha-gen«.
    Sie hatten die Insel fast ganz durchquert, als sie an eine Bucht kamen. Auf ein Zeichen von Augustin hin hielt Katharina den Wagen an. Ihr Begleiter deutete nach vorne: »Golden Rock!«
    Der mächtige Koloss aus zerklüfteten Felsen, der etwa einen halben Kilometer vor ihnen aus dem Wasser ragte, sah völlig unbewohnbar aus. Doch eine lange, schmale Holzbrücke zog sich über gischtiges Wasser von den Felsen zum Festland wie eine Nabelschnur.
    »Die Legende sagt, dass dort einst ein zorniger Gott seinen Faustkeil in den Boden gerammt hat, weil er die Schönheit von Mafia Island nicht ertragen konnte«, erklärte Augustin theatralisch.
    »Und da ist wirklich eine Ferienanlage drauf?«
    »Ja! Und was für eine. Du wirst sehen. Langsam auf der Brücke. Seitenwind.«
    Behutsam ließ Katharina den Wagen anrollen; sie erwartete, dass die Brücke unter ihnen schwankte. Doch die Brücke stand … nun ja, wie ein Fels in der Brandung. Etwas mutiger gab Katharina ein wenig Gas. Sie rollten langsam über die Brücke.
    »Es führt über den Main, eine Brücke von Stein. Wer darüber will gehen, muss im Tanze sich drehen«, stimmte Augustin an.
    Das Frankfurter Volkslied löste plötzlich etwas in ihr: Katharina konnte wieder frei atmen. Nur noch über die Brücke, dann war sie in Sicherheit. Sie hatte es geschafft! Bei der zweiten Strophe sang sie fröhlich mit: »Kommt ein Fuhrmann daher, hat geladen gar schwer, seiner Rösser sind drei, und sie tanzen vorbei.« Und so fuhren sie singend Meter um Meter der Insel entgegen, deren Felsen in der Sonne tatsächlich golden schimmerten.
    Die Brücke endete auf einem Felsplateau, auf dem jemand stand. Katharina hielt überrascht den Wagen an. Der aristokratisch-schlanke Mann trug einen hellen Anzug und einen Tropenhelm. In der Hand hielt er an einem Stab ein großes Schild: »Golden Rock gehört den Affen. Und sonst niemandem.«
    Der Mann winkte ihnen freundlich zu. Augustin grüßte lässig zurück. Dann gab er Katharina ein Zeichen weiterzufahren. Eine schmale Straße führte in die Felsen hinein.
    »Wer war das denn?«
    »Das ist Alexander Freiherr von Weillher. Der steht immer hier.«
    »Und das lasst ihr zu?«
    »Er ist Dauermieter auf Golden Rock. Zahlt gut. Außerdem … die Touristen lieben es, ihn zu fotografieren.«
    Katharina lachte auf: »Und was will er? Was ist mit den Affen?«
    »Hier auf Golden Rock gibt es Paviane. Die will er schützen.«
    »Und?«
    »Lästige Viecher. Wir haben ihnen ein Gehege eingerichtet, aber manchmal büxen sie aus und machen Ärger.«
    Katharina wusste, was er meinte. Am Kap der Guten Hoffnung hatte sie erlebt, wie eine Horde Paviane auf der Suche nach Essbarem einen Campingbus zerlegt hatte: Ausgewachsene Paviane hatten die Kraft, Menschen den Arm aus dem Gelenk zu reißen.
    Sie fuhren im Schatten der Felsen über die schmale Straße, die sich höher und höher wand. Hinter zwei großen Felsblöcken öffnete sich plötzlich ein großes Plateau: eine hügelige Landschaft, durchbrochen von rauen Felsformationen, gepflegter Rasen, kleine Wäldchen, einzelne Palmen und große, knorrige Bäume. Sauber geharkte Kieswege durchzogen die Landschaft, Treppen verbanden einzelne Ebenen miteinander. In der Ferne

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