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African Boogie

African Boogie

Titel: African Boogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Barz
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haben gerade unsere eigenen Probleme. Die Anlage ist ziemlich neu, erst im letzten Januar eröffnet und noch ein Geheimtipp. Aber dreißig, vierzig Gäste hatten wir immer. Im Sommer war die Anlage sogar ausgebucht.«
    »Und jetzt?«
    »Keine Ahnung. Seit einem Monat ist tote Hose. Deswegen ist Stefan …« Harry deutete mit dem Kopf zu dem blassen Club-Direktor, der an der Bar des Restaurants lehnte und fahrig in einem Aktenordner blätterte. »Also, er ist ziemlich mit den Nerven fertig. Er hat Angst, dass die Eigentümer ihn feuern.«
    »Keine Gäste? Na ja, vielleicht Flaute. In Deutschland halten die Leute gerade ihr Geld ziemlich zusammen.«
    »Wenn es das Einzige wäre … Der Computer sagt nämlich, die Anlage ist ausgebucht. Und Stefan kann das nicht ändern.«
    »Deswegen die Frage nach der IT-Schnepfe … ich meine, Expertin?«
    »Genau. Aber für morgen ist eine Gruppe Gäste angekündigt. Mal schauen, ob die auch wirklich auftauchen. Und ob auch alle wieder wohlbehalten abreisen.«
    Katharina sah verwundert von ihrem Steak auf: »Warum das denn?«
    »Na ja, noch haben wir keine Leichen. Noch!« Harry beugte sich zu ihr und flüsterte: »Das Wasser um Golden Rock herum ist lebensgefährlich. Dabei sollte die Insel eigentlich zum Taucherparadies werden. Aber urplötzlich sind hier gefährliche Strudel entstanden. Der Freiherr gibt der Brücke die Schuld.«
    »Und?«
    »Möglich. Aber als ich im Januar hergekommen bin, gab es die Strudel noch nicht. Und auch noch keine Seewespen.«
    »Seewespen?« Katharina schluckte. Seewespen, eine Quallenart, waren die giftigsten Tiere der Welt. Die Berührung mit ihren Nesselfäden konnte Herzstillstand auslösen, mindestens aber einen anaphylaktischen Schock. Das hatte sie mal in einem Dokumentarfilm gesehen. »Aber die gibt es doch vor allem vor Australien, oder?«
    »Ja, irgendeine Strömung muss sie hierher gespült haben. – Und da Riffe die Bucht, in der Golden Rock liegt, praktisch in ein abgeschlossenes Becken verwandeln … Na ja, die Viecher scheinen sich hier festgesetzt zu haben. Und entgegen dem Expertenurteil fühlen sie sich ausgesprochen wohl. Zusammen mit den Strudeln ist das Wasser um Golden Rock heute eine tödliche Falle, die nicht mal mit Booten zu passieren ist. Der einzige Weg hierher führt über die Brücke.«
    »Du klingst so, als ob du glaubst, dass da Absicht hinter steckt«, stellte Katharina fest.
    »Zumindest gibt es Menschen, die ganz froh wären, wenn Golden Rock bankrottgeht.«
    »Wer denn?«
    »Schau dich einfach um. Der Freiherr will die Insel der Natur zurückgeben. Ich habe Erkundigungen über ihn eingeholt. Er steht in Deutschland auf der Fahndungsliste: Einbrüche in Tierlabors, abgefackelte Genversuchs-Felder. Tansania weigert sich aber, ihn auszuliefern. Kein Wunder. Er hat viel Geld ins Land gebracht.«
    »Er ist reich?«
    »Und wie. Er stammt aus einer der reichsten Familien Deutschlands.«
    In diesem Augenblick rief der Inder mit Stentorstimme: »Garçon!« Ein Kellner eilte pflichtbewusst herbei, um sich eine Beschwerde anzuhören.
    »Und das ist der Zweite aus dem Club der Feinde von Golden Rock«, erklärte Harry. »Chittaswarup Kumar. Er kauft auf der ganzen Welt Resorts auf, die in wirtschaftliche Schieflagen geraten sind, und baut sie zu Touristenburgen um. Er wartet nur auf die Pleite von Golden Rock. Solange hat er sich hier eingenistet.«
    »Und ihr könnt ihn nicht rauswerfen?«
    »Nein. Zu einflussreich. Ihm gehört schon die Hälfte aller Lodges in Tansania. Außerdem zahlt er den vollen Preis für den Mega-Bungalow, den er gemietet hat. Ohne ihn und den Freiherrn könnten wir unser Personal schon längst nicht mehr bezahlen.«
    »Und jetzt?«
    »Wir warten ab. Von den deutschen Eigentümern hat es den Ukas gegeben, ›Golden Rock bis zum letzten Mann zu halten‹. Wörtlich. Eigenwillige Wortwahl, wenn man bedenkt, dass Mafia Island mal deutsche Kolonie war. – Ich hoffe und bete nur, dass nicht wirklich jemand zu Schaden kommt.«
    Katharina dachte laut nach: »Dann wäre dieser Döring aus dem Schneider, oder?«
    »Wieso das?«
    »Na ja, ein Tourist, der schwimmt oder taucht, trotz der strengen Anweisungen, es nicht zu tun. Ein tragischer Unfall. Ein Skandal. Der Ruf der Anlage ist ruiniert, ohne dass Döring was dafür kann. Er kann sich die Hände in Unschuld waschen, nicht wahr?«
    Harry sah sie erstaunt an: »Stimmt. Daran habe ich noch gar nicht gedacht.«
    Doch dann musste Katharina ob ihrer eigenen

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