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Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unruhe
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Bewußtsein verzog sich nun rasch, weitaus schneller, als es ihr lieb war. Sie krümmte sich und schüttelte den Kopf, um dem Mann zu verdeutlichen, daß sie ihn nicht verstand.
    Wenn er erst wüßte, daß sie seine Sprache nicht beherrschte, dann würde er vielleicht erkennen, daß er die falsche Person in seine Gewalt gebracht hatte.
    Die Lampe bewahrte Alice davor, allzu viel von ihrer Umgebung wahrzunehmen. Es schien, als befände sie sich in einem finsteren Nichts, als wäre alles in diesem Raum mit schwarzen Samtvorhängen verhängt worden. Auch die Worte dieses Monsters schienen im Nichts zu verklingen.
    Es gab kein Echo, keinen Nachhall.
    ,Jch werde deine Unruhe bald heilen“, sagte er.
    „Deine Unruhe.“
    Die Hand des Entführers kam in ihr Blickfeld.

    Sie hielt ein Werkzeug fest, das Alice an den Eispickel erinnerte, den Sharon Stone in Basic Instinct benutzt hatte. Erneut versuchte sie zu schreien, doch kaum ein Laut drang hinter dem Klebstreifen auf ihren Lippen hervor. Alice wußte jetzt, daß es keine Rettung für sie gab.
    Der Mann legte das Werkzeug auf ein Instru-mententischchen neben dem Zahnarztstuhl, das Alice nun zum ersten Mal bemerkte. Auf dem Tischchen entdeckte sie eine Spritze, eine Flasche Alkohol und einige Baumwolltupfer. Der Entführer verschwand in der Dunkelheit. Mit Tränen in den Augen starrte Alice wie gebannt auf den Eispickel, und ihre stoßweise Atmung ließ den Klebstreifen auf ihren Lippen rhythmisch hin und her rucken.
    Dann wurde die Lampe über ihrem Kopf ausgeschaltet.
    Scully stoppte den gemieteten Ford Explorer am Schauplatz von Alice Brandts Entführung. Vor dem Gebäude parkten zwei Streifenwagen mit eingeschalteten Signalleuchten. Mulder war mit Officer Trott hergekommen, während Scully zum Hotel zurückgefahren war, um die Tatortfotos von dem ersten Entführungsfall zu holen. Mit den Bildern in der Hand eilte sie an einem Baugerüst vorbei zu dem hell erleuchteten Gebäude in einiger Entfernung. Zwei Sanitäter kamen mit einer Rolltrage auf sie zu, auf der ein verhüllter Leichnam lag.

    „Entschuldigen Sie, Ma'am“, sagte einer der Sanitäter.
    Scully verlangsamte ihre Schritte und trat zur Seite. Mit grimmigen Blicken sah sie zu, wie das Opfer an ihr vorbeigeschoben wurde.
    Als sie das Steuerberatungssbüro betrat, stieg ihr eine Geruchsmischung in die Nase, die allen Büroangestellten vertraut war:
    Teppichreinigungslösung, Möbelpolitur mit Zitronenaroma und Papier. Dann roch sie noch etwas anderes - stechend, sonderbar metallisch, ein Geruch, der ihr aus ihrer eigenen Arbeit weitaus vertrauter war: Blut.
    Im Raum wimmelte es von Polizisten, die sich in einem Stadium der Geschäftigkeit befanden, wie sie nur von einem Mordfall verursacht werden konnte. In Gedanken ordnete Scully die Polizisten zwei verschiedenen Kategorien zu: uniformierte Cops der hiesigen Polizei, die den Mord bearbeiteten, und einige Kriminalbeamte in Zivil, die mit der Untersuchung in dem Entführungsfall betraut worden waren. Die Erstgenannten befaßten sich mit den unmittelbaren, physikalischen Beweisen, wie dem blutgetränkten Teppich oder den verschiedenen Gegenständen auf dem Schreibtisch,
    die sie auf Fingerabdrücke
    untersuchten. Die Zivilbeamten hingegen wühlten sich durch Telefonverzeichnisse und Schubladen.
    Mittendrin hockte
    Mulder neben einem
    Aktenschrank.

    „Mulder“, rief Scully leise, um ihn auf sich aufmerksam zu machen.
    Er deutete auf die mit Klebestreifen markierten Umrisse des Mordopfers. Sie begannen auf dem Boden und zogen sich dann über gute siebzig Zentimeter die Wand hinauf. Demnach mußte der Mann halb aufgerichtet an der Wand gelehnt haben.
    Nur wenige Zentimeter neben den Klebestreifen hing ein gerahmtes Bild von einem friedlichen, schneebedeckten Städtchen in Neu-England.
    Rostrote Blutflecken hoben sich mit krasser Deutlichkeit von der Schneelandschaft ab. Scully fixierte den großen Blutfleck im oberen Bereich der Markierung und kam zu dem Schluß, daß dieses Opfer auf die gleiche Weise wie Billy getötet worden war.
    „Charles Selchik“, faßte Mulder zusammen, ging zum Schreibtisch und begann, in den Schubladen herumzustöbern. „Staatlich geprüfter Steuerberater. Todesursache war ein Stich durch das linke Ohr. Die Putzfrauen haben seinen Leichnam gefunden.“
    Scully umrundete den Schreibtisch und schob eine Messingtischlampe und einen Briefbeschwerer aus Gießharz mit einem silbernen
    Freimaureremblem zur Seite. Im Gegensatz zu Mulder

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