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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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die Transformation unumkehrbar wird.«
    Mikela legte den Kopf in den Nacken und schaute zum Abendhimmel auf. Es war Vollmond. »Hoffentlich hast du Recht.« Damit entfernte sie sich.
    Mogwied überlief es eiskalt. Er spähte angestrengt in den Wald hinein. Wo mochte Ferndal nur sein? Sein Bruder war noch nie einen vollen Tag ausgeblieben. Und bevor er sich gestern Nacht in den dunklen Wald schlich, hatte er sich Mogwied zugewandt und verschwommene Bilder gesendet, die keinen Sinn ergaben. Auch seine Augen waren auffallend matt gewesen. Mikela hatte Recht. Bald würde er ganz und gar seiner Wolfsnatur verfallen.
    Mogwied in seiner menschlichen Gestalt war dieser Gefahr nicht so stark ausgesetzt. Bekanntlich erstarrte man umso leichter in einer Gestalt, je wilder und tierischer sie war. Doch auch Mogwied konnte nicht leugnen, dass er sich in seinem jetzigen Körper zunehmend wohler fühlte. Anfangs waren ihm die fahle Haut und die dünnen Gliedmaßen ein stetes Ärgernis gewesen, sogar die Stiefel hatten bei jedem Schritt gescheuert. Doch nach so langer Zeit waren alle Beschwerden vergessen. Jetzt sah er diese Gestalt beinahe als Teil seiner selbst an, und das einst so brennende Verlangen, sich zu verwandeln, hatte nachgelassen. Auch wenn er hin und wieder noch den Wunsch nach kräftigeren Beinen oder einem wärmeren Pelz verspürte, stand im Hintergrund doch immer die Gewissheit, dass er anschließend in diesen Körper zurückkehren würde.
    Wieder fröstelte Mogwied. Obgleich er den Wandel in seiner Einstellung nicht wahrhaben wollte, im Innersten wusste er, was er bedeutete. Auch er stand kurz davor, für immer in seiner Gestalt zu erstarren. Der Mensch in ihm bedrohte sein wahres Erbe. Selbst Mikela verstand Ferndal inzwischen besser als er. Nicht nur Ferndals Bildsendungen hatten sich vergröbert, auch Mogwieds Fähigkeiten als Empfänger wurden schwächer.
    Mogwied starrte zum Abendhimmel empor, wo hell der Vollmond leuchtete. Ein Mond noch … dann ist alles verloren.
    »Hör auf, in die Sterne zu schauen«, brummte Kral von der Feuergrube her. »Bring lieber das Kochgeschirr herüber.«
    Mogwied drehte sich um. Der Gebirgler hatte bereits ein Feuerchen in Gang gebracht. Mogwied ging mit Töpfen und Pfannen zu ihm. Der Hüne fütterte die Flammen mit dürren Zweigen. Aus seinem schwarzen Krausbart tropfte es. Die Wärme ließ das Eis darin schmelzen.
    »Wo bleibt nur dieser Elv’e? Er sollte doch Holz holen«, beschwerte sich Kral. »Wenn ich den Hunger der Flammen stillen soll, brauche ich ergiebigere Nahrung.« Die Augen des Gebirglers glühten so rot wie das Feuer.
    Mogwied stellte seine Töpfe und Pfannen ab und trat zurück, ohne Kral dabei den Rücken zuzuwenden. Er hatte sein ganzes Leben im tiefen Wald verbracht, und obwohl er kurz davor stand, unwiderruflich zum Menschen zu werden, hatte er sich gewisse Instinkte bewahrt. Er witterte etwas Wildes, Tierhaftes in diesem Hünen. Und wie bei Ferndal schien das Tier ständig stärker zu werden und deutlicher zutage zu treten. Bisher hatte Mogwied diesen Umstand der Nähe des Amov Felsens zugeschrieben; vielleicht flammte Krals alter Hass in der Nähe seiner früheren Heimat stärker auf. Aber wenn er wie jetzt ganz nahe bei dem Mann aus den Bergen stand, war er von dieser Erklärung nicht mehr so völlig überzeugt.
    »Ich … ich werde Merik und Tyrus suchen. Und ihnen beim Holzsammeln helfen.«
    »Sieh zu, dass jeder einen ordentlichen Arm voll mitbringt«, brummte Kral und betrachtete den Himmel. »Heute Nacht wird es schneien, und dann wird es grimmig kalt.«
    Mogwied nickte und trottete davon. Er hatte nicht vor, nach den anderen zu suchen. Das war nicht seine Aufgabe. Außerdem war es im Wald inzwischen dunkel geworden, und er dachte gar nicht daran, in den tiefen Schatten zwischen den Bäumen umherzuirren. So strebte er, sobald Kral ihn nicht mehr sehen konnte, zum Fluss. Als er Ni’lahns und Mikelas Stimmen hörte, schlich er auf Zehenspitzen näher, um sie zu belauschen.
    »Wie geht es Klein Rodricko?« fragte Mikela. Ni’lahn hatte den kleinen Nyphai Jungen nach dem verstorbenen Holzschnitzer benannt. Mikela tauchte einen Eimer ins Wasser und zog ihn heraus.
    Ni’lahn nahm ihr das volle Gefäß mit scheuem Lächeln ab. »Dem Kind geht es gut, noch gibt ihm die Seele meines Baumes Nahrung.« Ni’lahn schob mit der freien Hand die Trageschlinge höher und fasste sich an die Brust. »Aber auch meine Brüste beginnen zu schwellen. Sobald er seine

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