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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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wurde ihm am zweiten Morgen überreicht, nachdem er, voll schwerer Selbstvorwürfe, wie er sie sich noch nie gemacht hatte, die Liebeshütte verlassen und Nikaluk zu ihrer eigenen begleitet hatte, wo er ihren Mann, sinnlos betrunken auf dem Boden liegend, fand. In diesem schrecklichen Moment sah er, wie zwei alte Frauen erst auf ihn und dann auf Sopilak zeigten, und er entnahm aus dieser Geste, dass sie seine Zauberkraft rühmten, die er gegen den Hilflosen angewendet hatte, um sich mit dessen Frau zu vergnügen. Sie tadelten weder ihn noch Sopilak, im Gegenteil, sie gratulierten ihm sogar noch zu seinem starken Bann.
    Dann erschienen andere Frauen, auf ihren Armen ein Kleidungsstück vor sich hertragend, an dem sie schon längere Zeit genäht hatten. Sie halfen Sopilak auf die Beine, schlugen ihm ein paarmal ins Gesicht, dann nahm er das Kleidungsstück entgegen, zeigte den versammelten Männern ein einfältiges Lachen und streckte Kapitän Pym die Arme entgegen. John Atkins, der das Geschehene guthieß, übersetzte:
    »Verehrter großer Kapitän, deine Gewehre haben mir das Leben gerettet, als wir Jagd auf den Bären machten, und du hast Tayuk und Oglowook geholfen, ihn zu töten, was ich nicht konnte, unser Dorf möchte dir dieses Geschenk überreichen. Deine Männer sind gut zu uns gewesen. Wir verehren dich.«
    Mit Sopilaks Verbeugung entfaltete sich das Kleidungsstück, und die Matrosen, die noch immer feierten, wurden augenblicklich still, als sie den edlen Mantel sahen, den ihr Kapitän jetzt entgegennahm. Er war weiß, schwer und sehr lang, aus dem Fell des Polarbären, den man bei der Jagd erlegt hatte.
    Alle bestanden darauf, dass er ihn sofort überzog, und er stand verlegen und beschämt da, als Sopilak und Nikaluk den herrlichen Umhang um seine unwerten Schultern legten. Er behielt ihn an, trug ihn auf dem langen Weg zurück zur Gemeinschaftshütte, sogar während des Kontrollgangs über sein Schiff, aber als es Zeit für die Abendandacht wurde, legte er ihn ab, und als die Männer ihn anschauten und warteten, dass er mit dem Gebet anfing, wandte er sich, das Gesicht aschfahl, an seinen Ersten Offizier und sagte: »Mr. Corey, würden Sie das Gebet übernehmen? Ich bin dessen nicht würdig.«
    Er trug weiterhin seinen Mantel aus dem Fell des Polarbären, freute sich an dem weichen Pelz und schwelgte in den Erinnerungen an die großartige Jagd auf dem Eis. Der lange Mantel wurde zu seinem Kennzeichen, als er nach langen Monaten endlich daran denken konnte, die »Evening Star« für die Abfahrt bereitzumachen. Eines Morgens brachte Atkins seine Frau mit an Bord, und als Kapitän Pym sie sah, wie sie lachte und sich auf das Abenteuer freute, da stockte ihm der Atem, und er wünschte, er wäre wie dieser junge Seemann, der Nikaluk, soviel reifer und liebreizender als Kiinak, an Bord bringen würde für die lange Reise an sein Lebensende.
    Die Sonne schien. Die See beruhigte sich. Das Eis zog sich zurück, einen Sommer lang, aber sammelte schon seine düstere Kraft für eine schnelle Rückkehr im Herbst, und man setzte die Segel. Die Menschen von Desolation Point stapften alle durch den Matsch runter zum Strand, der Ausfahrt des Schiffes zuzusehen, und es wäre sicherlich ein feierlicher Augenblick geworden, wenn sich nicht mit dem Einziehen der Landungsbrücke, dieser letzten Trennung der Verbindung mit dem Land, das seine Besucher so gastfreundlich behandelt hatte, Nikaluk von ihrem Mann losgerissen hätte, auf das ablegende Schiff zugerannt wäre und geweint hätte: »Kapitän Pym!« Ihr Mann lief hinter ihr her, nicht um ihr einen Vorwurf zu machen, sondern um sie zu trösten, aber er hatte an jenem Morgen den letzten Schluck Rum getrunken, den Harry Tompkin ihm überlassen hatte, und noch bevor er seine Frau einholen konnte, fiel er in den Matsch und blieb liegen, bis das Schiff außer Sicht war.
    Kaum hatten sie den Anker gelichtet und ihre Fahrt nach Süden zur Insel Lapak angetreten, wo die Vorräte des Walfängers für die lange Reise nach Hawaii, so gut es ging, aufgefüllt werden sollten, als Kapitän Pym plötzlich von der Brücke herunterrief: »Mr. Corey, dieser Polarbär bringt mich um!«, und völlig außer Sinnen riss er an dem Mantel herum, warf ihn ab und trat ihn mit den Füßen in eine Ecke.
    Als Harpunier Kane von dem Vorfall erfuhr, suchte er den Kapitän auf und fragte: »Ich habe auch geholfen, den Bären zu erlegen. Darf ich den Mantel behalten?«, und Pym antwortete hastig und mit

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