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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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Vorgesetzten, der ihnen einen Orden an die Uniform heftete: »für heldenhaftes Verhalten, das die Einnahme der Insel Adak beschleunigte«.
    An diesem Abend gingen Ruggles und seine Männer früh zu Bett, noch erschöpft von dem Kampf und den Strapazen der zurückliegenden Tage, aber vor dem Einschlafen sagte Ruggles: »Sie machen große Worte und verteilen Orden, aber ich frage mich, ob sie die geringste Ahnung haben, was es heißt, eine schlammige Uferbank bei Nacht hochzuklettern und nicht zu wissen, ob die Japsen oben auf einen warten.« Und Krickel sagte: »Ist doch nichts dabei. Ein paarmal tief Luft holen, sich wie blöde vorrobben, und wenn du einen vors Visier kriegst ...« Er imitierte das »Ratatat« eines Maschinengewehrs, worauf der Captain sagte: »Wenn ich noch mal den Befehl bekomme, an einem unbekannten Ufer zu landen, dann will ich euch wieder dabeihaben.« Aber Krickel rief: » Dass Sie sich nicht freiwillig melden!«
    Als die Amerikaner Adak schließlich als schlagkräftige Ausgangsbasis für ihre Bomber ausgebaut hatten, gab es für die Alaska Scouts zunächst keine Verwendung. Nate Coop wurde vorübergehend als Fahrer und Gehilfe beschäftigt und in dieser Funktion einem ganz ungewöhnlichen Menschen zugeteilt, einem hageren, jähzornigen Zivilisten im Rang eines Unteroffiziers mit buschigem schwarzem Schnäuzer, schneeweißem Haar, das wirr und zerzaust vom Kopf abstand, einer sehr großen Brille und einem sarkastischen Humor. Ein Blick auf seine zwanglose Kleidung, ein Ton seiner sardonisch krächzenden Stimme hätten jeden überzeugt, dass er für den Militärdienst nicht gerade wie geschaffen war. Ein wahrer Hexenmeister der Schreibmaschine, auf die er mit knochigen Fingern einschlug, zeichnete er als Herausgeber der Armeezeitung für die Truppe verantwortlich, und Nate sollte ihn in der Gegend herumkutschieren und zu den verschiedenen Einrichtungen fahren, wo er auf Neuigkeiten für sein Blatt zu stoßen hoffte. Es war nicht leicht für ihn zu arbeiten, andererseits wiederum ein Privileg, mit ihm zusammen zu sein , denn selbst bei den abscheulichsten Vorkommnissen, ja tödlichen Gefahren, bewahrte er sich ein sicheres Gespür für Witz, für Widersprüchliches und für ausgemachten Wahnsinn.
    Nate beobachtete fasziniert, wo immer dieser ungewöhnliche Reporter auftauchte, kannten ihn jedesmal ein paar Soldaten oder Flieger vom Namen her und bedrängten ihn mit Fragen, hörten aufmerksam zu, wenn er sich zu einer Antwort herabließ, was selten geschah. Aus diesen Gesprächen war Nate zu dem Schluss gekommen, dass Corporal Dashiell Hammett vorher in Hollywood gearbeitet hatte, aber da er noch nie einen Film gesehen hatte, konnte er auch nicht wissen, womit sich der Mann beschäftigte.
    »Ist er Schauspieler?« fragte er ein paar Piloten, als sie sich gerade wieder einmal mit Hammett unterhalten hatten.
    »Nein«, antworteten sie, »noch schlimmer. Er ist Schriftsteller.«
    »Und was hat er geschrieben?« Die Piloten fanden es merkwürdig, dass ein Junge in Nates Alter noch nie von Hammett gehört hatte, und so zählten sie die Filmtitel auf, die ihm den Ruf eingebracht hatten, der bestgehandelte Autor zu sein: »Harte Filme - › Der gläserne Schlüssels › Der dünne Mann ‹ , › Der Malteser-Falke ‹ ...«
    »Nie gesehen.« Die Männer waren so verblüfft, dass sie Mr. Hammett riefen: »Hören Sie, Ihr Fahrer sagt, er hätte den › Malteser-Falken ‹ noch nie gesehen.«
    Die Vorstellung, dass dieser junge Kerl, mit dem er nun schon seit über einer Woche auf so engem Raum zusammen war, nicht wusste , wen er vor sich hatte und welche Filme Hammett geschrieben hatte, ja nicht einmal einen gesehen hatte, faszinierte Hammett, und während der restlichen Zeit, die Nate ihm als Fahrer noch blieb, forschte er den Hintergrund des Jungen aus und entwickelte eine väterliche Zuneigung zu ihm. »Sie sagen, Sie hätten keine Schule besucht? Warum nicht?«
    »In den Wäldern? Bei den Minen ...«
    »Und Sie waren schon auf Lapak und Adak?«
    »Ja.«
    Hammett trat einen Schritt zurück, musterte angespannt und eindringlich seinen Fahrer, gerade zwanzigjährig, und sagte: »Ich schreibe darüber, Sie leben es.« Er fragte, ob er eine Freundin hätte, und war wie vor den Kopf geschlagen, als der junge Mann zur Antwort gab: »Ich bin verheiratet.«
    Mit einem mal interessierte sich Hammett brennend für die Probleme, denen sich Nate als Mischling gegenübersah, eingeheiratet in eine der Familien aus

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