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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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landen, nur um jedesmal von den haushohen Wellen, die an den Strand donnerten, zurückgeworfen zu werden, aber den ganzen Tag über, bis in die drohende Nacht hinein, gaben sie nicht auf, und beim fünften Anlauf schließlich, unterstützt von Scheinwerfern, schafften sie es.
    Am nächsten Tag gab das pazifische Hauptquartier in Hawaii folgende Verlautbarung bekannt: »Gestern unternahmen unsere Truppen eine erfolgreiche Landung auf Amchitka.« Und die Berichterstatter hoben noch hervor: »Der Auftakt für die Rückeroberung von Attu und Kiska.« Mit keinem Wort wurde auf die höllischen Bedingungen eingegangen, unter denen die Amerikaner diese entscheidende Stellung in der grausamen Schlacht um die Aleuten eingenommen hatten.
    Von Januar bis Mitte März arbeiteten Nate Coop und Ben Krickel und mit ihnen zahllose andere wie die Tiere, um die Ausrüstung von der Küste ins Innere der Insel zu transportieren, schleppten sich zurück durch eisiges Wasser und luden weiteres Material auf ihren Rücken. Es war Knochenarbeit, und fast ununterbrochen wehte ein sibirischer Wind, dass einem die Augenbrauen gefroren. Als die Geräte schließlich alle an Land waren, wurden die Männer hastig zu der Ebene verfrachtet, wo aus dem Nichts die Landepiste entstand. Wo immer Nate und Ben zur Arbeit herangezogen wurden, war die Versorgung miserabel: Entweder kamen die Lebensmittel gar nicht erst an, oder wenn die Schiffe doch eintrudelten, hatten sie meist Nahrung und Kleidung an Bord, die für die Tropen bestimmt waren. Tagelang, während er am anderen Ende der Insel arbeitete, hatte Nate kein warmes Essen, und wenn etwas gekocht wurde, dann war es häufig eine Mahlzeit, die sein Magen nicht vertrug.
    Was die auf Amchitka arbeitenden Männer jedoch am meisten bedrückte, schilderte ein Farmerssohn aus Georgia so: »Es tut einem in der Seele weh. Man arbeitet hier den ganzen Tag an der Piste, und die jungen Kerle klettern in ihre Maschinen, winken einem noch zum Abschied zu, fliegen rüber nach Kiska oder Attu und geraten in einen Sturm. Verdammt noch mal, da unten ist immer Sturm, und die Jungs knallen gegen irgendeinen Berg, manchmal drei, vier an einem Tag, und man sieht sie nie wieder.«
    Die Verluste waren schrecklich, wie ein besorgter Flieger voller Verzweiflung in einem - ansonsten fröhlichen - Brief an seine Freundin zugab: »Es gibt nichts Schöneres auf der Welt, als die Aleuten zu überfliegen, aber wir haben so viele Männer verloren, ich habe eine Todesangst, meine Maschine zu besteigen, die Chancen stehen mehr als schlecht.«
    Er schrieb noch einen weiteren Brief, zwei Tage später, entschuldigte sich für seine momentane Niedergeschlagenheit - dann schrieb er keinen Brief mehr.
    Unter diesen furchtbaren Bedingungen nahm Nate das Studium der Lehrbücher wieder auf, die Corporal Hammett ihm besorgt hatte, und brachte sich täglich zehn neue Begriffe bei und versuchte, sie im Gedächtnis zu behalten, bis sein Vokabular einigermaßen zivilisiert war.
    Er schützte sich, so gut er konnte, gegen die Schneestürme, und er unterließ es, Freundschaften mit den Piloten zu schließen, die mit leuchtenden Augen auf Amchitka ankamen, gerade zehn Tage zuvor aus der Fliegerschule entlassen. Er sah, dass sie besondere Probleme hatten, die normalen Sterblichen wie ihm fremd waren. Er sagte sich: Ich kann dieses schreckliche Wetter aushalten, wenn ich mir ein paar Kniffe beibringe, wie man zum Beispiel diese unterirdischen Bauten aufstöbert. Mir kann der Wind nichts anhaben. Aber denen da oben in ihren Maschinen, die müssen damit leben. Sind mittendrin. Und die meisten leben nicht lange.
    Natürlich hatte er mit seinen eigenen Ängsten zu kämpfen, und als das Gerücht umging, das nächste Mal wollte man nicht auf dem nahe gelegenen Kiska zuschlagen, sondern auf dem entfernten Attu, war ihm klar, dass die »hohen Tiere« wieder ihre Scouts aussetzen würden, um die Lage zu erkunden. Er suchte Captain Ruggles auf und sagte: »Diesmal suchen sie Freiwillige, aber ich komme nicht mit.«
    »Moment mal, Coop. Sie sind unser bester Mann. Sie kennen keine Furcht.«
    »Oh doch!« Und zu seinem eigenen Erstaunen und dem des Captains füllten sich seine Augen mit Tränen, und nach einer Weile sagte Ruggles ruhig: »Nate, ich bin mir ziemlich sicher, sie werden mich nach Attu schicken, um rauszufinden, wie schnell sich eine Flugpiste anlegen lässt , wenn wir erst mal gelandet sind. Ich würde nur sehr ungern ohne Sie los.«
     
    Die

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