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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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Hand über den Railbelt glitt, der in Zukunft sein Terrain bilden sollte - mit seinen entlegenen Feldern, mit Schneestürmen, seinen versteckten Seen und seinen Naturwundern.
    Tom Venn mietete einen Wagen, und gemeinsam fuhren sie die 130 Kilometer nach Talkeetna, einem verschlafenen Nest aus Holzhäusern mit den typischen falschen Fassaden, etwa hundert Einwohnern, und während der Fahrt wurde LeRoy ganz kleinlaut, als er das öde weite Land um sich herum sah. Doch als sie von dem Highway in die Straße nach Talkeetna abzweigten, kamen sie über eine kleine Anhöhe, von der aus man einen erstklassigen Ausblick auf die Denali-Bergkette hatte, hoch und weiß und feierlich. Der Anblick war so majestätisch, dass die beiden Männer anhielten, den Wagen parkten und sich ganz dieser spektakulären Offenbarung des Herzlandes Alaskas hingaben. »Sieht so aus, als wollten die Berge Sie persönlich bitten hierherzuziehen, LeRoy«, sagte Tom, und der junge Kriegsveteran erhielt einen ersten Eindruck davon, wie sich sein zukünftiges Leben, die reiferen Mannesjahre, gestalten würde.
    Aber noch während sie saßen und schauten - an einem Tag, der so perfekt schien jagte mit unglaublichem Tempo von Sibirien her eine Wetterfront heran, und innerhalb weniger Minuten waren die Berge außer Sicht, und LeRoy wurde daran gemahnt, dass er sich ganz neuen Herausforderungen würde stellen müssen. Er würde auch weiterhin zu abgelegenen Bergseen fliegen müssen, wo alte Männer im Sterben oder junge Frauen in Geburtswehen liegen würden, und er würde auch weiterhin das Risiko eingehen müssen, in einen plötzlichen Sturm zu geraten, aber hier erhob sich im Nordwesten diese ungeheure Kette schneebedeckter Berggipfel, und wenn er sich hier als Flieger einen Namen machen wollte, dann galt es, diese Berge zu meistern: in 2 . 000 Metern auf Kufen landen, um Bergsteiger abzusetzen oder aufzunehmen, auf 5 . 000 Meter fliegen und die Denali-Hänge nach Abgestürzten absuchen. Fliegerische Aufgaben, die ein Buschpilot nicht nur als Herausforderung akzeptierte, sondern geradezu suchte.
    Während sich die Wolken der Berge bemächtigten, in Zukunft seine weißen Leuchtfeuer, sagte er leise: »Ich nehme Ihr Angebot an.« Und Venn sagte: »Sie werden es nie bereuen.« Damit war der Umzug nach Talkeetna beschlossene Sache; der Ort hatte eine Schotterpiste, und in bequemer Nähe lagen viele Seen.
    Es war das Beste, was LeRoy Flatch tun konnte, denn dadurch eroberte er sich das Herzland Alaskas, den Railbelt, der die großen Städte miteinander verband. Als Flieger hatte er die Eisenbahn mehr oder weniger nur als einen lebensrettenden Schienenstrang wahrgenommen, dem es zu folgen galt, wenn die Sichtverhältnisse miserabel waren, doch jetzt, wo täglich Züge in Talkeetna anhielten, nahm er manchmal die Gelegenheit wahr, weiter nördlich nach Fairbanks zu fahren. Bei diesen Bahnfahrten erst lernte er zu schätzen, was seine Landsleute da geleistet hatten, als sie diesen am weitesten nördlich gelegenen Schienenstrang verlegten. Aber besonders gefiel ihm der Blick auf die atemberaubend schöne Landschaft während der wenigen Wochen von Ende August bis Anfang November.
    Dann nämlich wechselten die Erlensträucher ihre Färbung in ein flammendes Gold, Blaubeerbüsche in ein feuriges Rot, während stattliche Fichten einen majestätisch grünen Hintergrund bildeten, vor dem ewig eisigen, unverfälschten Weiß des Mount Denali. Es war das schönste Bild, das Alaska zu bieten hatte, und LeRoy sagte zu seiner Frau: »Man kann es nur vom Zug aus sehen. Vom Flugzeug aus ist alles verschwommen«, worauf sie entgegnete: »Für mich sieht es immer schön aus, egal, wo ich gerade bin.«
    Später dann, als sie zur Jagdhütte der Venns fuhren, die sie zum Essen eingeladen hatten, mussten sie erfahren, dass nicht alle ihre Träume teilten, dass es auch andere Vorstellungen gab, was aus Alaska einmal werden sollte. »Man hört ja jetzt die Leute davon reden ...«, sagte Tom Venn nach dem Essen, »ich meine diese verrückte Idee der Souveränität, der Eigenstaatlichkeit für Alaska.« Er musterte die beiden jungen Leute vor ihm und fragte: »Befürworten Sie diesen Unsinn etwa?«
    Seine Frage ließ eigentlich nur eine verneinende Antwort zu, und das Beste, was Sandy Flatch tun konnte, war, sich nicht festzulegen. Mit vagen Worten, aber nicht gerade leidenschaftlich, sprach sie sich für Souveränität aus, doch dann brachte sie ein Argument, das man in den folgenden

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