Alaska
Wirbel um die Souveränität veranstaltete, eine so alte Dame war, aber kam dann doch schnell zu seinem Anliegen: »Ich bin einhundert Prozent Ihrer Meinung, Miss Peckham. Ich habe keinen Posten bei der Regierung und auch keinen großen Einfluss , aber ich habe eine Unmenge an Informationen, und es treibt mir die Galle hoch, wenn ich sehe, wie solche Geschäftemacher wie Ross & Raglan unter einer Decke mit der Eisenbahn stecken, um Alaska die Souveränität zu verweigern.«
»Und warum trifft Sie das mehr als jeden anderen vernünftigen amerikanischen Staatsbürger?«
»Ich bin in Alaska geboren. In Anchorage. Musste mit ansehen, wie sich mein Vater abrackerte in seinem Lebensmittelladen. Einer der Besten, mindestens so gut wie die auf dem Kontinent.«
»Sie meinen, Sie sind es Ihrem Vater schuldig.«
»Ich glaube, ja. Ich habe miterlebt, wie er sich abmühte, auf einen grünen Zweig zu kommen, aber er saß in der Schlinge. Dann ging er nach Oregon, wo die Gesetze nicht so streng waren. Da wurden ihm keine Steine in den Weg gelegt, und er baute sich schnell den besten Laden nördlich von San Francisco auf. Er ist als reicher Mann gestorben - mit einer Lebensmittelkette, acht mittelgroßen Läden, jeder eine Goldgrube. Aber kommen wir zu den Tatsachen. Ich habe festgestellt, dass allgemeine Emotionen in der Branche nichts bewirken. Hungernde Eskimos machen sich heute nicht besser als die hungernden Belgier im Ersten Weltkrieg.«
Die Fakten, die er dann auf den Tisch legte, waren so alarmierend, dass sie ihn bat, sie noch mal zu wiederholen.
»Es hat alles mit dem Jones Act von 1920 angefangen. Schon mal davon gehört?«
»Wenig. Ich weiß nur, dass es eine schlechte Sache für Alaska war. Aber Einzelheiten? Nein.«
»Der Vater des Reedereibesitzers, der in der Zeitung von heute abgedruckt ist, der alte Malcolm Ross, war die treibende Kraft. Senator Jones hat das Gesetz durch den Kongress gepeitscht. Die Wirkung, einfach ausgedrückt, war die, dass Hawaii und Alaska in eine Zwangsjacke gesteckt wurden, was aber für Alaska noch viel schlimmer war als für Hawaii. Es besagt, dass nur solche Schiffe Frachtgüter von Häfen an der Westküste nach Hawaii oder Alaska liefern dürfen, die in Amerika gebaut wurden, im Besitz amerikanischer Gesellschaften sind und mit amerikanischer Besatzung fahren. Das bringt natürlich für Hawaii und Alaska große Nachteile mit sich im Vergleich zu anderen Häfen, Boston oder Philadelphia, wo Schiffe aus Europa unter ausländischer Registrierung auch Güter aus den Ländern löschen können. Hawaii hat es da noch besser als Alaska, denn es gibt Konkurrenz von anderen Linien, was die Kosten niedrig hält. Alaska hat nur Ross & Raglan, und die halten die Menschen da oben immer noch im Würgegriff, so wie sie damals meinen Vater im Würgegriff gehalten haben.«
»Ich kann einfach nicht begreifen, warum ein Land einem Teil seiner Bewohner so etwas antut«, sagte Missy, aber Rowntree lieferte ihr dann das entscheidende Moment: »Und jetzt tauche ich in der ganzen Sache auf: Ich lasse riesige Warenmengen auf dem Schienenweg quer übers ganze Land herankommen. Durch irgendeinen Trick ist Seattle in den Jones Act gerutscht, und was mich einen Dollar Frachtgebühr nach San Francisco kostet, um von da nach Hawaii verschifft zu werden, kostet Sie für dieselbe Menge nach Seattle einen Dollar und fünfundneunzig Cent. Wenn es von da nach Alaska verladen wird. Wenn man mal alle Nachteile zusammenrechnet, unter denen Alaska zu leiden hat, dann kommt man auf ein Kostenverhältnis von drei zu eins.«
»Warum kommt Hawaii so gut dabei weg?« fragte Missy voll Empörung, und Rowntree entgegnete fast amüsiert: »Die waren klüger. Sie haben gelernt, ihre Interessen zu wahren.« Missy schwor sich: »Wir werden uns an Hawaii ein Beispiel nehmen.« Und dann bat sie Rowntree, ihr bei dem Entwurf und dem Ausformulieren einer Rede zu helfen. Es wurde eine berühmte Rede, und Missy trug sie insgesamt über sechzigmal vor in allen Landesteilen. Ihr Titel lautete: »Alaska im Würgegriff«.
Ihre Premiere erlebte die Rede in einer Halle in Seattle, wo völlig unerwartet auch Tammy Venn auftauchte, mit ihrem gutgelaunten Mann im Schlepptau. Vor der Versammlung kamen Besucher, die die beiden kannten, auf sie zu und neckten Tammy, weil Malcolm sie in aller Öffentlichkeit als »total übergeschnappt« bezeichnet hatte. Ein anwesender Reporter drängte Malcolm, sich dazu zu äußern, und schließlich
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