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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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einmal die Erfahrung gemacht hatte, wieviel ein gutes Buch zur rechten Zeit bewirken konnte, sprach Gruening, noch immer Publizist, eine gute Bekannte an, die Schriftstellerin Edna Ferber, und machte ihr einen sonderbaren Vorschlag: »Kommen Sie nach Alaska, und schreiben Sie ein Buch über uns. Tun Sie für uns, was Sie gerade für Texas getan haben.« Ihr populärer Roman »Giant« hatte die Schwächen und Größen des südlichen Bundesstaates über Nacht im ganzen Land berühmt gemacht, und er hegte die Hoffnung, dass ein ähnliches Buch von derselben Autorin über Alaska die gleiche Wirkung haben könnte.
    Miss Ferber, die die Anfeindungen harscher Kritikschelte, die vonseiten texanischer Superpatrioten auf sie niedergeprasselt war, gerade erst überstanden hatte, schien begeistert von der Aussicht, sich erneut mit einem strittigen Problem zu befassen. Sie besuchte Alaska nur für kurze Zeit und schrieb daraufhin in aller Eile ihren neuen Roman »Ice Palace«, der eine riesige Leserschaft erobern konnte. Die Folge war genau die von dem klugen Gruening vorhergesagte. Über das Buch selbst schrieb er später einmal:
    »In ihrem Roman › Ice Palace ‹ sprach sich die Autorin vehement für die Souveränität Alaskas aus. Einige Kritiker meinten, er zähle nicht zu den besten Werken der Autorin, aber einer bezeichnete ihn treffenderweise als › Onkel Toms Hütte ‹ der Kampagne für Eigenstaatlichkeit. Tausende, die sich sonst nie für unsere sachlichen Artikel in Zeitungen und Zeitschriften interessiert hätten, in denen wir uns für die Souveränität einsetzten, haben den Roman gelesen. Während der letzten Wochen unserer Kampagne wurde ich von sehr vielen Menschen angesprochen, ob ich denn auch › Ice Palace ‹ gelesen hätte. Und auch viele Kongressabgeordnete wurden auf das Buch aufmerksam. Ich bin ganz sicher, dass es viele bei ihrer Stimmabgabe beeinflusst hat.«
    Im Jahre 1958, als die Diskussion ihren Höhepunkt erreichte, veranstaltete der Senat eine Anhörung in Washington, und eines Tages betrat den Raum ein Herr in vorgerücktem Alter und von untadeligem Ruf. Es war Thomas Venn, fünfundsiebzig Jahre alt und vor den Ausschuss getreten, um die wirtschaftlichen Interessen Seattles zu schützen. Weißhaarig und von puritanisch aufrechter Gestalt, erweckte er den Eindruck eines Mannes, der nichts für politische Wirrköpfe übrig hat und schon gar nichts für deren Ideen, und doch wirkte er keineswegs abweisend, denn er konnte liebenswürdig seinen Freunden zulächeln, wenn sie ihn aus dem Publikum grüßten, und er wusste , dass dieser Eindruck von Vornehmheit durch die Anwesenheit seiner Frau Lydia Ross-Venn eher noch verstärkt wurde.
    Als sie ihre Plätze auf der für Zeugen reservierten Bank einnahmen, flüsterte Mrs. Venn ihrem Mann diskret etwas ins Ohr, worauf er ans andere Ende der Sitzreihe blickte: »Mein Gott! Wie ist sie denn hierhergekommen?«
    Es war Missy Peckham, die aus Juneau angereist war und deren wütende Entschlossenheit dafür sorgte, dass der Kampf für Souveränität nicht aus den Schlagzeilen verschwand. Ihr Mund umspielte ein koboldhaftes Lächeln, und aus ihren Augen sprach wacher Verstand. Sie schien nicht im geringsten eingeschüchtert zu sein, weder durch das Senatsgebäude noch durch die Würdenträger, die nun den Anhörungsraum betraten, um die Sitzung zu eröffnen, bei der sie zum letzten Mal als Befürworterin der Eigenstaatlichkeit auftreten sollte, in einem Kreuzzug, dem sie die letzten Jahre ihres Lebens geopfert hatte. Nun erblickte sie auch Tom Venn, der sie unvermittelt anstarrte, und mit einem unschuldigen Lächeln nickte sie ihm zu, als wollte sie ihn auf ihrem Fest begrüßen. Etwas steif - aus seinem Gesicht war für einen Augenblick alle Farbe gewichen - verbeugte er sich in ihre Richtung. Dann nahm er wieder seinen Platz ein und hörte sich die Ausführungen für das Publikum über die traditionsreiche Verbindung des Hauses Ross   &  Raglan mit Alaska an. Schließlich trat er selbst vor, und ohne jemals seine Stimme zu heben oder in Polemik zu verfallen, brachte er all die bekannten Argumente derjenigen vor, die sich gegen jede Souveränität aussprachen, ob jetzt oder in absehbarer Zukunft.
    »Meine Herren, niemand hier im Saal wird eine tiefere Liebe für Alaska empfinden als ich. Ich kenne jeden Winkel dieses riesigen Gebietes seit 1898, als ich den schrecklichen Chilkootpaß erklomm, und in den Jahrzehnten darauf habe ich mich bei allen meinen

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