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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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Unternehmungen immer nur von einem Gedanken leiten lassen, dem Wohlergehen Alaskas. Ich versichere Ihnen, nach meinen Erkenntnissen bin ich der festen Überzeugung, dass Alaska nicht reif für Souveränität ist, dass es ein großer Fehler wäre, dem Land Eigenstaatlichkeit zu verleihen, und dass seine Zukunft am besten dadurch gesichert ist, dass man es weiter unter die wohlmeinende Vormundschaft stellt, die ihm auch in der Vergangenheit nie zum Nachteil gereichte. Wie Alaska zu schützen ist, weiß am besten das Militär. Wie den wirtschaftlichen und finanziellen Bedürfnissen des Landes entsprochen wird, wissen am besten die Geschäftsleute von der Westküste. Wie den Eingeborenen zu helfen ist, wissen am besten die wohlmeinenden Fachleute im Büro für indianische Angelegenheiten. Und das Ministerium des Inneren hat ausreichend bewiesen, dass es versteht, die nationalen Ressourcen zu erhalten. Wir verfügen somit über ein vollständiges Instrumentarium, wie es für ein kluges und fürsorgliches Regierungssystem notwendig ist, ein System, das in der Vergangenheit Bewundernswertes geleistet hat und das auch in Zukunft tun wird. Wie Tausende anderer Männer und Frauen, die sich ihre Gedanken gemacht haben und nur das Beste für die Region im Auge haben, bitte ich Sie, Alaska nicht ein Regierungs- und Verwaltungssystem überzustülpen, mit dem es hoffnungslos überfordert wäre. Ich bitte Sie inständig, dem Land die Souveränität zu verweigern.«
    Als Thomas Venn aus dem Zeugenstand getreten war, sich wieder auf seinen Platz begab, musste er an Missy vorbei, die ihn in gewisser Weise aufgezogen hatte, ihm eine Mutter gewesen war, ihm in seiner Arbeit Mut zugesprochen hatte und an ihn auch ihr eigenes gefestigtes Wertesystem weitergegeben hatte. Hätte man ihn in diesem Augenblick um seine Meinung gefragt, er hätte, ohne zu zögern, geantwortet: »Miss Peckham habe ich all mein Wissen zu verdanken.« Als langjährige Freunde nickten sie sich zu und hätten sich beinahe umarmt, denn was sie sich gegenseitig verdankten, hatte sie beide enorm bereichert. Doch jetzt nahm sie seinen Platz an dem Tisch ein, um alles zu widerlegen, was er an Behauptungen aufgestellt hatte.
    »Verehrte Senatoren. (Hier unterbrach sie sich und fragte: Kann man das Ding hier nicht ein bisschen lauter stellen? Können Sie mich jetzt verstehen? Gut!) Lassen Sie uns am Anfang gleich etwas klarstellen. Der Redner vor mir, ein anerkannter Freund Alaskas, hat behauptet, wir hätten nicht genügend Einwohner, um Souveränität gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Nun, als der Schrecken des Bürgerkrieges drohte, unser Land ins Verderben zu stürzen, erkannte Präsident Abraham Lincoln, dass er nur mehr zwei Stimmen im Senat brauchte, um seine Strategie, den Krieg zu gewinnen, durchzusetzen. Wie hat er sich diese Stimmen ergaunert? Alle geltenden Gesetze für die Bildung neuer Staaten missachtend , schrieb er seine eigenen und forderte Nevada auf, dem Bündnis als Staat beizutreten. Sodann drangsalierte er den Kongress , den neuen Staat anzuerkennen, und rettete mit diesem eigensinnigen politischen Akt die Union. Nun frage ich Sie: Wie groß war die Bevölkerung Nevadas zu diesem historischen Zeitpunkt? Hier steht: 6 . 857 . Alaska verfügt gegenwärtig über dreiunddreißigmal so viel Menschen. Und das Land wird heute mindestens so dringend gebraucht wie damals Nevada.
    Warum Sie uns brauchen? Weil wir Ihr Tor nach Asien sind und Ihr Vorposten in der Arktis. Sie sind auf unser Wissen angewiesen, wie man sich den kalten Norden untertan macht und wie sich das Leben dort gestaltet. Und es wird der Tag kommen, da sind Sie auf unsere natürlichen Reichtümer angewiesen: unsere riesigen Holzvorkommen, unsere Erzlagerstätten, unseren Fisch und möglicherweise auch auf die riesigen Ölvorkommen. Ein guter Bekannter, Johnny Kemper, ein Absolvent der Bergbauschule in Colorado, hat mir bestätigt, dass unter der arktischen Platte riesige Öllager vermutet werden.«
    Als sie sich von dem Tisch erhob, ging sie absichtlich an ihrem ehemaligen Schützling Tom Venn vorbei, der ihr zuflüsterte: »Danke, dass du Ross   &  Raglan nicht durch den Dreck gezogen hast.« Und sie flüsterte: »Wir werden uns schon um dich kümmern, wenn wir die Souveränität haben.« Sie lachten sich an, nickten sich zu, beide die Tatsache akzeptierend, dass sie verschiedener Meinung waren.
     
    Ende Juni 1958 sah es dann ganz so aus, als ob Alaska noch eher als Hawaii in die

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