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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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eingeschüchtert davonzogen, ließ sich aus seinem Munde jener fürchterliche Satz vernehmen, auf den so häufig, wenn in der damaligen Zeit zivilisierte Europäer auf unzivilisierte Eingeborene trafen, zurückgegriffen wurde: »Es wird Zeit, dass wir ihnen eine Lektion erteilen.«
    Er machte sich drei willige russische Händler zunutze und ließ sie willkürlich zwölf aleutische Jäger aussuchen, die hintereinander, in einer Reihe, aufgestellt wurden, vorne der Mann, der den Protest ausgelöst hatte. Nachdem alle ein Stück vorgerückt waren, damit auch jeder ganz dicht an seinem Vordermann stand, rief Innokenti: »Wollen wir Ihnen mal zeigen, was eine gute russische Muskete alles kann«, lud sein Gewehr bis oben voll, trat dicht vor den ersten hin, den Unruhestifter, und legte genau auf sein Herz an.
    In diesem Moment betrat Trofim Zhdanko die Szene und sah, was für eine abscheuliche Tat da begangen werden sollte: »Sohn! Was in Gottes Namen tust du da?«
    Dass er dieses unglückselige Wort Sohn gebraucht hatte, machte Innokenti so rasend, dass er Trofim mit dem Kolben seines Gewehrs ins Gesicht schlug. Dann drückte er ab, eiskalt, und acht Männer, einer nach dem anderen, fielen tot um, der neunte verlor das Bewusstsein, die Kugel war durch eine Rippe aufgehalten worden. Die letzten drei standen wie versteinert da.
    Innokenti hatte ihnen wahrhaftig eine Lektion beigebracht und konnte auf Lapak, einst ein wunderschöner Ort zum Leben, wenn man das Meer liebte und keine Vorstellung davon hatte, dass es in anderen Erdteilen Bäume gab, eine so unumschränkte Schreckensherrschaft errichten, dass jeder auf der Insel, ob Aleute oder Russe, auf seinen Befehl hörte und für ihn arbeitete und die Frauen für seine Zerstreuung sorgten. Lapak wurde zu einer der düstersten Inseln der Welt, und der ehrenwerte alte Kosake Trofim Zhdanko zog sich gramerfüllt in seine Hütte zurück, ohnmächtig, sich dem Bösen, das sein Stiefsohn auf die Insel gebracht hatte, zu widersetzen.
     
    Als sich das 18. Jahrhundert seinem Ende näherte, hatten die Regierungen der meisten Länder Europas von den Reichtümern, die es in den nördlichen Gewässern gab, erfahren und auch von den riesigen Territorien, die nur darauf warteten, entdeckt, erforscht und in Besitz genommen zu werden. Die Spanier schickten von Kalifornien aus eine Flotte wagemutiger Forscher nach Norden, unter anderen Alessandro Malaspina und Juan de la Bodega, und sie steuerten wichtige Entdeckungen bei, aber da ihr Land dort anschließend keine Siedlung aufbaute, blieb nichts von bleibendem Wert, außer der Benennung von ein paar Landspitzen entlang der Küste.
    Die Franzosen sollten einen mutigen Mann mit einem malerischen Titel auf Entdeckungsreise schicken - Jean François de Galaup, Comte de La Perouse aber er hinterließ nur die Aufzeichnung über diverse waghalsige Abenteuer und brachte keine neuen wissenswerten Erkenntnisse über die mit kleinen Inseln übersäten Gewässer mit, in deren Riffs sich in Zukunft noch mehr Seefahrer bewegen sollten.
    Die Engländer beorderten im Jahre 1778 in das Gebiet einen scheuen Mann von schlanker Statur und gewöhnlicher Abkunft, der durch sein brillantes Wissen über maritime Angelegenheiten, seinen Mut und seine Entschlossenheit sowie durch seinen gesunden Menschenverstand auffiel und der sich zu dem überlegenen Seefahrer seiner Zeit entwickeln sollte und noch heute zu den zwei oder drei besten zählt: James Cook. Auf zwei überaus erfolgreichen Seereisen in den südlichen Pazifik hatte er die weißen Flecken auf den Seekarten beseitigt, Inseln da eingezeichnet, wo sie hingehörten, den Küstenverlauf zweier Kontinente, Australiens und der Antarktis, vermessen, der Welt die Schönheiten Tahitis erschlossen und außerdem noch ein wirksames Heilmittel gegen Skorbut erfunden.
    Wenn vor Cooks Zeiten ein britisches Kriegsschiff mit vierhundert Matrosen an Bord England verließ, musste man damit rechnen, dass bis zu seiner Rückkehr etwa hundertachtzig umkamen, gelegentlich erreichte die Zahl der Todesfälle auch schon mal zweihundertachtzig. Cook, nicht gewillt, Kapitän eines Schiffes zu sein, das eher einem schwimmenden Sarg glich, kam in seiner ruhigen, praktischen Art zu dem Schluss, dass sich das gründlich ändern müsste, und er erreichte das, indem er zuerst einige vernünftige Regeln aufstellte, die er seiner Mannschaft vor dem Auslauf zu ihrer dritten denkwürdigen Reise erläuterte: »Wir haben festgestellt, dass sich

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