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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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behauptete er wenigstens. Vancouver, der geborene Navigationsoffizier, ein Mann von außergewöhnlichen Fähigkeiten, fertigte Aufzeichnungen über die Position der Insel, die Kapazität des Hafens, die Versorgungsmöglichkeiten der Insel für größere Flottenverbände und das Klima an, soweit sich das bei einem kurzen Besuch überhaupt feststellen ließ. Cook hatte seine Besatzung offensichtlich mit großer Sorgfalt ausgewählt, denn diese beiden gehörten sicher zu den Besten, die in der Zeit im Pazifik segelten.
    Sie hielten sich nicht mal einen halben Tag auf der Insel auf, denn am frühen Nachmittag drängte es Cook auf seiner »Resolution« schon wieder weiter Richtung Norden. Über die Insel wusste er nur sehr wenig, nur einen Bruchteil dessen, was er hätte erfahren können, und das war allein sein Fehler. Angesichts der akribischen Vorbereitungen, die er für seine Fahrten traf, war es erstaunlich, dass er auf dieser, die ihn in nördliche Gewässer führen sollte, in die bekanntlich die Russen schon eingedrungen waren, keinen mitnahm, der Russisch sprechen konnte, es gab nicht mal ein russisches Wörterbuch an Bord. Die Behörden in London schienen immer noch nicht begriffen zu haben, dass Russland im Westen Nordamerikas schon festen Fuß gefasst hatte und sich nicht davon abhalten lassen würde, das eroberte Gebiet noch auszudehnen. Folgenden Eintrag jedoch konnte Cook immerhin machen:
    »Wir stießen auf eine verheißungsvolle Kette baumloser Inseln, von deren Bewohnern wir herzlich empfangen wurden. Sie paddelten in zweisitzigen Kajaks auf unser Schiff zu und trugen die entzückendsten Hüte, die ich jemals gesehen habe, mit langen Visieren und viel Schmuck. Ich ermunterte unseren Künstler, Webber, Skizzen von den Männern und den Hüten anzufertigen.
    Zur Inselkette gehört eine, die Lapak genannt wird, wenn wir es von den russischen Bewohnern richtig verstanden haben. Wir legten eine Karte von der ganzen Insel an und vergaßen auch nicht, den schönen Hafen an der Nordseite einzuzeichnen, bewacht von einem herrlichen toten Vulkan, 1.100 Fuß hoch. Der Name des Berges lautet Lewgong oder so ähnlich, und als ich noch einmal nachfragte, fingen sie an zu pfeifen; was sie damit andeuten wollten, weiß ich nicht.«
     
    Erst in der letzten Stunde seines Besuches an Land traf George Vancouver mit Trofim Zhdanko zusammen und erblickte in diesem ergrauten Krieger einen Menschen, der sich von den beiden jüngeren Männern und deren Unverfrorenheit, die ihm und Bligh so missfallen hatte, angenehm unterschied. Er verspürte den verzweifelten Wunsch, sich mit diesem alten Mann auszutauschen, und auch der Russe war begierig, von den Fremden zu erfahren, wie sie an solch ein feines Schiff geraten waren, wie die Überfahrt verlaufen war, welche Route sie genommen hatten und wie sie die Zukunft der Inseln einschätzten. Leider war ein wirkliches Gespräch nicht möglich, außer in der nur in Andeutungen verhafteten Zeichensprache.
    Als von der »Resolution« Schüsse abgefeuert wurden, die Bligh und Vancouver an das Ende ihres Landaufenthalts erinnern sollten, überreichte der alte Kosake den beiden Offizieren je einen Seeotterpelz, aber hatte in seiner Großzügigkeit leider übersehen, dass er ihnen zwei der wertvollsten Pelze gegeben hatte, und als Innokenti das sah, riss er den beiden englischen Offizieren die Pelze grob aus der Hand und gab ihnen statt dessen zwei von minderer Qualität. Vancouver, ganz Gentleman, salutierte und dankte Vater und Sohn für ihre Großzügigkeit, Bligh dagegen starrte Innokenti wütend an, als wollte er ihm diese Frechheit mit einem Schlag ins Gesicht heimzahlen. Wieder an Bord, nahm Bligh dann folgende aufschlussreiche Eintragung in das Logbuch vor:
    »Auf der Insel Lapak schloss ich die Bekanntschaft eines höchst widerlichen Russen namens, wenn ich richtig gehört habe, Innocent. Vom ersten Moment unseres Zusammentreffens an wirkte er abstoßend auf mich, und je länger ich seine unwillkommene Gegenwart erdulden musste, desto tiefer wurde meine Abneigung. Er scheint zu der übelsten Sorte Russen zu gehören.
    Als ich dann jedoch die Unterwürfigkeit beobachtete, mit der die Eingeborenen ihm gehorchten, den beneidenswerten Frieden und die Ordnung, die auf der Insel herrschten, da wusste ich, dass eine starke Autorität diesen Ort regierte, und das ist immer wünschenswert.
    Ich vermute, dass es vor unserer Ankunft hier und dort Unruhen gegeben hat und dass promptes Handeln von

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