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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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einer bestimmten Seite sie unterdrückt hat, und wenn das das Verdienst dieses Innocent ist, dann möchte ich meine scharfe Kritik zurücknehmen, denn Ordnung ist in jeder Gesellschaft von allergrößter Wichtigkeit, auch wenn sie sich nur mit Strenge erzwingen lässt.«
     
    Es gab aber zu jener Zeit noch eine andere Sorte Forscher, Abenteurer und Händler in einer Person, die sich in jene Weltregion aufmachten, und im Jahre 1780 verirrte sich zufällig einer von ihnen mit seinem schmalen, unglaublich robusten Schiff in der Bucht von Lapak. Es war die »Evening Star«, ein zweimastiger, vollgetakelter Walfänger aus Boston. Der Kapitän war ein kleiner, drahtiger Mann, dessen Standfestigkeit in moralischer Hinsicht der seines Schiffes in baulicher nicht nachstand. Sein Name war Noah Pym, und als Einundvierzigjähriger war er schon ein Veteran der schrecklichen Stürme um Kap Hoorn, er kannte sich aus auf den Handelsmärkten von Kanton, an der herrlichen Küste von Hawaii und in den endlosen weiten Regionen des Pazifiks, in denen sich Wale aufhielten, denn sein Schiff war zwar nicht groß, aber dafür robust, und Pym sagte damit noch jedem Sturm den Kampf an und jedem feindlich gesinnten Eingeborenenstamm, der sich gegen ihn zusammenrottete.
    Anders als Bering oder Cook genoss Pym für seine Reisen nicht die Unterstützung seiner Regierung und lief nie unter dem Jubel seiner Landsleute aus. Das Höchste, was er erwarten konnte, war eine einzeilige Notiz in der Bostoner Zeitung: »Die ›Evening Star‹, Kapitän Noah Pym mit einundzwanzigköpfiger Besatzung, ist mit dem heutigen Tag in die Südsee ausgelaufen; beabsichtigte Dauer der Reise: sechs Jahre.«
    Zagoskin und Innokenti waren gerade mit ihrem zweisitzigen Kajak auf Otterjagd, als die »Evening Star« vor der Südküste von Lapak beidrehte, und sie staunten nicht schlecht, als sie vom Achterdeck her eine Stimme hörten, die ihnen auf Russisch zurief: »Hei, ihr da drüben! Wir brauchen Wasser und Proviant.«
    »Wer seid ihr?« rief Innokenti und ließ sie damit wissen, dass er hier das Sagen hatte.
    »Walfänger ›Evening Star‹ aus Boston, Kapitän Noah Pym.«
    Innokenti, überrascht, dass ein Schiff von so weit her nach Lapak gefunden hatte, rief zurück: »Guter Hafen an der Nordseite, südlich vom Vulkan!«, und gemeinsam mit Zagoskin, der hinten saß und kräftig paddelte, führte er die Neuankömmlinge dorthin.
    Nachdem das Schiff zwischen Küste und Vulkan vor Anker gegangen war, kletterten Innokenti und Zagoskin an Bord und stellten nach wenigen Minuten befriedigt fest, dass die »Evening Star« kein Kriegsschiff war, wenn sie auch auf dem Vorderdeck eine Kanone mitführte. Keiner der Männer hatte jemals einen Walfänger zu Gesicht bekommen, aber unter der kundigen Führung des Russisch sprechenden Matrosen lernten sie rasch, was das Besondere eines Walfängers war, und machten sich ebenso schnell ein Bild von seinem Kapitän, einem harten und zähen Menschen, mit dem man sich besser nicht anlegte.
    Sie konnten selbst erleben, dass zur Mannschaft dieser seltsamen kleinen Brigg, die schon so weit gereist war - Kap Hoorn, China, einmal fast bis Japan, Hawaii -, Matrosen gehörten, von denen viele die Sprachen der Pazifikbewohner beherrschten, so dass immer jemand mit den Eingeborenen verhandeln konnte, egal, wo das Schiff vor Anker ging. Russisch sprach allerdings nur einer, der Matrose Atkins, aber er unterhielt sich gerne, und zwei Tage lang tauschten er, Innokenti und Kapitän Pym Informationen über den Pazifik aus.
    Pym, sobald das Eis gebrochen war, hatte seine Freude an dem zügigen Gespräch: »Sechs Männer aus Boston sind die Besitzer der ›Evening Star‹, und sie gewähren mir für meine Dienste als Kapitän einen vollen Anteil.«
    »Bekommen Sie außerdem noch Sold?« fragte Innokenti.
    »Nicht viel, aber regelmäßig. Meinen eigentlichen Lohn beziehe ich aus dem Kapitänsanteil an dem Walfischtran und dem Verkauf der Güter, die wir von China zurückbringen.«
    »Erhalten die Matrosen auch einen Anteil?«
    »Wie bei mir, geringer Sold, aber großer Lohn, wenn wir Wale fangen.« Pym wies auf einen kräftigen jungen Mann aus Neuengland von fast ebenso stämmiger Gestalt wie Zagoskin und mit demselben finsteren Gesichtsausdruck: »Das ist Kane, unser Harpunier. Sehr begabt. Kriegt das Doppelte, wenn er erfolgreich ist.«
    »Was führt euch in unsere Gewässer?« fragte Innokenti, und Harpunier Kane runzelte die Stirn, als er »unser«

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