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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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hörte, aber Kapitän Pym antwortete höflich: »Wale. Dort muss es welche geben« und wies auf die Arktis.
    Zagoskin unterbrach ihn grob: »Wir sehen oft, wie sie hier vorbeiziehen«, und er hätte noch mehr erzählt, wenn Innokenti ihm nicht signalisiert hätte, dass sie das nicht zu wissen brauchten. Der glatzköpfige Russe war offensichtlich irritiert durch diese stillschweigende Rüge, und sowohl Pym als auch Atkins hatten die Warnung mitbekommen, aber enthielten sich eines Kommentars.
    Am dritten Tag trafen die Männer auf Trofim Zhdanko, mittlerweile über siebzig Jahre alt und noch immer ohne Bart - aus Respekt vor seinem verstorbenen Zaren Peter -, und ihn mochten sie auf Anhieb. Der Alte, endlich in Gesellschaft mit einem Menschen, der Russisch sprechen konnte, schwelgte in seinen Erinnerungen an Kapitän Bering, an den harten Winter auf der gottverlassenen Insel und an die eindrucksvollen Begegnungen mit Georg Steller: »Er hat vier Universitäten besucht und wusste einfach alles! Er hat mir das Leben gerettet mit seinem Gebräu aus Kräutern und anderen Gewässern gegen Skorbut.«
    »Was für ein Gebräu war das denn?« fragte Pym. Er hatte die Angewohnheit, sein Gegenüber anzustarren, wenn er sich über wichtige Themen unterhielt, schloss dabei aber seine ohnehin kleinen Augen fast so, dass sie nur noch knopfgroß waren, sein Kopf mit den kurzgeschorenen Haaren vorgebeugt.
    Trofim konnte es nicht genau sagen: »Kräuter und Seetang, daran erinnere ich mich noch. Das erste Mal, als ich es probierte, hab’ ich es gleich wieder ausgespuckt, aber Steller sagte - es war da drüben gleich hinter den paar Felsen -: ›Sie wollen es vielleicht nicht, aber Ihr Blut verlangt danach‹, und später dann, als wir auf der Beringinsel überwintern mussten, eine schreckliche Zeit, da freute ich mich schon immer auf den kleinen Schluck von seinem Trank, den er mir jeden Tag gönnte. Hat besser als Honig geschmeckt, ich habe sofort gefühlt, wie ’s mir ins Blut ging. Hat mich am Leben erhalten.«
    »Trinken Sie es immer noch?«
    »Nein. Seehundfleisch, besonders Tran und Eingeweide, sind genauso gut. Wenn man das isst, kriegt man nie Skorbut.«
    »Wie wird sich das hier oben weiterentwickeln?« fragte Pym. »Ich meine, Spanien, England, Frankreich, vielleicht sogar China - die haben doch alle ein Interesse an diesem Gebiet?« Und dann zeigte er nach Osten auf jenes unbekannte Gebiet, das der Große Schamane Azazruk einst Alaxsxaq, das Große Land, genannt hatte.
    »Es gehört schon den Russen«, antwortete Trofim ohne Zögern. »Ich war dabei, als Kapitän Bering es für den Zaren entdeckte.«
    Am Abend vor seiner Abfahrt schnitt Kapitän Pym bei der Unterhaltung mit Zhdanko das Thema an, was ihn hierhergeführt hatte, ein Navigationsproblem. Eine Vorahnung hatte ihn gewarnt, nicht mit den beiden russischen Anführern darüber zu sprechen, denn ihnen misstraute er gründlich. »Zhdanko, was wissen Sie über das Meer nördlich von hier?«
    Es war offensichtlich, dass Pym mit dem Gedanken spielte, nach Norden zu segeln, ein schwieriges Abenteuer, wie Zhdanko von seinen eigenen Forschungsreisen über den Polarkreis hinaus hatte erfahren müssen. Er fühlte sich verpflichtet, den Amerikaner zu warnen: »Sehr gefährlich. Im Winter bricht das Eis über einem zusammen.«
    »Aber es gibt doch Wale da oben?«
    »Ja. Sie schwimmen hier vorbei. Kommen und gehen.«
    »Ist schon mal ein kleines Schiff wie unseres nach Norden gesegelt?«
    Zhdanko konnte nicht wissen, wo Kapitän Pym nach seinem Besuch auf der Insel Lapak hinsegelte, seine Warnung war also ganz ehrlich gemeint: »Nein. Es wäre auch zu gefährlich.«
    Vor der Abfahrt am nächsten Morgen gestattete sich Pym eine für ihn ungewöhnliche Geste, er umarmte den alten Kosaken, denn er hatte in dessen hilfsbereiter Offenheit, ihn an seinem Wissen über die nördlichen Meere teilnehmen zu lassen, einen Mann erkannt, der sich der wahren Tradition der Seefahrt verpflichtet fühlte, und das Zusammentreffen mit ihm gab Pym neuen Mut. Er ließ noch einmal Atkins holen und sagte: »Frag den alten Mann, warum er hier alleine in dieser kleinen Hütte haust?«, und Zhdanko zuckte darauf nur mit den Schultern, wies in die Richtung, wo Zagoskin und sein Stiefsohn zusammenstanden und sich leise unterhielten, und antwortete dann mit Resignation und Widerwille in der Stimme: »Deswegen!«
     
    Ohne jegliche Kenntnisse über das Gebiet und ohne Kartenmaterial, an das er sich hätte

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