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Alaska

Titel: Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Albert Michener
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halten können, steuerte Pym seine »Evening Star« nördlich von Lapak und befuhr eine Welt, in die sich bislang kein Amerikaner gewagt hatte und lange danach auch nicht wagen würde. Schiffe der Yankees waren in die wichtigsten Meere vorgedrungen, mehr oder weniger ohne großes Aufsehen, im Kielwasser der spektakulären Schiffe Kapitän Cooks. Die beständige Suche nach neuen Walfanggründen jedoch - Schiffsbesitzer und Kapitäne hatten ein Vermögen mit Walen gemacht, der Tran der Tiere wurde für Lampen verwendet, der Amber in der Parfümherstellung und Fischbein für Korsettstangen - machte die Erforschung auch der noch nicht kommerziell genutzten Meere notwendig. Nördlich der Aleuten zu segeln war ein waghalsiges Unternehmen, aber sollte es dort Wale geben, würde sich das Risiko lohnen, und Pym war ein Mann, der ein solches Risiko auf sich nahm.
    Noah Pym, auf der Suche nach Walen, nicht nach Wissen, fing eines dieser Meerestiere südlich der Meerenge, an der die Kontinente aufeinanderzustoßen scheinen, und da Bering und Cook mit ihren größeren Schiffen ohne Schwierigkeiten noch weiter nördlich vorgedrungen sein sollten, ein Gerücht, das er auf Hawaii aufgeschnappt hatte, entschloss er sich, es auch zu wagen. Im arktischen Ozean erlegte Harpunier Kane einen großen Wal, und nachdem Pym sein Schiff dicht an das sterbende Tier herangesteuert hatte, wurde ein Laufsteg vom Schiff aus auf den Kadaver gelegt, so dass die Matrosen ihn in Stücke schneiden konnten. Sie holten Fischbein und Amber aus der leblosen Masse und warfen große Schwarten Speck an Deck, der in großen Kübeln gleich zu Tran verarbeitet wurde.
    Während der Tran gewonnen wurde, lag die Brigg still, und Corey, der irische Schiffsoffizier, warnte seinen Kapitän: »Wir müssen jederzeit schnellstens die Segel setzen können, sollte sich das Eis um uns herum zusammenziehen.« Pym hatte verstanden, doch da er mit diesen Gewässern nicht vertraut war, konnte er auch nicht einschätzen, wie schnell das Eis zuschlagen konnte. »Wir beide werden schon darauf achten«, sagte er, aber nachdem der Harpunier mit einem blendenden Wurf einen zweiten Wal getroffen hatte, was für die Heimfahrt bis an den Rand gefüllte Fässer versprach, nahm die Arbeit des Ausschlachtens sie so gefangen, dass Pym die näher rückenden Eismassen vergaß und tagelang nur damit beschäftigt war, Tran und Speck an Bord zu schleppen.
    Dann, wie eine riesenhafte Bedrohung aus einem bösen Traum, begann sich das Eis südwärts zu bewegen, nicht gemächlich, sondern in großen Schollen, die im Laufe eines Morgens weite Strecken zurücklegen konnten und über Nacht geradezu gewaltige Sprünge machten. Als die Schollen wie aus dem Nichts in Sichtweite des Schiffes rückten, gefror auch das offene Wasser um sie herum, und schon nach wenigen Minuten war Kapitän Pym klar, dass er sofort nach Süden abdrehen musste, wollte er nicht das Risiko eingehen, den Winter über festzusitzen. Er gab den Befehl, alle Segel zu hissen, da rief der Erste Offizier Corey dazwischen, seine Stimme noch immer unbewegt: »Zu spät! Nehmt Kurs auf die Küste!«
    Der Rat war gut, die einzige Möglichkeit, die »Evening Star« zu retten, bevor sie von den herannahenden Eismassen zermalmt wurde. Mit viel Geschick, selbst erfahrenere Seefahrer als sie hätten es nicht besser machen können, nutzten die Männer jeden Windhauch, ihren kleinen Walfänger mit der wertvollen Fracht auf die Nordküste Alaskas zuzusteuern. Durch pures Glück hielten sie direkt auf eine Öffnung zu, 71 Grad nördlicher Breite, eine Stelle, die später Desolation Point getauft wurde und hinter der sich eine beachtliche Bucht verbarg, an deren Südende ein durch niedrige Berge geschützter Hafen lag. Hier, abgeschirmt gegen das alles niederwälzende Eis, sollte die Besatzung den neunmonatigen Winter 1780/81 verbringen, und nicht einmal während der nicht enden wollenden Gefangenschaft verfluchten sie ihren Kapitän wegen seines Versäumnisses, die Arktis rechtzeitig verlassen zu haben, im Gegenteil, sie lobten ihn, weil er »die einzige Stelle dieser gottverlassenen Küste gefunden hat, wo das Eis kein Kleinholz aus uns machen kann«. - Kaum hatten sie damit begonnen, sich an der Küste eine schützende Unterkunft zu bauen, als von Seemann Atkins, demjenigen, der Russisch konnte, der Ruf ertönte: »Feind in Sicht!« Die zwanzig anderen Männer der Besatzung unterbrachen ihre Arbeit und sahen mit unverhohlenem Schrecken eine Truppe

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