Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alex Benedict 06 - Firebird

Alex Benedict 06 - Firebird

Titel: Alex Benedict 06 - Firebird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
Elizabeth gekannt zu haben, hatte niemand der Ursprungsgeschichte noch etwas hinzuzufügen. Ich hörte nichts mehr über Untreue, nicht einmal, als ich mich erkundigte, ob es in der Ehe irgendwelche Probleme gegeben habe. Alle hatten Elizabeth als freundliche, angenehme Person in Erinnerung. Ihr Mann war in Ordnung, niemand hatte ernsthafte Beschwerden vorzubringen, aber er steckte stets tief in seiner Arbeit. Außerdem hörte ich die übliche Auswahl an Erklärungen für sein Verschwinden.
    Ich war gerade auf der Suche nach einer brauchbareren Methode, in das gesellschaftliche Durcheinander der Insel vorzudringen, als ich hörte, dass die hiesige Kirche, Heiliges Sakrament genannt, in zwei Tagen ihren monatlichen St. Kaelen-Abend begehen würde. »Was?«, fragte ich Ilena, »ist der St. Kaelen-Abend?«
    »St. Kaelen«, sagte sie, »ist der Schutzheilige der Freundschaft und der Freude.« Dies war der Heilige, dessen Leitmotiv lautete: Sei großzügig und nett, und du wirst nie allein sein.
    Ich ging früh los. Das Ereignis fand in der Begegnungshalle gegenüber der Kirche statt. Eine eingravierte Taube mit gespreizten Flügeln schmückte ein Schild mit der Maxime: Der Himmel ist eine Geisteshaltung . Ich fragte mich, ob das wirklich so gemeint war.
    Annähernd zwei Dutzend Personen waren bereits dort, als ich eintraf, und immer noch kamen weitere hinzu. Ein Priester stand in der Tür und begrüßte die Leute, als sie hineingingen. Als er mich sah, lächelte er. »Hallo«, sagte er. »Willkommen bei der Kirche des Heiligen Sakraments. Ich bin Pfarrer Everett.« Der Mann hatte schon eine lange Laufzeit hinter sich und war alt genug, Robin persönlich gekannt zu haben. Er hatte dunkles Haar, dunkle Haut und freundlich blickende Augen.
    »Ich bin Chase Kolpath«, sagte ich. »Schön, Sie kennenzulernen.«
    »Ich nehme an, Sie sind keine ständige Bewohnerin der Insel, Chase?«
    »Nein, ich bin nur zu Gast hier.«
    Er sah erfreut aus. »Nun, wir freuen uns, dass Sie sich entschlossen haben, sich uns anzuschließen. Besuchen Sie Freunde auf der Insel?«
    »Nein, ich mache Urlaub. Die Insel ist wunderschön.«
    »Ja«, sagte er, »das ist sie.«
    Weitere Leute kamen herbei, und ich machte Anstalten weiterzugehen. »Die Tradition«, sagte er, »gebietet, dass Sie, während Sie heute Abend bei uns sind, wenigstens einen Freund gewinnen.«
    Das Ereignis war absolut formlos. Die Leute brachten abgedeckte Speisen und Getränke mit, stellten sie ab, zogen sich Stühle heran und setzten sich zusammen. Ungeachtet der Bemühungen von St. Kaelen wurden die üblichen sozialen Beziehungen beibehalten. Einige der Männer waren erpicht darauf, mich kennenzulernen, andere scheuten zurück. Ich gesellte mich zu einer Gruppe, die unter zunehmender Anspannung über Politik diskutierte, später zu einer weiteren, die sich über die Taktiken eines einheimischen Geschäftsmanns ereiferte.
    Als ich die Gelegenheit bekam, erkundigte ich mich nach Elizabeth und Chris Robin. Und ich erhielt widersprüchliche Informationen: Chris war feindselig, er war freundlich; er war ein Genie, nur Gott wusste, wie er hatte Professor werden können; er hatte einen großartigen Sinn für Humor, er war ein Miesepeter. Niemand wusste etwas über sein Verschwinden zu berichten, und niemand glaubte, dass er freiwillig untergetaucht wäre. »Er hat Elizabeth geliebt«, sagten sie. Das bekam ich immer wieder zu hören.
    Elizabeth sei ihm eine gute Ehefrau gewesen, erzählten sie mir, eine bessere, als er verdient habe. Wenn sie aber wollte, konnte sie ein echter Drachen sein. Im Gegensatz zu ihm hatte sie viele gute Freunde.
    »Ich glaube, was immer aus ihm geworden ist«, erzählte mir eine alte Frau, »es kann nur ein Unfall gewesen sein.« Ihr Name war Mara, und sie war in Begleitung ihres Mannes und eines Enkelkindes gekommen.
    »Was für ein Unfall könnte Ihrer Meinung nach dahinterstecken?«
    Sie sah sich zu ihrem Mann um, der klein war, kleiner als sie, kompakt und übergewichtig. »Er hat an einer Antigrav-Vorrichtung im Taschenformat gearbeitet«, sagte die Frau, ohne mit der Wimper zu zucken. »Stimmt’s nicht, Walt?«
    Walt nickte. »So was in der Art.«
    »Es würde mich nicht wundern«, fuhr sie fort, »wenn er so ein Ding in der Tasche hatte und es versehentlich aktiviert hat.«
    »Wie hätte das passieren sollen?«
    »Er hat Gepäck tragen müssen. Es war spät. Da passiert es doch leicht, dass man versehentlich auf den falschen Knopf drückt.«
    Vor

Weitere Kostenlose Bücher