Alicia II
daß irgendwer einen Einwand gegen einen so fleckenlos idealen Plan zu erheben wagte.
»Ich verstehe nicht, was Sie meinen, Mr. Geraghty.«
»Nun, solche Spielzeuge könnten ihre Benutzer leicht in den Untergrund treiben, statt sie davon fernzuhalten.«
Die anderen sahen mich alle an und schenkten mir mehr konzentrierte Aufmerksamkeit als unserer Führerin.
»Wie wäre so etwas möglich?« fragte Cheryl.
»Die Spielzeuge schaffen romantische Illusionen, und der Untergrund ist ebenfalls romantisch. Er stellt tatsächlich die beste Analogie des wirklichen Lebens zu ihrer Kindheit dar. Deshalb könnte …«
Sie war so wütend, daß sie mich unterbrach. So etwas hätte sie sich als Fremdenführerin eigentlich nicht erlauben dürfen, und ich merkte, daß es einige Mitglieder unserer Gruppe ärgerte.
»Untersuchungen haben gezeigt«, erklärte sie, »daß solche Spielzeuge ein Kind beruhigen. Das schließt es mit hoher Wahrscheinlichkeit aus, daß sie es, wie Sie meinen, auf der Stelle in einen Rebellen verwandeln.«
Ich zuckte die Schultern und ließ ihr den Sieg. Es hatte keinen Sinn, daß ich zuviel Aufmerksamkeit auf mich lenkte.
Ein Bote kam aus einem anderen Korridor und reichte Cheryl ein Blatt Papier.
Sie entschuldigte sich für einen Augenblick und las die Mitteilung. Ich benutzte die Unterbrechung, um zu Stacy hinüberzuschlendern und ihm zuzuflüstern: »Was denkst du?«
»Über was?«
»Über das, was wir tun sollen. Was ist mit den Komplikationen?«
»Ich halte sie nicht für ernsthaft.«
»Was ist mit dieser Cheryl Hidalgo?«
»Was soll denn mit ihr sein?«
»Sie klebt an mir. Ich weiß nicht, wie ich ihr entrinnen soll.«
»Dir wird schon etwas einfallen.«
»Ah, ein Vertrauensvotum. Aber sie ist wie ein Blutegel.«
»Sieht so aus, als sei das dein Problem.«
»Ja. Und du hast keinen guten Einfall?«
»Nein.«
»Sie möchte, daß ich während der Pause allein mit ihr esse.«
»Das habe ich gehört.«
»Erstklassige Rippchen in einem privaten Speiseraum.«
»Magst du keine erstklassigen Rippchen?«
»Und was ist mit den beiden zusätzlichen Teilnehmern an der Besichtigung, die uns übrigens im Augenblick möglichst unauffällig beobachten?«
»Sie scheinen mir nicht besonders helle zu sein.«
»Und du bist nicht besorgt.«
»Nicht mehr als normal, nein.«
»Was ist für dich normal?«
»Dasselbe wie für dich, nehme ich an.«
Cheryl verkündete, vor uns habe es im Transportsystem eine kleine Störung gegeben, aber wir sollten uns deshalb nicht verdrießen lassen. Ganz in der Nähe sei ein Aufenthaltsraum, und dort könnten wir bei Getränken und einem kleinen Imbiß eine kurze Ruhepause machen. Sie ermahnte uns, nicht zuviel zu essen, denn gleich nach dem nächsten zu besichtigenden Abschnitt folge das Abendessen.
Der Aufenthaltsraum war komplett mit einem menschlichen Barmann und plüschgepolsterten Stühlen um die Tische. Ich versuchte, mich mit Stacy in eine dunkle Ecke zu verziehen, aber Cheryl hatte den Blick nicht von mir gelassen. Sie fegte an Stacy vorbei und sagte: »Ich werde für Ihren Freund sorgen. Da sind zwei nette junge Damen, Mr. Stacy, gleich da drüben, und sie sind fast gestorben vor Verlangen, Sie kennenzulernen.«
Sie nickte zu einem Paar mäßig attraktiver Bürotypen hin, die Stacy mit Interesse beäugten. Vielleicht bekamen sie beim Anblick hagerer Männer Lustgefühle. Ohne eine Miene zu verziehen, wandte sich Stacy von Cheryl und mir ab und latschte zu den beiden Frauen hin. In den nächsten Minuten kicherten sie häufig entzückt, und ich fragte mich, was der rätselhafte Stacy ihnen nur erzählte, daß sie sich so amüsierten.
Beim Niedersetzen ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen und bemerkte, daß sich unsere beiden Schatten getrennt hatten. Der eine saß in Stacys Nähe, der andere in meiner. Jeder Nerv meines Körpers schien sich zu spannen.
Was wußten diese beiden Männer? Folgten sie uns nur routinemäßig, oder paßten sie auf, wann wir mit unserer Mission begannen? Und außerdem: War diese Unterbrechung eine gegen Stacy und mich gerichtete Verzögerungstaktik, während sie ihre Streitmächte sammelten?
Ich merkte plötzlich, daß Cheryl zu mir gesprochen hatte.
Irgendwie hatten sich zwei seltsam aussehende Gläser vor uns materialisiert. Ich erinnerte mich nicht, etwas bestellt zu haben.
»Sie haben mir nicht zugehört«, beklagte sich Cheryl.
»Ich fürchte, Sie haben recht. Entschuldigung.«
»Als Fremdenführerin
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