Allein gegen die Zeit -13 Stunden - ein Ausflug wird zum Albtraum
irgendein Idiot will der Welt beweisen, dass er der Mächtigste ist, und setzt die Orchideen ein. Das wäre das Ende!“
„Dazu wird es nicht kommen!“, sagte Özzi, während er auf die Ladefläche des Blumenwagens stieg. „Egal, wo sie jetzt hinfahren, wir werden wissen, wo sie sind.“ Er zog seinen Sempf aus der Tasche und deponierte ihn im Laderaum.
„Gute Idee!“, rief Sophie und gab Özzi den Stick von Dr. Crohn. Kaum hatte er ihn in den Laptop gesteckt, öffneten sich etliche Diagramme und Tabellen.
Sophie las gebannt, was nun auf dem Bildschirm erschien. „Funktionsweise der Sporen … Entwicklungsdaten von 2009 und 2010 …“ Aufgewühlt sah sie auf. „Özzi, damit können wir die Gangster überführen! Wie lange brauchst du, um ins Internet zu kommen?“
„Bin schon drin“, grinste Özzi.
„Du musst einen Notruf losschicken!“, rief Sophie.
Özzi klickte sich zum Online-Notrufdienst der Berliner Polizei. Fast gleichzeitig öffnete sich an der unteren Taskleiste des Monitors ein Fenster.
„Verdammt, der Akku ist gleich leer!“ Hektisch gab Özzi seine E-Mail-Adresse in das Notrufprogramm ein und schrieb eine Nachricht an die Polizei. Seine Finger flogen geradezu über die Tastatur. Zum Schluss fügte er die Dateien vom Stick hinzu.
Sophie knabberte nervös an den Fingernägeln, während sie auf den Monitor starrte. Der Rechner lud noch und kam nur im Schneckentempo voran. „Die Dateien brauchen ja ewig, bis die sich anhängen!“
Das Fenster an der unteren Taskleiste fing an zu blinken. „Verdammt! Mach schon!“, rief Özzi. In dem Moment tauchten die Dateien bei den Anhängen auf. Özzi klickte rasch auf Senden, da wurde der Laptop auch schon heruntergefahren.
Özzi und Sophie starrten auf den schwarzen Bildschirm, in dem sich ihre angespannten Gesichter spiegelten. „Keine Ahnung, ob die Nachricht noch verschickt wurde …“, murmelte Özzi verzweifelt.
Sophie versuchte Ruhe zu bewahren. „Wir sollten zurück zum Treffpunkt.“
Özzi konnte seine Enttäuschung kaum verbergen. So richtig glaubte er nicht daran, dass es mit dem Notruf geklappt hatte. Er ließ den Kopf hängen. Sophie reichte ihm die Hand und gemeinsam liefen sie los.
Leo, Ben und Jonas jagten durch die langen Flure. Sie mussten verschwinden, und zwar schnell. Sie waren aus der kleineren Halle geflohen, nachdem sie festgestellt hatten, dass der Blumenwagen verschlossen war und sie nicht an die Ladefläche herankommen konnten.
Ben peilte um die Ecke in den Nebengang und zuckte erschrocken zurück. Da stand eine Frau in einem Laborkittel mit dem Rücken zu ihm und schloss gerade einen der Räume ab, die am Gang lagen. Ben starrte erneut auf die Frau. Ihm stockte der Atem.
Leo und Jonas traten hinter ihn und blickten ihm über die Schulter.
In dem Moment drehte die Frau sich um. Ben blieb immer noch wie angewurzelt stehen. In letzter Sekunde zog Jonas ihn von der Ecke weg. Die Frau lief an ihnen vorbei.
Unwillig schüttelte Ben Jonas ab. Jonas rollte genervt mit den Augen. „Gern geschehen.“
„Ben, was ist?“, fragte Leo. Sie merkte sofort, dass mit Ben etwas nicht stimmte.
Aber Ben antwortete nicht. Er sah immer noch der fremden Frau nach, als hätte er ein Gespenst gesehen. Ein komisches Gefühl machte sich in ihm breit. Die Frau lief weiter den Gang entlang, bog links ab und verschwand aus seinem Blickfeld.
„Na los, komm!“ Jonas nahm Leo bei der Hand und lief mit ihr in die andere Richtung los. „Warte, nicht so schnell“, zischte Leo und drehte sich um. Aber Ben war verschwunden.
Ben konnte nicht anders, als der Frau hinterherzulaufen. Wie in Trance folgte er ihr in ein Treppenhaus. Sie lief nach oben. Das Klacken ihrer Absätze hallte durch das Treppenhaus. Ben huschte wie ein Schatten hinter ihr her.
Das Klacken ihrer Schuhe verstummte. Ben stoppte und hielt gebannt die Luft an. Dann setzte die Frau ihren Weg fort. Ben verfolgte sie auf Zehenspitzen weiter die Treppe hoch nach oben, da erwartete sie ihn bereits auf dem oberen Stockwerk.
„Es ist nicht nötig, mich ständig zu kontrollieren!“, rief sie wütend. Als sie Ben erkannte, erstarrte sie augenblicklich.
Ben stand vor ihr wie vom Donner gerührt. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.
„Mama?“
18:00
In Bens Kopf ging alles durcheinander. Vor ihm stand eine Frau, die genauso aussah wie seine Mutter. Die langen dunklen Haare, die großen braunen Augen, das kleine Muttermal an ihrer rechten Wange. Es bestand kein Zweifel.
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