Alles über Elfen (German Edition)
Planeten in einer Grenzregion zu einer galaktischen Großmacht abgestürzt, zu der die Beziehungen deutlich angespannt sind und die schon seit Längerem mit den Säbeln beziehungsweise den Photonentorpedos rasselt. Die Rettung der Besatzung würde bedeuten, dieses aggressive Imperium auf sich aufmerksam zu machen und wahrscheinlich einen Krieg zu provozieren, der Millionen von Leben kosten könnte. Für den Vulkanier ist der Fall damit recht klar: Die Leute aus der Fähre müssen geopfert werden, um größeres Unheil abzuwenden – eine Ansicht, die unter entsprechend angepasster Kulisse auch so mancher Elf vertreten könnte.
Dabei hielten sich die Vulkanier in ihrer langen Geschichte nicht immer an derlei Prinzipien. Genauer gesagt waren sie über weite Teile ihrer Existenz ein angriffslustiges, streitbares Volk, das seinen Leidenschaften freien Lauf ließ. Erst eine geradezu mythologisch verklärte Gründerfigur namens Sarduk lehrte sie die Regeln, nach denen sie ihr Zusammenleben inzwischen organisieren. Dieser Übergang ging – vergleichbar zu vielen Umwälzungen in der elfischen Geschichte, von denen wir aus unterschiedlichsten Quellen wissen – nicht reibungslos vonstatten. Man darf sich diesen Prozess auf keinen Fall so vorstellen, dass ein pazifistischer Guru gemeinsam mit seinen Jüngern auszog, um allerorten Blumen in Gewehrläufe zu stecken, und alle kriegerischen Vulkanier sofort sagten: »Frieden? Auf logischen Grundsätzen basierend? Spitzenidee! Da sind wir dabei, das ist prima!« Viele von Sarduks Gesandten fanden den Tod. Nicht nur das: Auch Sarduk selbst kam ums Leben, in einer letzten Schlacht, in deren Nachgang die Vulkanier, die seinen Lehren besonders ablehnend gegenüberstanden, ihren Heimatplaneten verließen. [Christiansen: Um dann zu den allseits beliebten und ganz und gar nicht friedliebenden Romulanern zu werden.]
Auch in diesem Exodusmotiv, das uns vom Schönen Volk generell vertraut ist, finden wir im Übrigen einen weiteren Hinweis darauf, dass Roddenberry sehr klug als geschickt getarnter Elfologe operierte. Man könnte sogar so weit gehen zu behaupten, die Geschichte der Vulkanier zeichne die Entwicklung eines wilden Elfenstamms hin zu jener Gesellschaftsordnung nach, wie sie Tolkien für seine Elben umrissen hat. Es verhält sich indes nicht so, als wäre das wilde Erbe der Vulkanier nach Sarduks Wirken gänzlich verschwunden. So schwingt es beispielsweise im Bereich der Sexualität erheblich nach. Auch wenn vulkanische Ehen hin und wieder sehr früh von den Eltern arrangiert werden, indem bereits im Kindesalter eine telepathische Verknüpfung zwischen den späteren Eheleuten geschaffen wird, stellt dies keinerlei zuverlässigen Schutz vor den Auswirkungen der vulkanischen Brunftzeit dar. Sobald der Pon Farr alle sieben Jahre zuschlägt, wird ein Vulkanier regelrecht liebestoll. Dieser Paarungsdrang muss dann binnen acht Tagen ausgelebt werden; ansonsten droht dem Vulkanier sogar der Tod. Noch schlimmer wird die ganze Angelegenheit, wenn während des Pon Farr eine telepathische Verschmelzung mit einem Partner als einleitende Vorbereitung für das Liebesspiel vorgenommen wurde und selbiges dann aus irgendwelchen Gründen nicht stattfinden kann. Dann wird dieser Unglücksrabe vom Plak Tow, dem Blutfieber, gepackt. Abgesehen von der erhöhten Körpertemperatur wird aus dem sonst so kontrollierten Vulkanier ein stammelnder, gewaltbereiter Irrer, der an nichts anderes mehr denken kann, als den Liebesakt zu vollziehen. Allerlei tragische Liebesgeschichten im typischen Elfenstil sind angesichts dieser Umstände quasi vorprogrammiert. Ich darf Sie allerdings ein Stück weit beruhigen, was die arrangierten Ehen angeht. Wenn eine früh als Braut versprochene Vulkanierin später Einwände gegen ihre Ehe hat, darf sie diese durchaus zum Ausdruck bringen. Falls Sie nun an eine Art schlichtendes Gespräch denken, bei dem man dem Bräutigam höflich, aber bestimmt klarmacht, dass man lieber nicht seine Angetraute werden möchte, muss ich Sie enttäuschen. Die Auflösung des Eheversprechens erfolgt über einen rituellen Zweikampf namens Koon-ut-kal-if-fee, bei dem die Braut einen Streiter, den sie selbst benennen kann, an ihrer Stelle gegen ihren Zukünftigen antreten lässt. Wird ihr Vorkämpfer besiegt, tja, dann hat es sich mit der Selbstbestimmung.
Kommen wir lieber wieder zu Erfreulicherem, mit dem sich die These stützen lässt, dass Vulkanier und Elfen gar nicht so weit voneinander
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