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Am Ende eines Sommers - Roman

Am Ende eines Sommers - Roman

Titel: Am Ende eines Sommers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ashdown
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Terry berührt meine Schulter, als ich hinausgehen will. »Ich habe immer noch nicht entschieden, welche griechische Gestalt du bist. Ich glaube, vorläufig nenne ich dich Pan: Sohn des Hermes.« Sie lächelt ihr geheimnisvolles Lächeln und räumt weiter ihr Pult auf. »Aber das werde ich wohl ändern müssen, wenn ich dich besser kenne. Ich bin nicht sicher, ob Pan wirklich zu dir passt.«
    Pan. Pan: Sohn des Hermes. Das hat was. Aber ich bin auch nicht sicher, ob es zu mir passt.
    Eines Samstags, als ich mit meiner Zeitungsrunde fertig bin, bittet Mr Horrocks mich, noch zu bleiben. Er stapelt Kopfschmerztabletten auf das oberste Bord hinter der Theke.
    »Nächste Woche wirst du also vierzehn, Jake?«
    »Yep. Vierzehn. Vier-Zehn.«
    Mr Horrocks wedelt mit der Hand: Ich soll ihm noch ein paar Aspirinschachteln hinaufreichen.
    »Dann wirst du dir sicher einen richtigen Samstagsjob suchen wollen, oder?« Er stapelt weiter, ohne mich anzusehen.
    »Na ja, schon, kann sein«, sage ich. »Ich spare für eine Midi-Anlage.«
    »Und was ist eine Midi-Anlage, wenn sie zu Hause ist?«
    »Ach, Sie wissen schon – so ein Turm mit Plattenspieler, Kassettenrecorder, Verstärker und so weiter. Ich hatte schon über fünfzig Pfund, aber …« Ich lasse den Satz in der Schwebe.
    »Hättest du denn Lust, samstags hier zu arbeiten? Das wird nicht langweilig, Jake. Jeden Tag was anderes. Zeitweise müsstest du im Laden bedienen, aber wenn es hier ruhig ist, hätte ich auch noch andere Sachen für dich zu tun. Zum Beispiel muss das Lager mal richtig gründlich aufgeräumt werden, und die hintere Wand könnte einen neuen Anstrich vertragen. Kannst du mit dem Pinsel umgehen, Junge?«
    Ich sehe ihn nickend an und stelle mir vor, wie es wäre, einen festen Job zu haben.
    »Und die Bezahlung ist nicht schlecht. Besser als beim Zeitungsaustragen. Damit könntest du aufhören, wenn du wolltest, und wärst trotzdem besser dran.«
    »Das wäre klasse, Mr Horrocks«, sage ich.
    Er steigt von seiner Trittleiter herunter und streckt mir die Hand entgegen. »Hand drauf, mein Sohn. Guter Junge.«
    Er geht zur Kasse, holt mein Zeitungsgeld heraus und gibt es mir zusammen mit einem Riegel »Fruit & Nut«.
    »Alsdann«, sagt er, als wir zur Ladentür gehen. Seine Hand liegt auf meiner Schulter. »Erzähl mir doch mal von deinem Andy. Glaubst du, als Zeitungsjunge würde er etwas taugen? Wie es aussieht, hab ich ja eine Stelle zu besetzen.«
    »Hast du Stu in letzter Zeit gesehen?«, fragt Mum, als Dad eines Abends mal wieder bei uns ist. In letzter Zeit ist er abends meistens da.
    »Nee, nicht seit Gypsy ins Spiel gekommen ist.« Dad steht vor dem Mülleimer, einen Fuß auf dem Pedal für den Deckel, und schält eine Kartoffel. »Und wenn ich ihn mal sehe, macht er nur Augen wie ein Mondkalb, und man kann kein vernünftiges Wort mit ihm reden.«
    »Huh«, schnaubt Mum. Sie hat ihm den Rücken zugewandt und spült. Ihre neue Frisur berührt ihren Nacken; die Haare sehen glänzend und gesund aus und schwingen schwer hin und her, als sie spricht. Mum nennt das eine »Mary Quant«-Frisur. »Sie ist aalglatt, diese Gypsy. Ich dachte wirklich, wir wären Freundinnen, bis sie das über Matthew sagte. Das – das war mies.«
    Dad nickt und schält weiter seine Kartoffeln. »Aber sie war immer ein bisschen verwöhnt, schon damals, als ihr auf dem College wart.«
    »Aber nicht so, Bill.«
    »Sie benutzt die Leute einfach, schätze ich. Sie steht nicht wirklich auf Stu, das kann man merken. Sie hat eine Bleibe bei ihm, das ist alles. Ich wette, sie wandert schon seit Jahren von einem Bett zum andern und sucht immer neue Möglichkeiten, mietfrei zu wohnen. Ziemlich gerissen, wenn du mich fragst.«
    »Sei nicht so ein Chauvi, Bill. Wenn sie ein Mann wäre, würdest du dir nichts dabei denken, aber bei einer Frau – na ja, das ist irgendwie anders.«
    Dad sieht Mum an und schüttelt den Kopf.
    »Sie ist eine Schlampe, Mary. Und sie ist nicht deine Freundin, das steht fest. Du hast keine Ahnung, was?«
    »Was meinst du damit?« Mum zieht die Gummihandschuhe aus und wirft sie beiseite. Sie sieht verärgert aus.
    Dad senkt die Stimme und neigt sich zu Mum hinüber. »Sie hat mich angemacht, sowie ihr auf der Isle of Wight wart. Ich hab abgewinkt, und da ist sie gleich weiter zu Stu gegangen, ohne einmal Luft zu holen. Und sie lässt ihr Portemonnaie immer schön stecken, wenn er dabei ist. Er bezahlt alles.«
    Mum lehnt an der Spüle und sieht zu, wie Dad die

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