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Am Ende eines Sommers - Roman

Am Ende eines Sommers - Roman

Titel: Am Ende eines Sommers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ashdown
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Lichtern und den Scharen von Sommergästen.
    Trotzdem kann ich es nicht erwarten, auf den Palace Pier zu kommen und mich dort umzusehen. Kurz vor dem Eingang kauft Dad vier Portionen Fish-and-Chips, und wir ertränken sie in Salz und Essig, bevor wir zum Strand hinuntergehen, um sie in der Sonne zu essen.
    »Auf dem Pier gibt’s Nachtisch«, sagt Dad und wischt mit einer fetten Fritte ein bisschen Salz auf.
    »Mmmm, Nachtisch!«, quäkt Andy mit einer seiner blöden Stimmen.
    »Oh, ich weiß, von welcher Sorte Nachtisch euer Dad redet.« Mum lacht. Sie sitzt neben ihm auf einem Berg von runden Kieseln und schaut aufs Meer hinaus. »Ich glaube, für heute kann ich meine Figur vergessen.«
    »An deiner Figur ist nichts auszusetzen, du kleines Biest«, sagt Dad und greift ihr an die Taille.
    Mum quiekt und hält ihre Fritten fest, damit sie ihr nicht vom Schoß kullern. Sie wirft ihm einen ihrer Blicke zu.
    »Örghh«, sage ich und sehe Dad an. »Nicht, während ich esse. Sonst schmeckt’s mir nicht mehr.«
    Dad lacht und kümmert sich wieder um seine Fritten.
    »Seht euch das an!« Andy hält eine von seinen hoch. »Das muss die größte Fritte sein, die ich je gesehen hab! Guck mal! Jake! Die ist riesig!« Das Ding ist so groß wie eine Zervelatwurst.
    Andy legt den Kopf in den Nacken, lässt die Fritte über dem offenen Mund baumeln und schiebt sie langsam hinein, bis sie ganz verschwunden ist. Er kaut mühsam und mit dicken Backen und grinst die ganze Zeit.
    »’ecker«, sagt er mittendrin. Er ist ganz rot vor Anstrengung.
    Wir lachen, als er mit der Monsterfritte kämpft. Ein schmuddelig aussehender Mann geht mit seinem Hund am Wasser entlang. Wir sehen zu, wie der Hund ins Wasser und wieder herausrennt, Andy mampft immer noch mit dicken Backen vor sich hin, als der Hund über die Kieselsteine näher kommt, die Nase in Andys Frittenpapier schiebt und sich das letzte Stück Fisch schnappt. Sofort rennt er den Strand hinunter, ehe sein Herrchen überhaupt mitkriegt, was passiert ist. Dann beugt er sich über seine Beute und genießt den unerwarteten Leckerbissen.
    Andys Mund steht offen, als wäre er eine Cartoonfigur. Er blickt auf seine Fritten, schaut zu dem Hund am Wasser hinüber und sieht dann uns an. Unsere Blicke treffen sich, und plötzlich lachen wir alle – ich, Andy, Mum und Dad, wir wälzen uns in den Kieseln, und die Tränen laufen uns über die Wangen.
    » Le chien, il a faim «, sagt Dad, als wir uns alle wieder beruhigt haben.
    » Zut alors !«, platze ich heraus. Das habe ich gerade in der Schule gelernt.
    Mum und Dad drehen sich um und starren mich an, und wieder lachen wir alle. Die letzten Fritten liegen vergessen neben uns, und das Papier flattert im Wind.
    Wir werfen das Frittenpapier in den Abfalleimer, gehen den Strand hinauf und nehmen die Steintreppe zum Pier. Leute aller möglichen Nationalitäten laufen hier herum, essen Eis und tragen Sonnenhüte. Die Leute, die hier wohnen, erkennt man sofort: Sie gehen einfach vorbei, ohne sich für die blinkenden Lichter auf dem Pier zu interessieren, und sie tragen Alltagskleidung und keine Rucksäcke. Wir sehen wohl aus wie eine Mischung aus beiden.
    Dad geht schnurstracks auf den Stand mit den heißen Donuts zu und bezahlt ein Pfund für zehn Donuts. Der Donut-Mann backt sie vor unseren Augen. Er lässt den zum Kringel geformten Teig ins heiße Fett plumpsen. Da braten sie schnell hintereinander, britzel-brutzel, und er fischt sie raus, wälzt sie in Zucker und wirft sie in die Tüte. Der Duft ist einzigartig: zuckriger Teig und Hitze. Wir spazieren zum Ende des Piers, essen unsere heißen Donuts, lehnen am Geländer und schauen hinaus aufs Meer. Niemand redet; wir genießen die teigige Süße unseres Nachtischs. Auf dem Wasser sind ein paar kleine Boote unterwegs, und das Sonnenlicht tanzt auf den Wellen.
    Dad gibt mir einen Briefumschlag.
    »Das ist von uns beiden«, sagt er. »Von deiner Mum und mir.«
    Ich reiße den Umschlag auf. Die Karte ist keine von diesen »Unser Sohn«-Karten oder eine, auf der vorn das Alter draufsteht, sondern eine geschmackvolle Karte: ein Junge, der mit seinem Hund durch eine Landschaft läuft. Wenn Dad sie ausgesucht hätte, wäre ein Fußballbild oder ein Rennwagen drauf gewesen. In der Karte liegen zwei Zehner, und daneben steht: »Für deinen Plattenspieler.«
    »Es stört dich hoffentlich nicht, dass es Geld ist, Jakey.« Mum lehnt sich über das Geländer, um an Dad vorbeizuschauen. »Ich wollte nichts

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