Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende eines Sommers - Roman

Am Ende eines Sommers - Roman

Titel: Am Ende eines Sommers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ashdown
Vom Netzwerk:
andere Welt damals. Und natürlich hab ich da auch deine Mum kennengelernt. In London.«
    Er legt ihr eine Hand ins Kreuz, und sie lächelt mich an.
    »Wen hast du damals dauernd gehört, Schatz?«
    »Joni Mitchell?«
    »Joni Mitchell, genau. Totales Hippie-Zeug. Trotzdem, nicht schlecht.« Dad schiebt die Hände in die Taschen und schaut ganz abwesend.
    »George meint, Dixons könnte ein guter Laden für eine Midi-Anlage sein«, sage ich.
    »Yep. Aber wollen wir uns nicht ein bisschen umsehen, bevor wir uns entscheiden? Du willst doch das Beste für dein Geld.«
    Bis in die Stadt sind es zu Fuß nur zwanzig Minuten, und als wir da sind, sagt Mum, sie könnte eine Tasse Tee vertragen, bevor wir einkaufen gehen. Mich juckt es zwar in den Fingern, aber sie sagt, wenn ich noch ein bisschen Geduld habe, darf ich mir einen Kuchen aussuchen.
    Wir gehen ins Baker’s Dozen und finden einen Tisch am Fenster. Dad gibt Mum einen Fünfer, und sie stellt sich an, um Tee zu holen. Ich schaue aus dem Fenster zu Currys auf der anderen Straßenseite und hoffe, wir haben noch genug Zeit, um meine Midi-Anlage zu finden. In diesem Augenblick kommen Malcolm und Stu um die Ecke und geradewegs ins Bakers Dozen.
    »Malc!«, rufe ich, bevor sie an unserem Tisch vorbeigehen, ohne uns zu bemerken.
    »Hallo, Bill, alter Kumpel«, sagt Stu. Anscheinend freut er sich ehrlich, uns zu sehen. »Was macht ihr denn hier?«
    Dad steht auf und gibt Stu die Hand.
    »Wir gehen einkaufen mit diesem jungen Mann.« Dad stupst mich an.
    »Ich kaufe mir eine Midi-Anlage«, sage ich.
    »Was für eine?«, fragt Malc. »Ich hab eine, und die ist Kacke. Kauf dir bloß keine Matsui.«
    »Wie teuer war deine denn?«, frage ich.
    »Weiß ich nicht. Mum und Phil haben sie mir geschenkt. Sie hätten mich selbst aussuchen lassen sollen.«
    »Das hab ich mir schon gedacht. Deshalb hab ich ewig lange gespart. Aber jetzt hab ich wohl genug für was Gutes.«
    Dad und Stu reden über das Fußballspiel, das gestern Abend im Fernsehen gelaufen ist, und mir fällt auf, wie hager Stu aussieht. Zu viele lange Abende mit ihr , oder was?
    »Und, trefft ihr euch mit Gypsy?«, frage ich Malc.
    Er zieht ein Gesicht und flüstert. »Kommt überhaupt nicht infrage. Nicht mit dieser Kuh.«
    »Wieso nicht?«
    »Sie hat versucht, ihn gegen mich aufzuhetzen.« Er deutet mit dem Kopf auf Stu. »Wollte ihn dauernd für sich allein haben, deshalb durfte ich samstags nicht immer zu ihm kommen. Meine Mum hat Tobsuchtsanfälle gekriegt. Jedenfalls, jetzt hat sie sich verpisst, einfach so. Hat ihren Kram zusammengepackt und ist abgehauen. Drei Kreuze, sag ich.« Malcolm wirft einen verstohlenen Blick zu seinem Vater hinüber, will sicher sein, dass der nichts gehört hat, und senkt noch mal die Stimme. »Sie hat mich gehasst. Das beruhte auf Gegenseitigkeit.«
    »Seid ihr beide allein unterwegs?«, fragt Stu, und es sieht aus, als ob er sich zu uns setzen wollte.
    »Nein, Mum ist auch hier.« Ich deute mit dem Kopf zu Mum hinüber, die soeben am Ende der Theke bezahlt hat und noch Löffel und Zucker einsammelt, bevor sie zu uns zurückkommt.
    »Oh. Ja.« Stu sieht ein bisschen verwirrt aus. »Hab dich schon lange nicht mehr gesehen, Bill.«
    Dad schaut zu Mum hinüber und schiebt die Hände in die Taschen. »Nein. Wir sollten bald mal einen trinken gehen, Alter.«
    »Ist das deine Mum?«, flüstert Malc.
    Ich denke an die Sache vor dem Pub an Weihnachten, bin aber ziemlich sicher, dass er sie nicht wiedererkennt. Mit den kürzeren Haaren sieht sie ganz anders aus.
    »Ja. Warum?«
    »Hat sie mit meinem Dad – du weißt schon?« Er sieht total ernst aus.
    Ich starre ihn stirnrunzelnd an. »Ausgeschlossen! Sei doch kein Idiot. Sie kennt deinen Dad kaum. Und sie ist jetzt wieder mit meinem Dad zusammen. Er ist gerade wieder zu uns gezogen.«
    »Irre«, sagt er kopfschüttelnd. »Sie sieht aus wie eine Frau, die ich mal gesehen hab – ganz genau so. Vielleicht hat sie eine Doppelgängerin.« Er nagt an einem Fingernagel und betrachtet Mum eingehend, während sie näher kommt.
    Ich habe Herzklopfen und weiß nicht, warum.
    »Wir müssen gehen, Malc«, sagt Stu. »Haben noch was vor.«
    Als Mum unseren Tisch erreicht, tritt verlegenes Schweigen ein. Dann verabschieden wir uns, und Malcolm und Stu gehen weg und setzen sich in den hinteren Teil des Cafés.
    »Stu würde dir wirklich gefallen, wenn du ihn kennen würdest, Mary.« Dad reißt ein Tütchen Zucker auf und lässt ihn in seinen Kaffee rieseln.

Weitere Kostenlose Bücher