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Am Ende eines Sommers - Roman

Am Ende eines Sommers - Roman

Titel: Am Ende eines Sommers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ashdown
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hat. Seine Blicke verfolgen Cindy überallhin. Cindy wischt jetzt vor ihm über die Theke, und sie beugt sich langsam vor, um ihre Sache auch wirklich gut zu machen.
    Billy zwinkert mir zu. »Armer Trottel«, sagt er.
    Ich vergesse meine schlechte Laune und lache und weiß nicht, ob er Eric oder Tony meint.
    Als Eric hinter dem Tresen die Schlussglocke läutet, trinken wir aus und gehen auf die leere Straße hinaus. Jake schiebt sich zwischen uns und nimmt uns beide bei der Hand.
    »Können wir das irgendwann noch mal machen? V’leicht in den Ferien?« Er schaut zwischen mir und Billy hin und her. »Nur wir drei?«
    »Ich glaube nicht, Jakey. Und es heißt vielleicht , nicht v’leicht. Wir dürfen die andern nicht einfach allein lassen, weißt du?«
    Billy fährt ihm durch das Haar. »Natürlich können wir, Sohnemann. Wir lassen uns was einfallen.«
    Ich schnalze mit der Zunge und sehe Billy über Jakes Kopf hinweg missbilligend an. Jake drückt meine Hand und hopst zwischen uns, und sein Atem weht vor ihm in einer Wolke aus weißem Dampf.

 
    Jake,
    Juni 1985
    Dad kommt gegen halb elf zurück. Mum ist schon vor Stunden ins Bett gegangen, aber ich bin noch auf und spiele in meinem Zimmer mit meiner Musikanlage herum. Griffin liegt neben meinem Bett auf dem Boden und schläft, aber als er die Haustür hört, richten sich seine Ohren auf. Ich drücke auf die AUS -Taste, springe ins Bett und stelle mich schlafend, falls Dad heraufkommt und nach meiner Midi-Anlage fragt.
    Aber ich höre ihn unten; er klappert in der Küche herum und sucht die Shepherd’s Pie, die Mum ihm auf einen Teller getan und in den Ofen gestellt hat. Dann geht der Fernseher an, und ich weiß, er kommt nicht mehr rauf. Ich schlafe ein beim Geräusch seiner Gabel, die über den Teller kratzt, als er den Rest jenes Abendessens isst, das wir vor vier Stunden hatten.
    Am Sonntag nach dem Lunch lassen wir uns vor der Glotze nieder, weil Mum will, dass wir den Film anschauen, der jetzt läuft: Die Wildnis ruft . Er handelt von einem Jungen und seiner armen Familie. Sie adoptieren ein verwaistes Rehkitz, das der beste Freund des Jungen wird.
    »Das ist ein schöner Film«, sagt Mum, als es gerade angefangen hat.
    »Außerdem spielt Gregory Peck mit«, sagt Dad und lehnt sich in seinem Sessel zurück. »Anscheinend ist er ein ›Sahneschnittchen‹. Ein Ausdruck eurer Mutter – nicht meiner.«
    Mum kuschelt sich auf das Sofa und legt einen Arm um Andy. »Er ist ein Sahneschnittchen, jawohl, und ein großartiger Schauspieler. Und jetzt still. Wir wollen den Film sehen.«
    Aber mittendrin klingelt das Telefon. Mum zieht ein Gesicht, als Dad aus dem Sessel aufsteht.
    »Lass doch«, sagt sie. »Was wichtig ist, kommt wieder.«
    Aber Dad lässt nie das Telefon einfach klingeln; er findet es unehrlich, so zu tun, als wäre man nicht da. Er springt zum Fenster, zieht den Vorhang zur Seite und greift zum Hörer.
    »Bill Andrews.« So meldet er sich immer – als ob er in einem Büro arbeite oder so was. »Stu, mein Freund, wie geht’s?« Anscheinend freut er sich, von ihm zu hören.
    Mum dreht sich um und sieht ihn über die Sofalehne hinweg an. Er hat uns den Rücken zugewandt und hält sich mit einem Finger der freien Hand das Ohr zu. Wir sehen seine Silhouette im Tageslicht, das durch den halb offenen Vorhang fällt.
    »Klar kann ich das, Mann. Wann brauchst du mich? – Okay, warte, bis ich einen Stift gefunden hab. Ich schreib mir die Adresse lieber auf – sonst vergesse ich sie noch. – Yep. Yep. Okay. Also, in zehn Minuten, Stu.« Und er legt auf.
    Einen Moment lang bleibt er im Licht des Fensters stehen. Dann zieht er leise den Vorhang wieder zu und kommt herüber. Er geht hinter dem Sofa in die Hocke und legt die Arme auf die Lehne.
    »Du hast doch nichts dagegen, wenn ich für ein Stündchen verschwinde, Schatz?« Dad spricht von hinten an Mums Gesicht vorbei. Sie schaut starr und ausdruckslos auf den Bildschirm.
    »Was ist los?«, fragt sie.
    »Stu. Er hat eine neue Wohnung am anderen Ende der Stadt und kriegt das Bett nicht die Treppe hoch. Er hat zwar einen Freund dabei, aber sie brauchen noch jemanden. Ich habe gesagt, ich bringe mein Werkzeug mit, falls etwas auseinandergebaut werden muss. Er ist mein Freund. Du hast doch nichts dagegen, oder?«
    Mum schüttelt den Kopf und sagt nichts mehr. Dad schiebt ein paar Schraubenzieher in einen Werkzeuggürtel und geht hinaus. Nach zwei Sekunden höre ich seinen Schlüssel im Schloss. Er kommt

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