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Am Ende eines Sommers - Roman

Am Ende eines Sommers - Roman

Titel: Am Ende eines Sommers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ashdown
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wieder herein, greift nach seiner Brieftasche und ist wieder weg. Vorher winkt er mir kurz zu.
    Ich setze mich in seinen Sessel, und ich, Andy und Mum gucken uns schweigend den Film zu Ende an. Das Reh ist inzwischen groß geworden und frisst dauernd die Ernte der Familie, die so arm ist, dass sie fast verhungert. Als der Junge mit dem Gewehr in den Wald geht, wischt Mum sich die Tränen ab, und auch Andy hat feuchte Augen. Sogar ich habe einen Kloß im Hals. Ich klopfe mir auf den Oberschenkel, und Griffin springt auf meinen Schoß und will schmusen. Er dreht sich auf den Rücken, damit ich seinen kleinen runden Bauch kraulen kann. Er hat ganz weiche, rosarote Stellen unter den Vorderbeinen, wo das Fell dünner wird, und wenn ich ihn da streichele, zappelt er wie verrückt. Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn ich Griffin zum Wohl meiner Familie mit einem Gewehr in den Wald bringen müsste. Das könnte ich nicht. Ich glaube, ich würde mit ihm weglaufen. Ich müsste eine Tasche packen und mit ihm weglaufen. Vielleicht zu Mr Horrocks. Der würde uns nehmen.
    »Was für ein wunderschöner Film«, sagt Mum, als die Schlusstitel über den Bildschirm laufen. Sie schnäuzt sich in ein Papiertaschentuch, geht zum Fenster und zieht den Vorhang auf. »So traurig.«
    Andy starrt mit leerem Blick auf dem Bildschirm.
    »Oi, Schwuchtel!«, sage ich, reibe mir mit den Fäusten die Augen und ziehe ein Heulsusengesicht.
    Andy erwacht aus seiner Trance, formt seine Hände zu einem Gewehr und tut, als ob er Griffin erschießt. Ich will mich auf ihn stürzen und schmeiße dabei Griffin vom Schoß, aber Andy ist zu schnell.
    »Du kannst weglaufen, aber du kannst mir nicht entkommen«, rufe ich ihm hinterher.
    Griffin steht erwartungsvoll in der Tür; offensichtlich denkt er, die ganze Aufregung bedeutet, dass er jetzt rausdarf. Er war heute noch nicht vor der Tür, nur im Garten, deshalb nehme ich jetzt seine Leine, um einen ordentlichen Gang durch den Park mit ihm zu machen. Nach so viel Schmalz brauche ich ein bisschen frische Luft.
    Als ich um fünf nach Hause komme, ist Dad immer noch nicht zurück. Er ist jetzt drei Stunden weg, nicht eine, wie er gesagt hat.
    Mum ist oben auf dem Speicher, und sie ruft mich, als sie die Haustür hört.
    »Jake – kannst du diese Kartons nehmen, wenn ich sie herunterreiche? Andy sollte mir helfen, aber dann hat Ronny ihn abgeholt. Manche sind ziemlich schwer; also sei vorsichtig.«
    Sie reicht drei große, verstaubte Kartons herunter. Der erste ist von »Peek Freans«-Keksen. Ich erinnere mich, dass ich bei einem Freund zu Hause mal »Peek Freans Petit Beurre«-Kekse bekommen habe; das ist ein paar Jahre her, und ich dachte damals, die Leute müssen echt reich sein. Die beiden anderen Kartons sind aus schlichter Pappe und mit Klebestreifen verschlossen.
    Mum klettert die Leiter herunter und verriegelt die Deckenluke. Sie klopft sich den Staub von den Sachen, und wir tragen die Kartons die Treppe hinunter.
    Mum fängt an, sie aufzumachen. »Meine alte Sammlung.«
    Die Kartons sind vollgestopft mit Schallplatten. Es müssen fünfzig oder sechzig Alben sein, und in den »Peek Freans«-Kartons sind Hunderte von Singles. Wenn man das alles zusammenkaufen wollte, würde es ein Vermögen kosten. Ich fange an, schnell darin zu stöbern, lese die Namen der Bands und die Songtitel und weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
    »Die werden nicht alle nach deinem Geschmack sein.« Behutsam zieht Mum einen Stapel LP s heraus. »Aber in diesen Kisten sind ein paar Klassiker. Hier – oh, die habe ich geliebt: Breakfast in America – und da, schau, Bob Dylan. Den habe ich live auf dem Isle-of-Wight-Festival gesehen. Unglaublich.«
    Ich kann nicht glauben, dass dieser Musik-Schatz all die Jahre auf unserem Dachboden gelegen hat. Und noch weniger kann ich glauben, dass er meiner Mum gehört.
    »Wann war das?«, frage ich.
    »Was – das Festival? 1970. Das Programm war sagenhaft. Danach habe ich die Platten der meisten Bands, die ich da gehört habe, auch gekauft: Jimi Hendrix, Joni Mitchell, die Moody Blues …«
    Mums Augen funkeln, und sie sieht jünger aus, als sie durch die Alben blättert, sie herausnimmt und in den Händen dreht.
    »O Gott! Sieh dir das an – von den Doors hast du bestimmt gehört. Auf der Kunsthochschule war ich ja so verknallt in Jim Morrison. Ich wollte ihn heiraten. Aber dann kam dein Dad.« Sie lacht leise. »Das Festival von 1970 war das berühmteste von allen. Jimi Hendrix’

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