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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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hatte sie am Bug?«
    »Drei.«
    Bartomeu hielt inne und dachte nach.
    »Dann war sie eine der großen«, sagte er schließlich.
    »Was hat das zu bedeuten?«, wollte Joan wissen.
    »Die Sarazenen besitzen gewöhnlich keine so großen Galeeren, außer wenn sie eine von den Christen gekapert haben. Sie ziehen kleinere vor, die dafür wendiger sind.«
     
     
    An dem Tag, als sie in Tossa anlegten, nutzten die Jungen die Gelegenheit, um sich in dieser mit Mauern umgebenen Ortschaft umzusehen, die einen wohlhabenden und betriebsamen Eindruck machte. Doch sie richteten sich nach den Anweisungen des Schiffsführers und kehrten ziemlich lange vor Sonnenuntergang aufs Schiff zurück. Bartomeu tauchte erst am frühen Morgen auf. Allerdings hatte er am Abend einen Jungen mit Essen und ein paar Gepäckstücken geschickt. Der alte Kapitän murrte unaufhörlich gegen den Kaufmann: Er sprach von einer Witwe, wobei er zugleich das Wort »Ehebruch« benutzte. Joan wusste nicht, was er meinte, doch der Schiffsführer wollte ihm nicht sagen, was es zu bedeuten hatte.
    Beim ersten Morgenlicht, als das Schiff abfahrbereit war, erschien Bartomeu auf dem weiten Strand von Tossa. Er lief durch die Wellen und kam mit einem Sprung an Bord.
    »Eines Tages endet Ihr im Kerker eines Ortes wie dem hier«, warnte ihn der Alte.
    Der Kaufmann lachte vergnügt, während er ihm auf die Schulter klopfte.
    Es gab festgesetzte Markttage, doch Bartomeu hielt sich nicht an sie. Er kam, wenn der Ort an seinem Weg lag, ohne dass er sich darum kümmerte, was für ein Tag es war. Ein redegewandter und scharfsinniger Mann wie er hatte es verstanden, Freunde und Handelsgenossen zu finden. Er zögerte auch nicht, die Beamten des Ortes mit kleinen Bestechungen für sich zu gewinnen. Das beunruhigte den Schiffsführer, denn er befürchtete, in diesen Handel verwickelt zu werden oder das einträgliche Transportunternehmen für das Santa-Anna-Kloster einzubüßen. Andererseits entschädigte ihn der Kaufmann für die ausgestandenen Gefahren reichlich.
    Die Jungen angelten nur wenige Fische, doch Bartomeu konnte sie gegen Speisen eintauschen, die für Joan die reinsten Leckerbissen waren. Wenn der Abend kam, kochten sie einen guten Eintopf, und manchmal besorgte Bartomeu ein paar Kaninchen oder Hühner, die er selbst briet, wobei es am ganzen Strand verführerisch duftete. Er war ein guter Koch, und er verwendete eine Neuerung, die die Jungen überraschte: Gewürze, die dem Essen einen ungeahnten Wohlgeschmack verliehen. Im Dorf hatte es Fleisch nur zu Weihnachten gegeben, und für die Jungen war es ein unglaubliches Fest. Danach erzählte ihnen Bartomeu Geschichten, die die Kinder mit offenem Mund staunen ließen. Schließlich erlosch das Feuer, und sie suchten sich zum Schlafen einen Platz im Boot oder im Sand.

11
    D ie Nacht vor ihrer Ankunft in Barcelona war kalt und feucht. In dem Boot, das sie auf den Strand von Badalona gesetzt hatten, lag Joan lange wach. Mit dem Ersatzsegel hatten sie versucht, sich vor dem Regen zu schützen, indem sie es wie ein Dach über sich aufgespannt hatten. Joan spürte den warmen Körper seines Bruders, der sich fröstelnd an ihn drückte. Was Joan vom Schlafen abhielt, waren nicht nur der Regen oder die Bewegungen Gabriels, sondern auch die Aufregung, am nächsten Tag die große Stadt kennenzulernen. Außerdem machte er sich Sorgen: Was sollte aus ihnen werden, wenn sie einmal angekommen waren?
    Der Tag begann mit einem bleigrauen, wolkenverhangenen Himmel. Obwohl das Meer aufgewühlt war, segelten sie kurz nach dem Tagesanbruch los. Wenig später zeigte der Kaufmann auf das Land, das sich vor ihnen bis zum Horizont erstreckte, und sagte: »Was ihr dort seht, ist Barcelona.«
    In der Ferne tauchten ein paar Gebäude auf, die bald als Türme und Mauern auszumachen waren.
    »Die Stadt ist von einer großen Stadtmauer umgeben. Das da ist die Ostbastion. Der höchste Turm, den wir von hier aus sehen können, trägt den Namen deines Schutzpatrons, Sant Joan, und der zweitgrößte, der dem Meer am nächsten steht, ist der von Sant Nicolau.«
    Je näher sie kamen, desto mehr Einzelheiten wurden sichtbar. Bartomeu zeigte ihnen die fernen Kirchtürme, die über die Festungswerke hinausragten, wie den von Santa María del Mar. Als sie sich schon dicht vor der Stadt befanden, mussten sie die sandige Insel Mayans umrunden, die durch die Santa-Creu-Mole mit dem Festland verbunden war. Sie bot den im südlichen Teil ankernden Schiffen einen

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