Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
obschon er nicht sonderlich glücklich schien. Selim schien überaus glücklich. Das war die Art von Abenteuer, die ihm vorschwebte, ein wilder Ritt, den Feind auf den Fersen.
    Die Verfolgung bestand aus einem Soldaten, der so schnell rannte, wie es seine langen Beine zuließen, mit den Armen ruderte und laut rief. Die Pferde verfielen in einen Galopp, und die flehentlichen Schreie: »Mary! Mary, Liebste, komm zurück!«, verhallten im Dunkel der Nacht.
    Eine echte und heikle Verfolgungsjagd würde indes nicht lange auf sich warten lassen. Sie wurden erst langsamer, als sie die Ruinen erreichten, wo die anderen bereit standen. Keiner von ihnen machte viel Aufhebens, gleichwohl gewahrte Ramses die frustrierte Miene seiner Mutter. Sie war keine begnadete Reiterin und ihre sanften, fügsamen Araber gewohnt.
    »Tut mir Leid, Mutter.« Er half ihr beim Aufsitzen. »Wird es gehen?«
    »Aber selbstverständlich.« Mit dieser Antwort hatte er gerechnet.
    Esin hatte Schwierigkeiten. Sie war lediglich in England geritten, noch dazu in einem sittsamen Damensattel. Selims eifriges Hilfsangebot ablehnend, hob Nefret das Mädchen vor sich in den Sattel.
    »Wir hinterlassen eine Spur, der selbst ein Blinder folgen könnte«, monierte Sir Edward, als sie immer zu zweit nebeneinander losritten. »Und jetzt haben wir die Australier im Nacken.«
    »Es war Ihre Idee«, bemerkte Ramses.
    »Sicher. Ich hoffe nur, dass ich lange genug lebe, um sie zu bereuen.«
    Die gewählte Ausdrucksweise passte so gar nicht zu der zerlumpten Gestalt. Ramses hatte noch keine Gelegenheit gehabt, über Sir Edwards unvermitteltes Wiederauftauchen nachzusinnen, und er hatte unzählige Fragen.
    »Was machen Sie überhaupt hier? Ich hatte den Eindruck, dass Sie das Kriminellendasein aufgeben wollten.«
    »Kann mir nicht vorstellen, wie Sie darauf gekommen sind«, entgegnete Sir Edward schroff. »Aber mein derzeitiger Auftrag ist nicht kriminell. Menschen verleihen dafür anderen Menschen einen Orden.«
    »Für gewöhnlich, wenn die ›anderen Menschen‹ tot sind.«
    Sir Edward ging darüber hinweg. Ramses versuchte es mit einer anderen Taktik.
    »Warum ist Sethos in Gaza? Er ist kein Verräter, das ist mir jetzt klar, aber hinter was zum Teufel ist er her?«
    »Das müssen Sie ihn schon selber fragen.«

    Kurz vor Tagesanbruch erreichten sie ihr Ziel. Ramses hatte mit einer verfallenen Ruine oder einer heruntergekommenen, kleinen Hütte gerechnet; stattdessen jedoch ragten hohe Mauern in den bleichen Morgenhimmel, wie die einer Burg oder Festung. Die schweren Tore waren verschlossen. Sir Edward rief laut, und nach einer Weile wurde ein Torflügel geöffnet, und ein Mann spähte hinaus. Er stieß einen spitzen Schrei aus, als er die Gruppe sah.
    »Es sind Freunde«, erklärte Sir Edward. »Freunde des Meisters.«
    Er führte sie in einen offenen Innenhof mit einem Springbrunnen in der Mitte und einem Arkadengang auf der rechten Seite. Es war eine Festung, noch dazu eine starke. Die Mauern waren vier Meter hoch und über zwei Meter dick. Ein kleines, zweigeschossiges Gebäude schien das Wohnhaus zu sein.
    »Gehen Sie ins Haus«, sagte ihr Gastgeber, auf ebendieses Gebäude deutend. »Geradeaus, die Treppe hoch und in den Salon. Tut mir Leid, dass wir auf Gäste nicht vorbereitet sind, aber Mustafa und ich werden sehen, was sich machen lässt.«
    Er zog den anderen Mann beiseite. Ramses überließ seine Mutter, seine Frau und das Mädchen dem Professor und Selim und trat zu den beiden. Er schnappte nur zwei Wörter auf: »Keine Nachricht?«, und sah, wie Mustafa den Kopf schüttelte.
    Mustafa war genau der Typ Mann, den Sethos beschäftigen würde – stämmig, mit einem schwarzen Bart wie ein Pirat und wachsam. Er maß Ramses misstrauisch, worauf Sir Edward sich zu ihm umdrehte.
    »Dies ist der berüchtigte – äh – berühmte Bruder der Dämonen, Mustafa«, sagte er auf Arabisch. »Du hast sicher von ihm gehört.«
    »Ach so!« Mustafa hielt ihm die Hand hin. »Wir werden uns die Hand geben wie die Engländer, was? Es ist mir eine Ehre, dich kennen zu lernen. Und die anderen sind …?«
    »Der noch berüchtigtere Vater der Flüche und seine Familie«, führte Ramses aus. »Entschuldige, wenn ich unhöflich bin, aber es sind noch ein paar wichtige Dinge zu klären. Wie beispielsweise die Sache mit den Pferden. Ihre Besitzer wollen sie bestimmt zurückhaben.«
    Mustafa warf den Kopf zurück und brüllte vor Lachen. »Du hast sie gestohlen? Hervorragend. Sie

Weitere Kostenlose Bücher