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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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glaube«, sagte sie hartnäckig. »Ich versuche mir lediglich zu vergegenwärtigen, was passiert ist und warum.«
    »Gute Güte«, entrüstete ich mich. »Versuchen wir das nicht alle? Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen, auch wenn sie für dich unbequem sind, Nefret. Dein Mann wirkt genau wie meiner unwiderstehlich anziehend auf Frauen. Ich muss allerdings sagen, dass die fragliche Dame sich mächtig ins Zeug gelegt hat. Das Kostüm, sagst du, war authentisch?« Ramses nickte. Inzwischen war er wütend auf mich, weil ich eine auch für ihn unbequeme Tatsache genannt hatte. Ungerührt ob der Eitelkeit der männlichen Seele fuhr ich fort. »Die scheinbar übernatürliche Berührung hätte sich einfach arrangieren lassen. Die Elektrizität ist ein großer Pluspunkt für Scharlatane. Eine Taschenlampe, befestigt an einer Person, ein rascher Druck auf den Knopf, et voilà! Sie taucht auf, wie aus dem Nichts. Bevor sie den Raum verließ, muss sie die Taschenlampe noch einmal benutzt haben, um dich zu blenden, in der Hoffnung, dass du es für einen göttlichen Blitzstrahl halten würdest. Ziemlich kindisch, das Ganze.«
    »Nicht für einen Mann, der vom Opium berauscht ist«, widersprach Emerson. Er schob den Teller von sich und kramte seine Pfeife hervor. »Es ist ohnehin bemerkenswert, dass Ramses seine fünf Sinne noch so gut beisammen hatte.«
    Ramses’ zusammengekniffene Lippen entspannten sich. Er spähte auf seine Hände. »Der Schmerz hilft. Und auch … anderes. Leider ist mir nichts aufgefallen, woran ich sie wieder erkennen könnte, nicht einmal ihre Größe, die schwierig zu schätzen ist, wenn man keinen Vergleich hat. Sie war jung und schlank, aber keine Halbwüchsige, sondern eine Frau. Sie hat sehr leise, seltsam akzentuiert, also mit verstellter Stimme gesprochen. Das ist alles, und ohne unhöflich zu sein, Mutter, deine Theorie über weibliche Motive ist reine Einbildung! Ich will nicht näher darauf eingehen. Was hast du den ganzen Abend gemacht, Vater? Schätze, du hast dem armen alten Rashad nachgestellt?«
    »Das war unser einziger Anhaltspunkt.« Emerson paffte grinsend. »Ich habe deine Mutter und Nefret überredet, hier zu bleiben, falls du zurückkämst, und bin umgehend zu Thomas Russell aufgebrochen. Jedenfalls hatte ich das Vergnügen, ihn aus dem Bett zu holen. Es hat mich irgendwie doch verblüfft, dass alle Revolutionäre frei gelassen worden sind, sogar dein Freund Wardani, allerdings weiß keiner um seinen derzeitigen Aufenthaltsort. Russell hat ein paar von seinen Burschen auf die Suche nach Rashad geschickt, und wir sind auf einen seiner Kumpane – Bashir – gestoßen. Der schlief den Schlaf der Gerechten und stritt jedes Wissen um eine Verschwörung gegen dich oder David ab. Ich musste ihm glauben, denn ich konnte ihm nichts Gegenteiliges beweisen.«
    »Ich denke, er lügt nicht«, meinte Ramses. »Rashad hat mit dem Vorfall nichts zu tun. Dafür reicht sein Erfindungsreichtum nicht aus. Die Sache könnte eher mit unserem verschwundenen Dieb zu tun haben.«
    »Meinst du, er besitzt so viel Fantasie?«, bohrte ich.
    »Er oder einer von Sethos’ anderen Verbündeten«, erwiderte Ramses. »Gib’s zu, Mutter, der Vorfall trägt Sethos’ Handschrift. Ich glaube zwar nicht, dass er persönlich involviert war, aber sein Einfluss ist nicht zu verkennen.«
    »Noch immer keine Reaktion von ihm?«, forschte Emerson.
    »Nein, zum Henker mit diesem Mann. Hat Russell irgendwas Neues über Martinelli erfahren?«
    »Das war das einzig Positive heute Nacht«, antwortete Emerson. »Russell geht mittlerweile davon aus, dass er Martinelli schnappen soll, weil wir ihn der Teilnahme an einer nationalistischen Verschwörung verdächtigen – derselben Verschwörung, die zu Ramses’ Verschwinden führte. Es ist zwar abstrus, aber auch nicht abstruser als – äh –«
    »Die verschleierte Hathor«, murmelte Nefret. Ramses bedachte sie mit einem langen, missmutigen Blick, und ich sagte hastig: »Spekulationen bringen uns jetzt nicht weiter. Es war ein höchst merkwürdiger Zwischenfall, aber zum Glück ist niemand zu Schaden gekommen – das war offenbar auch nicht geplant. Das hat sie doch gesagt, oder? Ramses?«
    »Was?« Ramses sah auf. »Verzeih mir, Mutter. Wenn ich mich nicht täusche, hat sie so etwas gesagt, ja.«
    Ich hielt es für angeraten, das Thema zu wechseln. »Wir ruhen uns besser ein Weilchen aus. Wisst ihr, dass die Familie heute Abend ankommt?«
    »Ja, Mutter«, murmelte

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