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Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms

Titel: Amelia Peabody 15: Der Herr des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Begleiterin auf jener ersten, unvergesslichen Ägyptenreise gewesen war. Ich hätte nicht im Traum geglaubt, dass unser beider Lebensweg derart eng miteinander verknüpft und von so viel Glück gesegnet sein würde, mit einer nächsten Generation, die in unsere archäologischen Fußstapfen trat.
    Es war schön, Ramses und David wieder zusammen zu sehen, einander nah wie Brüder und beinahe so ähnlich, ihre schwarz gelockten Köpfe zusammengesteckt, während sie Neuigkeiten austauschten.
    Dafür blieb ihnen nicht viel Zeit, da Emerson davon ausging, dass alle auf das Thema Ägyptologie versessen seien, und uns in sein Gespräch mit Walter einbezog. Er erzählte Evelyn gerade, dass Cyrus mit dem Gedanken spielte, alle Grabmalereien in Deir el-Medina kopieren und publizieren zu lassen, als es laut klopfte.
    »Wer mag das sein, um diese Uhrzeit?«, sinnierte ich laut.
    Dann fiel mir ein, dass wir am Hotelempfang darum gebeten hatten, uns alle Telegramme unverzüglich hochzubringen.
    Emerson fing meinen Blick auf. »Ich geh ja schon«, brummte er und ging zur Tür. Wie üblich riss er sie weit auf und … blieb versteinert stehen.
    Emerson ist eine überaus stattliche Erscheinung, dennoch vermochte er sein Gegenüber nicht völlig zu verdecken. Ich erhaschte einen schwarzen Schopf und eine in braunes Tuch gehüllte Schulter. Das reichte mir. Ich sprang auf. Emerson regte sich; ich denke, er wollte den Durchgang versperren, der Besucher schien dies allerdings als Aufforderung zu weiten und schlüpfte geschmeidig an ihm vorbei.
    Das Tweedsakko hatte er sich irgendwann einmal von Ramses geliehen und nie zurückgegeben. Ein schwarzer Vollbart bedeckte die untere Gesichtshälfte; wallende, in die Stirn fallende Locken und eine getönte Brille, die seine eigenwillige Augenfarbe in einen Braunton verwandelte, trugen ein Übriges zu der Maskerade bei. Ein rascher, forschender Blick durch den Raum, und die bärtigen Lippen formten sich zu einem Grinsen.
    »Schön dich zu sehen, Brüderchen«, rief er, Emersons schlaff herabhängende Hand schüttelnd. »Und natürlich auch die lieben Verwandten – hätte nie zu hoffen gewagt, dass mir ein solches Vergnügen mal vergönnt ist. Das muss … das kann nur … meine reizende Schwägerin Evelyn sein. Bitte erlaube mir als einem Mitglied der Familie …« Er fasste ihre Hand und küsste sie galant, worauf sie verblüfft japste. Er begrüßte Lia auf die gleiche Weise, umarmte mich und Nefret, schüttelte David und Ramses die Hand. Wir waren wie gelähmt und er so alert, dass er seine Kapriolen ohne Unterbrechung fortsetzte. Als er sich schließlich Walter zuwandte, seine Züge ein Zerrbild simulierter Gefühle, schwante mir, dass ich eingreifen müsste. Unseligerweise sagte ich in meiner Verwirrung und Verärgerung das Falsche. »Sethos, bitte! Walter weiß nicht … Ach, Mist!« Ich kannte seinen richtigen Namen nicht; von seinen vielen Pseudonymen kam mir dieses als Erstes über die Lippen. Für Walter war es wie ein Schlag ins Gesicht. Er wirkte zwar verblüffter als wir anderen, dennoch erfasste er die Sachlage auf Anhieb. Schweigend fixierte er Emerson – es kam keine Antwort, weder Beschwichtigung noch Protest –, schlug die Hände vor die Brust, wurde kreidebleich und sackte bewusstlos zusammen.

    »Es war nur eine kleine Ohnmacht«, sagte Sethos. »Nichts Ernstes.«
    »Verbindlichen Dank«, fauchte ich. »Wenn er ein schwaches Herz gehabt hätte, wäre das sein Ende gewesen. Du gibst dich hier vorsätzlich und in boshafter Absicht als Schmierenkomödiant. Du solltest dich schämen!« Bitte denken Sie jetzt nicht, dass ich von meinem eigenen Fehlverhalten ablenken wollte. Es hätte mir auch nichts genutzt. Emerson, dessen Gefühle für seinen Halbbruder zwischen zähneknirschender Bewunderung und heftiger Ablehnung schwankten, brachte mich mit einem eisigen Blick zum Schweigen.
    »Du bist diejenige, die diesen Geniestreich zu verantworten hat, Amelia. Walter hätte die Existenz eines unbekannten Bruders bestimmt verkraftet; dass dieser Bruder aber das – äh – kriminelle Subjekt aus unseren früheren Schilderungen ist, hat ihm den Rest gegeben.«
    »Teufel noch, ich kenne seinen richtigen Namen nicht«, konterte ich. »Da wir gerade beim Thema sind …«
    »Im Nachhinein betrachtet, war mein kleiner Scherz wohl etwas fehl am Platz«, sagte Sethos süffisant. »Tut mir Leid, Amelia. Du kennst meinen gewöhnungsbedürftigen Humor. Aber sieh es einmal positiv, meine Liebe. Du

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