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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Brühe zum Ufer. Ramses duckte sich, bis er den Kai hochgeklettert war, dann zog er sich aus den Fluten und schob sich die nassen Haare aus den Augen. Prompt traf er auf den entgeisterten Blick des Bootsmannes. Dem fiel der Kinnladen nach unten.
    »Still«, wisperte Ramses. »Kein Wort. Du bekommst ein Bakschisch von mir, Ali Ibrahim. Morgen.«
    Das Wort eines Emerson war überall am Fluss Gesetz. Der Mann nickte dumpf. Ramses wrang sich das Wasser aus den Hosenbeinen und stieg die Stufen zur Straße hinauf.
    Auch wenn der kurze Abstecher in den Nil für Ramses höchst unangenehm gewesen war, hatte er David immerhin überzeugt, dass ihm keiner folgte. Der junge Emerson zog neugierige Blicke auf sich, als er tropfnass über den Gehsteig schlich, aber sein Freund sah sich nicht einmal um. Er bewegte sich zielstrebig, passierte das Winter Palace und blieb erst stehen, als er sich im ruhigeren Teil der Straße befand.
    Ringsum standen nur noch ein paar vereinzelte Häuser. Da er keine gescheite Deckung fand, hatte Ramses sich flach auf den Boden geworfen, sobald David verharrte. Er spürte, wie sich die Nässe in seinen Kleidern mit dem Straßenstaub vermischte.
    David steuerte auf eines der Gebäude zu – es war recht beeindruckend, mit mehreren Stockwerken und einer großzügigen Außentreppe, die zu dem säulenbewehrten Portal führte. Ramses sprang auf. Schmutzige Rinnsale liefen ihm über die Haut. Teufel noch, dachte er. Ich muss mit ihm reden, ihn fragen, was er hier verloren hat.
    Er schaffte es bis zum Treppenabsatz. Arme packten grob seinen Körper. Er schnellte herum, befreite einen Arm und schlug zu. Seine Faust prallte auf eine steinharte Oberfläche. Jemand brach in einen Schwall arabischer Schimpfwörter aus, ein anderer schloss sich der Tirade an. Zwei Hände schmiegten sich plötzlich bedrohlich fest um seinen Hals. Schließlich ertönte eine eindringliche Kommandostimme: »Aufhören!«
    Er erkannte die Stimme wieder. Dieses Aha-Erlebnis und der Würgegriff an seiner Kehle bewogen ihn, seine Gegenwehr einzustellen. Jemand schob ihn ins Haus und knallte die Tür zu. Im Innern war es dämmrig, gleichwohl nahm er noch stuckverzierte Wände und eine kurze Lichtreflexion wahr, vermutlich ein Spiegel, bevor man ihm die Augen verband. Dann zerrten und zogen sie ihn in einen weiteren Raum und verriegelten die Tür hinter ihm. Am Boden kauernd vernahm er eine leise gemurmelte Unterhaltung, die von außen zu ihm drang.
    Sie hatten ihm die Hände nicht gefesselt. Er riss sich die Augenbinde herunter – einen schmuddeligen Lappen, der nach Schweiß stank – und stellte fest, dass man ihm das Messer weggenommen hatte. Dann ging die Tür auf. Ein Mann trat mit einer Lampe ein, die er auf einen Tisch stellte. Der Raum war klein und dürftig möbliert, mit einer schmalen Pritsche und ein paar Schemeln und Tischchen. Ein winziges Oberlicht war in die hohe Decke geschnitten.
    »Bist du verletzt?«, fragte David besorgt.
    Ramses rappelte sich mühsam auf. Er war von oben bis unten verdreckt, seine Kehle brannte. Sein Arm schien ein Eigenleben zu entwickeln. Er holte unbewusst aus und versetzte David mit dem Handrücken einen harten Schlag vor den Kopf. Sein Freund taumelte zurück, warf die Hände vors Gesicht. Blut sickerte zwischen seinen Fingern hervor.
    »Also warst du es«, zischte Ramses. »Du warst es die ganze Zeit.«
10. Kapitel
    Wir warteten im Salon, bis das Abendessen aufgetragen würde, als Nefret hereinschneite.
    »Wo sind David und Ramses?«, fragte ich. »Das Essen ist gleich fertig.«
    »Weggegangen.« Nefret strich sich eine vorwitzige Haarsträhne hinters Ohr.
    Vermutlich waren wir alle ein wenig durch den Wind – mag sein, dass es auch an ihrem Tonfall lag. Jedenfalls blickte Sethos stirnrunzelnd auf und Emerson erhob sich blitzartig.
    »Um diese Uhrzeit?«, wunderte ich mich. »Was ist denn passiert?«
    Nefret nahm ein gefaltetes Stück Papier aus der Rocktasche und gab es mir. »Nichts«, sagte sie. »Es sei denn – ach, keine Ahnung, Mutter. Ich konnte ihn nicht aufhalten, er war einfach zu fix. Schwupps, aus dem Fenster und weg war er. Zudem war ich noch nicht angezogen.«
    »Beruhige dich, Liebes.« Ich reichte Emerson den Zettel. »Schätze, mit ›er‹ meinst du Ramses. David war schon weg, hm?«
    »Ja.«
    »Er schreibt, er wolle einen Spaziergang machen«, murmelte Emerson. »Das ist zwar ungewöhnlich, aber doch nichts Beunruhigendes. Nefret, Liebes, setz dich. Ich hol dir ein Glas –

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