American Psycho
unwiderstehlichen »How Will I Know« vom letzten Album folgt. Darauf folgt das sensible »Just the Lonely Talking Again«, und es spiegelt die ernstzunehmenden Jazz-Einflüsse, die das erste Album durchzogen, und auch eine neuerworbene künstlerische Reife ist Whitneys Stimme anzumerken – alle Vokalarrangements des Albums hat sie selbst geschrieben –, ganz besonders deutlich wird das auf »Love Will Save the Day«, Whitneys bisher ambitioniertestem Song. Jellybean Benitez hat ihn produziert, und er pulsiert vor Uptempo-Intensität und reflektiert, wie viele Songs dieses Albums, eine erwachsene Sicht auf die Welt, in der wir alle leben. Sie singt, und wir glauben ihr. Ein ziemlicher Schritt von dem sanfteren Kleinmädchenimage, das ihr erstes Album so anziehend machte.
Ein noch erwachseneres Image entfaltet sie auf dem von Michael Masser produzierten »Didn’t We Almost Have It All«, einem Song über ein Treffen mit einem längst verflossenen Liebhaber, bei dem man ihm gründlich die Meinung über die vergangene Affäre sagt, und hier sehen wir Whitney auf dem Höhepunkt ihrer poetischen Kraft. Und wie die meisten Balladen hat auch diese ein herrliches Streicherarrangement. »So Emotional« liegt auf derselben Linie wie »How Will I Know« und »I Wanna Dance with Somebody«, ist aber noch rockorientierter und, wie alle Songs auf Whitney, gespielt von einer phantastischen Studioband mit Narada an der Drummachine, Wolter Afanasieff an Synthesizer und Synth Bass, Corrado Rustici an der Synth Guitar und jemand, der sich Bongo Bob nennt und für Percussion-Programming und Drum-Sampling verantwortlich zeichnet. »Where You Are« ist der einzige von Kashif produzierte Song des Albums, und es trägt seinen unauslöschlich professionellen Stempel – es hat einen sanften, funkelnden Sound und Schimmer mit einem funky Sax-Solo von Vincent Henry. Für mich klang es wie eine Hitsingle, und ich kann mich nur wundern, daß es nicht ausgekoppelt wurde.
»Love Is a Contact Sport« ist die echte Überraschung des Albums – eine großformatige, kraftvolle, sexy Nummer die, was die Produktion angeht, das Kernstück des Albums ist, und neben dem guten Beat fantastische Lyrics hat. Einer meiner Favoriten. Auf »You’re Still My Man« kann man hören, wie selbstverständlich Whitney ihre Stimme als Instrument einsetzt – eine makellose, warme Maschine, die fast das Sentiment der Musik überrundet, aber die Texte und die Melodien sind zu eindringlich, zu stark, um gegen einen Sänger zu verblassen, selbst gegen eine Sängerin von Whitneys Kaliber. »For the Love of You« glänzt mit Naradas’ brillanten Fähigkeiten als Drum-Programmierer, und sein modernes Jazzfeeling geht nicht nur auf bewährte Kräfte des modernen Jazz wie Michael Jackson und Sade zurück, sondern auch auf andere Künstler wie Miles Davis, Paul Butterfield und Bobby McFerrin.
»Where Do Broken Hearts Go« ist die kraftvollste Beschreibung verlorener Unschuld und des Versuchs, wieder in die Sicherheit der Kindheit zu finden. Ihre Stimme ist so lieblich und kontrolliert wie je und führt uns zu »I Know Him So Well«, dem bewegendsten Moment der Platte, weil es an erster und wichtigster Stelle ein Duett mit ihrer Mutter, Cissy, ist. Es ist eine Ballade über … wen? – einen gemeinsamen Lover? einen längst hingegangenen Vater? – mit einer Mischung aus Sehnsucht, Bedauern, Zielstrebigkeit und Schönheit, die das Album in einer anmutigen, perfekten Note ausklingen läßt. Von Whitney ist noch großes zu erwarten (mit »One Moment in Time« leistete sie einen unvergeßlichen Beitrag zu den Olympischen Spielen 1988), doch selbst, wenn es nicht so wäre, bliebe sie jetzt schon die aufregendste und unverfälschteste schwarze Jazzstimme ihrer Generation.
Dinner mit Sekretärin
Montag abend acht Uhr. Ich bin in meinem Büro und versuche mich am New York Times- Kreuzworträtsel vom Sonntag, höre Rapmusik auf der Stereoanlage, versuche die Gründe für ihre Popularität zu ergründen, weil ein kleiner blonder Hardbody, den ich vor zwei Tagen im Au Bar kennengelernt habe, mir erzählt hat, daß er nichts anderes hört als Rap, und obwohl ich ihm später in irgend jemandes Apartment im Dakota die Scheiße aus dem Leib prügelte (ich hätte sie fast geköpft; kein besonders neuartiges Erlebnis für mich), war mir heute morgen sein Musikgeschmack wieder in den Sinn gekommen, und ich mußte bei Tower Records an der Upper West Side haltmachen und Rap-CDs im Wert
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