American Psycho
flitze ich durch die Wohnung, schnappe mir den Zagat-Führer und blättere ihn hastig durch, bis ich das Dorsia gefunden habe. Mit zitternden Fingern wähle ich die Nummer. Besetzt. In Panik stelle ich das Telefon auf ununterbrochene Wahlwiederholung, und für die nächsten fünf Minuten ertönt nichts außer dem Besetztzeichen, beharrlich und unheilschwanger. Schließlich ein Klingeln, und in den Sekunden, bevor abgenommen wird, erlebe ich eine der seltensten Erfahrungen überhaupt: einen Adrenalinstoß.
»Dorsia«, meldet sich eine Stimme, das Geschlecht ist kaum identifizierbar, androgyn durch den Lärmpegel im Hintergrund. »Bitte bleiben Sie dran.«
Es klingt nur unwesentlich leiser als ein rappelvolles Football-Stadion, und ich benötige jede Unze Selbstbewußtsein, um dranzubleiben und nicht aufzuhängen. Fünf Minuten warte ich, die Handflächen schweißnaß und schmerzend, weil ich das kabellose Telefon so fest umklammere, ein Teil von mir sieht die Fruchtlosigkeit meiner Bemühungen ein, ein anderer hofft noch, ein weiterer ist sauer, weil ich die Reservierung nicht eher gemacht oder Jean damit beauftragt habe. Die Stimme meldet sich wieder und sagt barsch: »Dorsia.«
Ich räuspere mich. »Ah, ja, ich weiß, es ist schon etwas spät, aber wäre es noch möglich, einen Tisch für zwei für halb neun oder vielleicht neun zu reservieren?« Ich habe beide Augen fest geschlossen.
Eine Pause folgt – die Menge im Hintergrund eine einzige wogende, ohrenbetäubende Masse –, und von echter Zuversicht durchflutet, öffne ich die Augen und stelle mir vor, daß der Maître d’, Gott segne ihn, in seiner Reservierungsliste nach einer Abbestellung sucht, aber er beginnt zu kichern, verhalten erst, dann zu einem hohen Crescendo anschwellend, das abrupt abbricht, als er den Hörer aufknallt.
Verwirrt, erregt, von einem Gefühl der Leere übermannt, sammle ich mich, um meinen nächsten Schritt zu überlegen. Nur der hektische Wählton klingt aus dem Hörer. Ich reiße mich zusammen, zähle bis sechs, schlage erneut den Zagat auf, gewinne meine Fassung wieder und kämpfe gegen die fast übermächtige Panik an, eine Reservierung für halb neun zu bekommen, wenn schon nicht in einem Laden so trendy wie das Dorsia, dann doch wenigstens in der nächstbesten Liga. Schließlich bekomme ich einen Tisch für zwei um neun im Barcadia, das aber nur dank einer Abbestellung, und obwohl Patricia wahrscheinlich enttäuscht sein wird, könnte es ihr doch gefallen – gut plazierte Tische, gedämpftes, schmeichelndes Licht, das Essen Nouvelle Southwestern – und wenn nicht, was will die Nutte schon machen, mich verklagen?
Im Fitneß-Center hatte ich nach dem Büro intensiv trainiert, aber die Anspannung kehrt wieder, also mache ich neunzig Sit-Ups, hundertfünfzig Liegestütze und laufe anschließend zwanzig Minuten auf der Stelle, während ich mir die neue Huey-Lewis-CD anhöre. Ich nehme eine heiße Dusche und benutze danach Waschlotion von Caswell-Massey für das Gesicht und eine Greune-Waschlotion für den Körper, anschließend eine Feuchtigkeitscreme von Lubriderm und eine Neutrogena-Gesichtscreme. Ich kann mich zwischen zwei Outfits nicht entscheiden. Das eine ist ein Wollcrêpe-Anzug von Bill Robinson, den ich bei Saks gekauft habe, mit einem Baumwoll-Jacquard-Hemd von Charivari und einer Armani-Krawatte. Oder aber ein Sportmantel in blauem Plaid aus Wolle und Kaschmir, ein Baumwollhemd und eine Bundfaltenhose von Alexander Julian mit einer gepunkteten Seidenkrawatte von Bill Blass. Der Julian könnte ein bißchen zu warm für Mai sein, aber sollte Patricia dieses Outfit von Karl Lagerfeld tragen, was ich annehme, dann sollte ich vielleicht lieber den Julian nehmen, denn das würde gut zu ihrem Kostüm passen. Dazu Krokodilleder-Halbschuhe von A. Testoni.
Ein Flasche Scharffenberger steht gekühlt in einem Spiros-Kelch aus Schleudergußaluminium, der wiederum in einem Christine-Van-der-Hurd-Champagnerkühler aus geschliffenem Glas auf einem silbernen Tablett steht. Der Scharffenberger ist nicht übel – zwar nicht Cristal, aber warum Cristal an diesen Fickfrosch vergeuden? Wahrscheinlich würde sie den Unterschied eh nicht merken. Ich genehmige mir ein Glas, während ich auf sie warte, stelle hin und wieder die Steuben-Tiere auf dem Glas-Teetischchen von Turchin um und blättere in dem letzten gebundenen Buch, das ich mir gekauft habe, irgendwas von Garrison Keillor. Patricia ist unpünktlich.
Während ich auf der
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