American Psycho
mich ja ein Stündchen beschäftigen kann. Ich schaue auf meine Rolex und sehe, daß ich, wenn wir es bei einem oder zwei Drinks belassen, rechtzeitig zur Late Night with David Letterman zu Hause sein werde. Obwohl Patricia attraktiv ist und nichts gegen Sex mit ihrem Körper einzuwenden wäre, geht mir die Vorstellung, behutsam mit ihr umzugehen, den charmanten Begleiter zu spielen, mich für diesen Abend zu entschuldigen, für meine Unfähigkeit, uns einen Tisch im Dorsia zu besorgen (auch wenn das Barcadia doppelt so teuer ist, Herrgott noch mal), doch gegen den Strich. Die Nutte ist wahrscheinlich sauer, weil wir nicht in einer Limousine fahren.
Das Taxi hält vor dem Tunnel. Ich zahle den Fahrpreis, gebe dem Fahrer ein anständiges Trinkgeld und halte die Tür für Patricia auf, die meine Hand ignoriert, als ich ihr aus dem Taxi helfen will. Niemand wartet heute vor den Absperrkordeln. Tatsächlich ist die einzige Person auf der ganzen Twenty-fourth ein Penner, der schmerzgekrümmt vor einem Müllcontainer nach Essen oder Kleingeld jammert, und wir gehen schnell an ihm vorbei, als einer der drei Türsteher hinter der Absperrung uns reinläßt, während ein anderer mir auf den Rücken klopft und fragt: »Wie geht es Ihnen, Mr. McCullogh?« Ich nicke, halte Patricia die Tür auf und sage, bevor ich ihr folge, »Prima, äh, Jim« und schüttele ihm die Hand.
Einmal drinnen, nachdem ich für uns beide fünfzig Dollar bezahlt habe, steuere ich sofort die Bar an, ohne mich groß darum zu kümmern, ob Patricia nachkommt. Ich bestelle einen J&B mit Eis. Sie will ein Perrier, ohne Limone, und bestellt selber. Nachdem ich das halbe Glas geleert habe, an der Bar lehne und die Hardbody-Kellnerin mustere, erscheint mir plötzlich irgend etwas merkwürdig; es liegt weder an der Beleuchtung noch an dem Hardbody hinter der Theke, und auch nicht an INXS, die »New Sensation« singen. Als ich mich langsam umdrehe, um den Rest des Clubs zu überblicken, sehe ich mich einem gänzlich verwaisten Raum gegenüber: Patricia und ich sind die einzigen Gäste im ganzen Club. Wir sind, abgesehen von dem einen oder anderen Hardbody, die sprichwörtlichen ganze zwei Leute im Tunnel. Aus »New Sensation« wird »The Devil Inside«, die Musik läuft auf voller Lautstärke, aber es klingt nicht so laut, weil es keine Menschenmenge gibt, die darauf reagiert, und die Tanzfläche sieht leer riesengroß aus.
Ich verlasse die Bar und beschließe, die anderen Räume des Clubs zu überprüfen, in der Annahme, daß Patricia mir folgt. Aber das tut sie nicht. Niemand bewacht die Treppe, die ins Basement führt, und als ich sie hinabsteige, wechselt oben die Musik, geht über in Belinda Carlisles »I Feel Free«. Im Basement hält sich ein Paar auf, das wie Sam und Ilene Sanford aussieht, aber hier unten ist es dunkler, wärmer, und ich könnte mich irren. Ich gehe an ihnen vorbei, während sie champagnertrinkend an der Bar stehen, und steuere auf einen äußerst gutgekleideten, mexikanisch aussehenden Typ zu, der auf einer Couch sitzt. Er trägt ein zweireihiges Wolljackett mit einer passenden Bundfaltenhose von Mario Valentino, ein Baumwoll-T-Shirt von Agnes B. und Lederslipper (ohne Socken) von Susan Bennis Warren Edwards, und ist in Begleitung einer gutaussehenden, muskulösen Eurotrash-Schnepfe – schmutziges Blond, dicke Titten, braun, kein Make-up, raucht Merit Ultra Lights –, die ein Baumwollkleid mit Zebramuster von Patrick Kelly und Seiden-Straß-Stiefeletten mit hohen Absätzen trägt.
Ich frage den Typen, ob er Ricardo heißt.
»Klar«, nickt er.
Ich frage nach einem Gramm, sage ihm, Madison habe mich geschickt. Ich zücke meine Brieftasche und gebe ihm einen Fünfziger und zwei Zwanziger. Er bittet die Eurotrash-Schnepfe um ihre Handtasche. Sie reicht ihm eine Samttasche von Anne Moore. Ricardo greift hinein und reicht mir einen winzigen, zusammengefalteten Umschlag. Bevor ich gehe, erklärt mir das Eurotrash-Girl, wie gut ihr meine Gazellenlederbrieftasche gefällt. Ich sage ihr, ich würde sie gerne zwischen die Titten ficken und ihr dann vielleicht die Arme abschneiden, aber die Musik, George Michael bringt »Faith«, ist zu laut, und sie kann mich nicht verstehen.
Oben finde ich Patricia, wie ich sie zurückgelassen habe, allein an der Bar, wo sie sich an ihrem Perrier festhält.
»Hör zu, Patrick«, beginnt sie, schon etwas versöhnlicher. »Ich möchte dir nur sagen, daß ich …«
»Eine Nutte bin? Hör zu, willst du
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