American Psycho
Koks?« unterbreche ich sie laut.
»Äh, ja … klar.« Sie ist völlig verwirrt.
»Dann komm!« brülle ich und nehme sie an der Hand.
Sie stellt ihren Drink ab und folgt mir durch den verwaisten Club die Treppe hoch zu den Toiletten. Eigentlich gibt es keinen Grund, warum wir es nicht unten tun könnten, aber das wäre doch etwas billig, also nehmen wir das meiste in einer der Kabinen der Herrentoilette. Wieder draußen setze ich mich auf eine Couch und rauche eine ihrer Zigaretten, während sie die Treppe runtergeht, um uns Drinks zu holen. Sie kommt zurück und entschuldigt sich für ihr Benehmen früher am Abend. »Ich mein, das Barcadia war toll, das Essen war hervorragend und das Mango-Sorbet, o mein Gott, ich war im siebten Himmel. Glaub mir, es geht völlig in Ordnung, daß wir nicht im Dorsia waren. Wir können immer noch ein anderes Mal dahin gehen, und ich weiß, daß du sicherlich versucht hast, einen Tisch zu bekommen, aber es ist nun mal gerade so in. Aber, ja wirklich, das Essen im Barcadia war toll. Wie lang gibt es das schon? Ich glaube, drei, vier Monate. Ich hab eine großartige Kritik im New York Magazine gelesen oder im Gourmet vielleicht … Aber egal, willst du morgen abend mit mir zu Wallace’ Band gehen, vielleicht könnten wir erst ins Dorsia und uns dann die Band ansehen oder hinterher ins Dorsia, aber vielleicht hat es so spät gar nicht auf. Patrick, im Ernst: du solltest sie wirklich sehen. Avatar ist so ein toller Leadsänger, und ich habe wirklich mal geglaubt, ich sei in ihn verliebt – na ja, ich empfand Lust, nicht Liebe. Damals habe ich Wallace wirklich gemocht, aber er machte in Emissionsgeschäften, bis ihm das über den Kopf wuchs und er zusammenklappte, das Acid, nicht das Kokain war schuld. Also ich weiß ja, aber als das alles in die Brüche ging, hielt ich es, na ja, für das Beste, sich einfach treiben zu lassen und sich nicht darum zu kümmern …«
J&B, geht mir durch den Kopf. Glas J&B in meiner rechten Hand, denke ich. Hand, denke ich. Charivari. Hemd von Charivari. Fusilli, denke ich. Jami Gertz, denke ich. Ich würde gerne Jami Gertz ficken, denke ich. Porsche 911. Ein Sharpei, denke ich. Ich hätte gerne einen Sharpei. Ich bin sechsundzwanzig Jahre alt, denke ich. Nächstes Jahr werde ich siebenundzwanzig sein. Eine Valium. Ich hätte gerne eine Valium. Nein, zwei Valium, denke ich. Funktelephon, denke ich.
Reinigung
Die chinesische Reinigung, zu der ich für gewöhnlich meine blutigen Sachen schicke, lieferte mir gestern ein Soprani-Jackett, zwei weiße Brooks-Brothers-Hemden und eine Agnes-B.-Krawatte, die immer noch Blutspuren trugen. Ich bin um zwölf zum Lunch verabredet – in vierzig Minuten – und beschließe, vorher bei der Reinigung vorbeizuschauen und mich zu beschweren. Zusätzlich zu dem Soprani-Jackett, den Hemden und der Krawatte bringe ich noch eine Tasche mit blutbefleckten Laken mit, die auch gereinigt werden müssen. Die chinesische chemische Reinigung liegt zwanzig Blocks von meinem Apartment entfernt auf der West Side, fast bei der Columbia University, und da ich dort noch nie zuvor gewesen bin, schockt mich die Entfernung doch (vorher sind meine Sachen nach einem Anruf immer aus meiner Wohnung abgeholt und innerhalb von vierundzwanzig Stunden zurückgebracht worden). Wegen dieser Exkursion fehlt mir die Zeit zum Morgentraining, und da ich verschlafen habe, infolge eines Koksgelages bis zum Morgengrauen mit Charles Griffin und Hilton Ashbury, das völlig harmlos auf einer Presse-Party bei M.K., zu der niemand von uns eingeladen war, begonnen und irgendwann gegen fünf an meinem Bankautomaten geendet hatte, habe ich die Patty Winters Show verpaßt, in der aber nur ein Interview mit dem Präsidenten wiederholt wurde, also wohl nichts von Bedeutung.
Ich bin nervös, mein Haar ist zurückgekämmt, mein Kopf tut weh, ich habe die Wayfarers auf, eine Zigarre – nicht angezündet – zwischen den Zähnen, trage einen schwarzen Armani-Anzug, ein weißes Armani-Baumwollhemd und eine Seidenkrawatte, auch von Armani. Ich sehe toll aus, aber mein Magen revoltiert und mir schwirrt der Kopf. Beim Betreten der chinesischen Reinigung streife ich einen flennenden Penner, einen alten Mann, vierzig oder fünfzig, fett und grauhaarig, und just in dem Moment, in dem ich die Tür öffne, bemerke ich, daß er zu allem Überfluß auch noch blind ist, und trete ihm auf den Fuß, der eher ein Stumpen ist, was dazu führt, daß er seine Tasse fallen läßt und
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